Krautwaschl: Zukunft der Kirche hängt maßgeblich von Laien ab
Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüche braucht es auch eine neue Fokussierung auf den Sinn von Kirche und die Rolle von Priestern und Laien in der Kirche: Das hat der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes unterstrichen. "Wir müssen uns erneut der ganz basalen Frage stellen, wozu Kirche eigentlich da ist", so Krautwaschl. Es sei an der Zeit, aus "unserer Komfortzone" auszubrechen "und neu unsere Ziele in der Welt zu bestimmen". Der Blick müsse dabei wegführen von einer priesterzentrierten Perspektive: "Ohne ein gehöriges Maß an Zutun von engagierten Laien wird's nicht gehen."
Wiewohl er die Sorge vieler Christen angesichts des anhaltenden Priestermangels spüre, so brauche es doch insgesamt Menschen, "die vorangehen in Kirche und Gesellschaft" und "ein großes Gespür für die Zeichen der Zeit mitbringen", betonte der Bischof weiter. Dennoch sieht Krautwaschl, der in der Bischofskonferenz für die Berufungspastoral zuständig ist, in diesem Bereich der Förderung geistlicher Berufe und Berufungen noch großes Potenzial: "Das Thema ist auf der Agenda, aber es müsste wohl in seiner ganzen Komplexität noch höher gewichtet werden."
Tatsächlich sei der Begriff der Berufungspastoral ja bereits eine "Krisenanzeige": "Denn sobald es eine selbstverständliche gläubige Praxis gibt, gibt es auch wieder Berufungen". Es brauche also eine "Sanierung der täglichen Glaubenspraxis", mahnte der Bischof. "Manchmal habe ich den Eindruck, wir haben vor lauter Theologie und vor lauter Strukturfragen diese Praxis aus den Augen verloren." Kirche müsse wieder neu "von unten" gedacht werden.
Lernen könne man diesbezüglich etwa vom Blick auf die Situation etwa in Afrika oder in Asien: Die dortige "pastorale Not" mache "erfinderisch und lässt zu, ganz anders über die Rolle des Priesters und der Laien nachzudenken". Dort könne man neu lernen, dass Kirche "kein Selbstzweck" ist, sondern sie aus einem "seelsorglichen Kerngeschäft" heraus lebe.
Krautwaschl äußerte sich gegenüber dem "miteinander" aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums, welches das Canisiuswerk heuer feiert (Das Interview mit Bischof Krautwaschl ist im Volltext unter www.miteinander.at/2018/wirhabenzudanken/raus-aus-der-kirchlichen-komfortzone abrufbar). Die Gründung des Zentrums für geistliche Berufe in Österreich erfolgte am 31. Jänner 1918 durch Kardinal Gustav Piffl. Initiator und erster Präsident des damaligen Vereins zur "geistigen und materiellen Förderung der Heranbildung katholischer Welt- und Ordenspriester" sowie zur "Unterstützung katholischer Studenten, welche sich auf Laienberufe vorbereiten" war Josef Moser. Das Jubiläum wird mit zahlreichen Veranstaltungen und Gottesdiensten gefeiert. (Infos: www.canisius.at)
Quelle: kathpress