Ökumenische Gesten bei orthodoxen Wasserweihen in Österreich
Im Zeichen der guten Beziehungen zwischen Ost- und Westkirche stand an diesem Wochenende die orthodoxe "Große Wasserweihe" in St. Andrä/Zicksee, wo in Kürze das erste orthodoxe Kloster in Österreich entstehen soll. Metropolit Arsenios (Kardamakis) stand der Feier am Zicksee vor, zu der neben orthodoxen Gläubigen und Geistlichen auch zahlreiche Bewohner von St. Andrä gekommen waren. Auch der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics nahm wieder an der Wasserweihe teil. Im Rahmen der Weihe wird vom Vorsteher der Feier drei Mal unter Segensgebeten ein Kreuz ins Wasser getaucht. In St. Andrä tauchte Metropolit Arsenios das Kreuz allerdings nur zweimal selbst in das Wasser des Zicksees ein, das dritte Mal überließ er diese Ehre Bischof Zsifkovics.
Vor der Wasserweihe am Zicksee wurden Metropolit Arsenios und Bischof Zsifkovics von Vertretern der katholischen Pfarrgemeinde und der Gemeinde St. Andrä feierlich empfangen. In der katholischen Pfarrkirche von St. Andrä enthüllten und segneten die beiden Bischöfe eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Besuch des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. im Jahr 2014 in St. Andrä.
Beide drückten dabei auch ihren Wunsch aus, dass die katholische und orthodoxe Kirchen noch viel näher zueinander finden mögen. Laut Bischof Zsifkovics habe sich in St. Andrä am Zicksee "etwas von dem erfüllt, was Papst Johannes Paul II. uns bei seinem Besuch in unserer Diözese 1988 ans Herz gelegt hat. - Nämlich, dass wir Brückenbauer sein sollen, nicht nur zwischen West und Ost, sondern auch zwischen West- und Ostkirche". Das orthodoxe Kloster in St. Andrä am Zicksee werde nach den Worten des Eisenstädter Diözesanbischofs ein "sichtbares Zeichen" einer Brücke zwischen Ost- und Westkirche sein.
Bei der Wasserweihe dankte Metropolit Arsenios der Bevölkerung von St. Andrä für ihre "Gastfreundschaft und Liebe". In Anspielung an die Rede des Eisenstädter Bischofs appellierte er an alle Besucher der Wasserweihe: "Bauen wir alle gemeinsam, werden wir alle Brückenbauer!" Mit dem Kreuz wurden der Zicksee und alle Gewässer, die Anwesenden und die ganze Gemeinde St. Andrä am Zicksee gesegnet. In seiner Rede hob der Metropolit zudem auch die Wichtigkeit des Umweltschutzes hervor.
Bischof Zsifkovics bedankte sich bei Metropolit Arsenios für seine Entscheidung, das erste orthodoxe Kloster Österreich nun doch in St. Andrä bauen zu wollen. Für ihn sei diese Entscheidung im Dezember 2017 das "größte Weihnachtsgeschenk gewesen, das er sich wünschen konnte", so Bischof Zsifkovics. In diesem Zusammenhang dankte der katholische Bischof auch der Bevölkerung von St. Andrä für ihre positive Zustimmung zum Kloster und dem neuen Bürgermeister Andreas Sattler bzw. der Gemeindevertretung für deren Bemühungen, das Kloster in St. Andrä Wirklichkeit werden zu lassen. Das Kloster-Projekt wurde bereits 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte.
An der Großen Wasserweihe nahmen auch Abt Paisios Jung und die Mönche aus dem orthodoxen Kloster in St. Andrä teil. Die Mönchsgemeinschaft besteht bereits und lebt - solange es noch kein eigenes Kloster gibt - in einem angekauften Haus im Ort. Derzeit gehören fünf Mönche und drei Novizen der Klostergemeinschaft an.
Wasserweihe am Boden- und Plattensee
Vor zwei Wochen fand bereits die Große Wasserweihe am Bodensee statt, wo wiederum Metropolit Arsenios der Feier vorstand, an der auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs teilnahm. Vor der Weihe feierte der griechisch-orthodoxe Metropolit mit den Gläubigen einen Gottesdienst im Kloster Mehrerau in Bregenz. Dann ging es zum Yachthafen. Anders als in St. Andrä warf der Metropolit das Kreuz drei Mal in den eiskalten See, wo orthodoxe Gläubige danach tauchten. Beim ersten Mal gelang es einem von ihnen, beim zweiten und dritten Mal war es jedoch ein Taucher der Wasserrettung, der das Kreuz zurückbrachte.
Auch die Wasserweihe am Bodensee stand ganz im Zeichen der Ökumene. Der griechisch-orthodoxe Metropolit dankte der katholischen Kirche in Vorarlberg für ihre Gastfreundschaft. - Die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Vorarlberg feiert regelmäßig ihre Gottesdienste im Zisterzienserkloster Mehrerau. - Metropolit Arsenios schenkte als Zeichen seiner Wertschätzung Bischof Elbs sein Bischofskreuz. Beide Bischöfe bekräftigten ihren Willen zur Kircheneinheit.
Vor einer Woche war Metropolit Arsenios in Ungarn, wo er die Göttliche Liturgie und Wasserweihe am Plattensee und in Budapest feierte. Als Exarch von Ungarn ist der Metropolit auch für die griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn zuständig. In Ksezthely am Plattensee konnte die orthodoxen Gläubigen wie jedes Jahr vor der eigentlichen Wasserweihe den Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche feiern.
Eigentlicher Termin für die "Wasserweihe" ist das Hochfest der Epiphanie (6. Jänner.) An diesem Tag steht Metropolit Arsenios dem feierlichen Ritus jedes Jahr am Wiener Donaukanal vor. Den ganzen Jänner über finden dann aber in Österreich orthodoxe Wasserweihe statt. Mit der Göttlichen Liturgie mit anschließender Wasserweihe in Leoben am Sonntag, 28. Jänner, wurde der Reigen der Wasserweihen in der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich beschlossen. Aber nicht nur in der griechischen Kirche, sondern in allen orthodoxen Kirchen, die in Österreich heimisch sind, finden Wasserweihen statt.
Nach orthodoxem Verständnis wird bei der "Großen Wasserweihe" durch das Wasser die ganze Schöpfung gesegnet. Die Wasserweihe wird entweder in fließenden Gewässern, Seen, dem Meer oder auch nur in Behältnissen in der Kirche vollzogen. Wenn ein Gewässer zugefroren ist, wird oft ein "Loch" in Form eines Kreuzes durch das Eis gesägt, bevor die Weihe vollzogen wird. Besonder spektakulär ist der Ritus, wenn das Kreuz nicht nur ins Wasser getaucht wird, sondern der Vorsteher das Kreuz in den See oder das Meer wirft, wo Gläubige danach tauchen.
Quelle: kathpress