Glettler über moderne Kunst in Kirchen: "Unerwartetes aushalten"
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat dazu ermutigt, mit moderner Kunst in Kirchengebäuden Gedankenanstöße zu geben und auch zu "provozieren". Zeitgenössische Kunstwerke, die in historischen Kirchenräumen z. B. Barockwerken gegenübergestellt werden, könnten dazu führen "das Unerwartete auszuhalten", sagte der studierte Kunsthistoriker und selbst künstlerisch tätige Glettler laut der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 14. Jänner) bei einer Tagung deutschsprachiger kirchlicher Denkmalpfleger. "Durch Provokation von außen und Neuformulierungen von vertrauten Themen kann etwas viel Tieferes geschenkt werden", so der Bischof.
In seiner früheren Tätigkeit als Pfarrer von Graz-St.Andrä holte Glettler selbst zeitgenössische Kunst in den barocken Kirchenraum. Als Beispiel nannte er die von Otto Zitko mit orangem Liniengewirr ausgemalte Andreaskapelle der Pfarrkirche, die dort befindliche Dreifaltigkeitsdarstellung von Jakob Philipp Straub aus dem 18. Jahrhundert habe durch die Ausmalung der Kapellendecke an Wirkung gewonnen: "Wir hätten uns zu sehr gewöhnt an die alten Darstellungen." Werden Sehgewohnheiten und auch Denkmuster mithilfe moderner Kunst durchbrochen, könne die Kirche nach Glettlers Worten besser als Gottesort dienen, die "Umschlagplatz" sei "für alle Fragen, die die menschliche Existenz betreffen". Der Bischof plädierte dafür, hier Freiräume mutig zu nützen.
Wenn Kunst aber blasphemisch sei und andere in ihrer Würde verletzt, müsse man "klar Stopp sagen". Kunst müsse in den normalen gesellschaftlichen Diskurs eingebettet sein, meinte Glettler. "Aber man sollte nicht zu schnell Blasphemie schreien."
Quelle: kathpress