Faßmann: Religiöse Bildung ist "wichtige Grundlage der Erziehung"
Ein Bekenntnis zur religiösen Bildung als "wichtige Grundlage der Erziehung" hat Bildungsminister Heinz Faßmann abgelegt. "Zu wissen, was moralisch gesehen richtig und was falsch ist", sei bedeutsam für die ethische Fundierung und Persönlichkeitsentwicklung Heranwachsender, sagte er in einem Interview für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche" (1. Februar). Er sei deshalb "auch keiner, der Religion aus Kindergärten und Schulen verbannen will", so Faßmann. Er habe immer gesagt: "Österreich ist ein religionsfreundliches Land. Aber Österreich ist auch ein religionsneutrales Land." Mit diesem Weg sei man in Österreich gut gefahren, und, wie der Minister hinzufügte, "das stimmt auch mit meinem persönlichen Weltbild überein".
Zu dem im Regierungsprogramm festgehaltenen Vorhaben, "Modelle eines kooperativen und dialogischen Religionsunterrichts weiterzuführen", erklärte Faßmann: Es sei wichtig, dass sich Kinder im Religionsunterricht - unabhängig von ihrem eigenen Glauben - auch mit den Inhalten anderer Religionen auseinandersetzen. Es reiche nicht aus, bloß zu wissen, dass es fünf Weltreligionen gibt. "Hier gibt es sicher auch im Islam zu wenig aufklärerische Momente."
Faßmann plädierte in diesem Zusammenhang für mehr Angebote für islamische Religionspädagogik an den Unis wie jenem an der Universität Wien, die mit der Implementierung eines islamisch-theologischen Bachelorstudiums eine Vorreiterrolle einnehme. Voraussetzung dafür seien freilich entsprechend qualifizierte islamische Theologen.
Ethikunterricht mit Vorbehalten
Zurückhaltend äußerte sich der Minister zum schulpolitischen "Dauerbrenner" Ethikunterricht. Dieses als Schulversuch in der Sekundarstufe II laufende Unterrichtsfach auf alle Schulstufen auszuweiten, würde in Zeiten großen Spardrucks "eine signifikante finanzielle Herausforderung darstellen". Den Hinweis der "Furche", Ethikunterricht sei seit 20 Jahren ausdiskutiert und evaluiert, und die darin ausgebildeten Lehrkräfte würden ebenso lange auf eine rechtliche Verankerung ihrer Tätigkeit warten, beantwortete Faßmann mit einer Gegenfrage: "Was raten Sie mir also?" Darauf die "Furche"-Interviewer Otto Friedrich und Doris Helmberger: "Umsetzen! Schließlich ist es problematisch, wenn immer mehr Schüler keine religiöse und ethische Bildung erhalten."
Faßmann "sehe das genauso", wie er sagte. Zugleich gab er zu bedenken, dass angesichts eines "bekenntnisorientierten Unterrichts" wie dem Fach Religion zu diskutieren sei, "ob man diesem auch eine Stunde wegnehmen und zur Ethik geben soll". Faßmann: "Die Frage ist, wie sich die Kirchen dazu verhalten. Das ist nicht einfach."
Mehr politische Bildung notwendig
Zur NS-Liedgut-Affäre um den FPÖ-Politiker Udo Landbauer merkte Faßmann an: "Wo bleiben die Lehren aus der Geschichte? Warum wird das alles so wenig reflektiert?" Nach einem offenen Brief von rund 200 Universitätsangehörigen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, den auch mehrere Theologen unterzeichneten, habe er mit den Rektoren und einigen Professoren gesprochen und "ihnen auch versprochen, weiter wachsam zu sein".
Rekrutierungsversuche von Pennäler-Burschenschaften an Schulen, durch die Jugendliche womöglich mit neonazistischem Gedankengut in Kontakt kommen, könne er als Bildungsminister nicht verhindern. "Wenn es um einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz geht, ist der Fall klar", wies Faßmann hin. "Aber ansonsten kann ich hier keine Zensurbehörde sein." Es gebe ja auch politische Vorfeldorganisationen am anderen Ende des politischen Spektrums. In der Schule brauche es "umso dringlicher politische Bildung - und zwar eine ausgewogene, die die jungen Menschen nicht manipuliert".
Quelle: kathpress