Berühmtes gotisches Fastentuch schmückt bald wieder Gurker Dom
Das Aufziehen des berühmten gotischen Fastentuchs aus dem Jahr 1458 während der Aschermittwoch-Liturgie ist der Höhepunkt des Fastenzeitbeginns in Kärnten. Das Fastentuch von Gurk zählt zu den bedeutendsten europäischen Zeugnissen mittelalterlicher Malkunst. Das Werk von Meister Konrad aus Friesach ist auch das größte und älteste Fastentuch Kärntens. Es enthält 99 szenische Darstellungen auf knapp 90 Quadratmetern Leinentuch. Die Szenen zeichnen das heilsgeschichtliche Handeln Gottes am Menschen von der Schöpfung bis zum Jüngsten Tag nach. Eine Besonderheit des Gurker Fastentuches ist die Einbindung und Darstellung von Menschen aus der Profangeschichte - zum Beispiel von Alexander dem Großen, Julius Cäsar oder Kaiser Augustus.
Die liturgische Feier am Aschermittwoch in der Kärntner Bischofskirche beginnt um 18 Uhr, heißt es in einer Ankündigung der Gurker Dompfarre. Der Wortgottesdienst wird beim Hochaltar vor dem aufgezogenen Fastentuch gefeiert. Dabei besteht die Möglichkeit des Empfangs des Aschenkreuzes. Nach einer Prozession in die Hauptkirche wird dort die Liturgie mit der Eucharistiefeier fortgesetzt. Nach der Feier gibt es für Interessierte eine detaillierte Beschreibung des Tuches sowie einzelner Bildfelder durch den bekannten Fastentuch-Experten Prof. Heinz Ellersdorfer
Diese traditionelle Veranstaltung ist mittlerweile zu einem Fixpunkt der Kärntner Kulturszene geworden und zieht so Jahr für Jahr Gläubige und Kunstinteressierte aus aller Welt an. Ab 15. Februar ist das Gurker Fastentuch bis Karsamstag täglich von 10 bis 17 Uhr mit und ohne Führung im Dom zu besichtigen.
Fast tausendjährige Tradition
Fastentücher gehören zu den ältesten Zeugnissen von Glaube, Kultur und Brauchtum. Die fast ein Jahrtausend alte Tradition geht auf den jüdischen Tempelvorhang zurück, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird. Ursprünglicher Zweck war die Verhüllung, gleichsam ein "Fasten der Augen".
In Kärnten hat sich mit rund 40 Tüchern eine besondere Tradition und Vielfalt erhalten. In der Regel werden sie im Chorraum vor dem Hochaltar hochgezogen und verbleiben dort bis zum Mittwoch der Karwoche, mancherorts auch bis zum Karsamstag. Bedeutende Fastentücher sind neben dem Gurker auch jene von Haimburg (1504), Reichenfels (um 1520, in Bad St. Leonhard befindlich), Steuerberg (um 1530, Diözesanmuseum) und Millstatt (1593).
Von den "jüngeren" Fastentüchern sind jene von Karl Bauer in Klagenfurt-St. Peter (1983), von Peter Brandstätter in Maria Bichl/Lendorf (2000) und aufgrund seines theologischen Konzepts jenes von Villach-Heiligenkreuz (1994/95) zu nennen. Karl Wolschner schuf 1990-94 ein Fastentuch in Seidenbatik-Technik, das nun in Maria Saal zu sehen ist. Mit 35 Quadratmeter ist es das größte Tuch in dieser Technik. 2006 schuf Valentin Oman ein Fastentuch für die Pfarrkirche Latschach/Loce am Faakersee. Das jüngste Fastentuch stammt von Ferdinand Penker. Es ist 2009 entstanden und ist in der Stadtpfarrkirche von Straßburg im Gurktal zu sehen.
Quelle: kathpress