Ökumene: Schönborn würdigt "lebendige christliche Immigration"
Die zigtausenden Kirchenaustritte, die die katholische Kirche jedes Jahr zu verzeichnen hat, seien "sehr schmerzlich". Umso bewegender sei es aber zu sehen, "dass der Herr uns beschenkt mit einer sehr lebendigen christlichen Immigration". Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Ansprache beim traditionellen Ökumenischen Empfang am Mittwochabend im Wiener Erzbischöflichen Palais betont. Der Wiener Erzbischof sprach damit vor allem die vielen Gläubigen der orthodoxen und orientalischen Kirchen an, die in Österreich Fuß gefasst haben. Dazu kämen noch die zahlreichen Freikirchen im Land, die auch einen starken Zuwachs verzeichnen würden. Schönborn sprach von "christlicher Erneuerung in vielfältigen Formen". Dies alles sei ein starkes Zeichen, "dass der Herr wirklich am Werk ist".
Kardinal Schönborn konnte zum Ökumenischen Empfang die Spitzenvertreter aller christlichen Kirchen in Österreich begrüßen. Dem Ökumenischen Rate der Kirchen in Österreich gehören derzeit 16 Kirchen an. Von der orthodoxen Seite war neben Metropolit Arsenios u.a. auch der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) gekommen, die evangelischen Kirchen wurden an erster Stelle vom lutherischen Bischof Michael Bünker, dem reformierten Landessuperintendenten (und Vorsitzenden des Ökumenischen Rates) Thomas Hennefeld sowie vom methodistischen Superintendenten Stefan Schröckenfuchs repräsentiert. Für die orientalisch-orthodoxen Christen war neben Bischof Gabriel u.a. auch der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin gekommen.
Von Seiten der Politik nahm erstmals Kanzleramtsminister Gernot Blümel am Empfang im Erzbischöflichen Palais teil. In seine Zuständigkeit fallen mit dem Kultusamt die grundlegenden Beziehungen zwischen Staat und Kirchen. Kardinal Schönborn dankte Minister Blümel für sein Kommen, das eine "starke Geste" gegenüber den christlichen Kirchen im Land sei.
Im Rückblick auf das Jahr 2017 würdigte der Kardinal zum einen das Reformationsjubiläum. Er sei für dieses Jahr dankbar, denn es habe die Möglichkeit für die evangelische und katholische Kirche geschaffen, "den Auftrag des Herrn gemeinsam zu vertiefen und neu zu bedenken und auch gemeinsam zu leben".
Weiters erinnerte der Kardinal an das Pfingstfest 2017 in Rom, wo der Beginn der charismatischen Bewegung vor 50 Jahren innerhalb der Katholischen Kirche ökumenisch gefeiert wurde. Papst Franziskus habe dabei die Christen aller Kirchen aufgerufen, gemeinsam voran zu gehen. Alle Christen seien gemeinsam aufgerufen, das Evangelium zu verkünden und missionarisch zu sein.
Die Ökumene verglich Kardinal Schönborn in seiner Ansprache mit dem Bild eines Rades. Die Nabe sei Christus und die Kirchen würden die Speichen bilden. "Je näher wir der Nabe und damit Christus kommen, desto näher kommen wir auch einander."
Pro-Oriente Auszeichnungen
Im Rahmen des Empfangs wurden der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der koptische Bischof Anba Gabriel zu Ehrenmitgliedern der Stiftung Pro Oriente ernannt. Kardinal Schönborn überreichte in seiner Funktion als Vorsitzender des Kuratoriums Stiftung die Dekrete.
Weiters wurde die neue ökumenische Publikation "Tag des Judentums" präsentiert. Dabei handelt es sich um einen Leitfaden bzw. eine Dokumentation für eine gemeinsame christlich-jüdische Gedenkstunde bzw. Einstimmung auf den "Tag des Judentums", der von den christlichen Kirchen jedes Jahr am 17. Jänner begangen wird. Hinter dem Projekt steht die Initiative "Vernetzte Ökumene Wien West" unter Leitung von Elisabeth Lutter, die die Broschüre beim Empfang auch präsentierte. Im vergangenen Jahr war der Leitfaden mit dem erstmals vergebenen Ökumene-Preis der Österreichischen Bischofskonferenz, des Evangelischen Oberkirchenrats A. und H.B. und der Evangelisch-methodistischen Kirche ausgezeichnet worden.
Dem Empfang voraus gegangen war eine gemeinsame Vesper im Wiener Schottenkloster. An ihr nahmen neben den Vertretern aus der Ökumene die Mönche der Benediktinerabtei teil.
Quelle: kathpress