Betriebsseelsorge Waldviertel gibt Arbeitslosen Selbstbewusstsein
"Was möchtest du von Herzen gerne tun?" - Diese Frage war Ausgangspunkt eines von der Betriebsseelsorge Waldviertel angestoßenen Grundeinkommensprojektes rund um die Gemeinde Heidenreichstein im nördlichen Niederösterreich, bei dem Langzeitarbeitslosen Selbstbewusstsein und Sinn vermittelt wird. Die von Betriebsseelsorger Karl Immervoll formulierte Grundidee: Alle Menschen - auch solche, die sich oft jahrelang umsonst um einen Arbeitsplatz bemühen - haben brachliegende Fähigkeiten, die sie in die Gesellschaft einbringen könnten. Die positiven Erfahrungen mit diesem vom AMS unterstützten Experiment veranlassten die Betriebsseelsorge, dieses auf 18 Monate zu verlängern.
Zugleich sammelt die kirchliche Einrichtung - wie die Diözese St. Pölten am Freitag mitteilte - Spenden für eine Studie, die dieses Grundeinkommensprojekt mit dem Titel "Sinnvoll tätig sein" wissenschaftlich aufarbeitet. Leitfragen dabei sind: Wie verändert sich die Situation der involvierten Einzelpersonen? Und wie wirkt sich das auf eine von der Krise geprägten Stadt wie Heidenreichstein aus, wenn Menschen, die durch Langzeitarbeitslosigkeit in sozialer Isolation sind, nun gemeinnützig tätig werden?
Profitiert hat von dem Projekt zum Beispiel Helmut, dessen Herzenswunsch das Engegement in der Bibliothek war. Michaela, Textilarbeiterin in der vor einiger Zeit in Konkurs gegangen Fabrik, absolvierte als behinderte junge Frau eine "Ausbildung" in einer geschützten Werkstätte. Josef kam aus seinen vier Wänden heraus und machte sich beim Fußballverein nützlich. Auch Grete, Fred und Petra seien über die sechs Monate ihrer Tätigkeit hinweg von Vertretern der Betriebsseelsorge persönlich begleitet worden. Die in einem "Philosophischen Café" in Heidenreichstein entstandene Idee "wurde zu einem Erfolgsmodell", blickte der Initiator Karl Immervoll zurück: Es müsse doch möglich sein, arbeitssuchenden Menschen, die vielleicht schon den dritten Berufsorientierungskurs beim AMS machen müssen, eine Alternative zu bieten: nämlich sich ein halbes Jahr lang mit etwas zu beschäftigen, das sie wirklich von Herzen gerne tun.
Für alle bisher Involvierten sei das halbe Jahr viel zu schnell vergangen, berichtete Immervoll. Denn nun hätten sie für das, was sie taten, Anerkennung bekommen. "Auf einmal war es kein Blödsinn mehr, für den sie Zeit vergeudeten statt zu 'arbeiten'", erzählte der Betriebsseelsorger, "sie konnten darauf hinweisen, dass dies eine ganz legale Sache im Rahmen des AMS ist". Einige hätten durch ihre Tätigkeit einen Arbeitsplatz bekommen, andere ihre soziale Isolation durchbrochen. Immervoll: "Die Erfahrungen des Grundeinkommensprojekts möchten wir wissenschaftlich aufbereiten und unser Modell anderen Gemeinden zur Verfügung stellen." (Info: https://www.startnext.com/sts-grundeinkommensprojekt)
Quelle: kathpress