Innsbruck: Glettler bei Gebet und Marsch zum Weltfriedenstag
Ein ökumenisches Gebet für den Frieden mit dem neuen Bischof Hermann Glettler und Superintendent Oliver Dantine hat am Neujahrstag in Innsbruck stattgefunden. Rund 150 Menschen - darunter zahlreiche junge Ordensleute, Familien und Menschen aus Kriegsländern wie der Ukraine oder Syrien - beteiligten sich an der Initiative der Gemeinschaft Sant'Egidio, die mit einer nachmittäglichen Andacht in der Kapuzinerkirche begann und in einen Lichterzug zum Franziskanerplatz mündete. Der von der Kirche jeweils am 1. Jänner stattfindende Weltfriedenstag stand heuer unter dem Motto "Migranten und Flüchtlinge: Menschen auf der Suche nach Frieden".
Glettler griff in seiner Ansprache das Schreiben von Papst Franziskus zum Weltfriedenstag 2018 auf. Es sei wichtiger Teil von Friedensarbeit, auch in Österreich mit einem "Blick des Vertrauens" die nach Frieden suchenden Menschen aufzunehmen, sie zu schützen, zu fördern und zu integrieren, zitierte er den Papst. Der Bischof erzählte zudem von seinen Erfahrungen mit syrischen Flüchtlingen, die er in seinem einstigen Pfarrhof in Graz einquartiert hatte. Trotz der Unterschiede im Glauben - die Mitbewohner waren Muslime - habe man füreinander gebetet und erfahren, dass dieses Gebet einander verbinde, berichtete Glettler.
Eine wichtige Botschaft der Veranstaltung war die grenz-, kultur-, religions- und sprachübergreifende Solidarität, die durch Lieder und Transparente in verschiedenen Sprachen - darunter auch Hindi und Arabisch - zum Ausdruck kamen. Ihre Gemeinschaft sei darum bemüht, "denen, die im Krieg leben, Solidarität zu vermitteln und ihnen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind", erklärte Vera Merkel von der katholischen Friedensbewegung Sant'Egidio gegenüber "Kathpress". Konkret werde dies u.a. in Sozialaktionen und in monatlichen Friedensgebeten in der Innsbrucker Kapuzinerkirche (an jedem zweiten Freitag im Monat um 18 Uhr).
Beim anschließenden Lichterzug durch die Innsbrucker Innenstadt sprachen u.a. Innsbrucks Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider (Grüne), Jussuf Windischer von Pax Christi, Matthias Lauer vom Friedensforum Innsbruck sowie die Vertreterin der muslimischen Frauen in Tirol, Cornelia Atalar.
Papst ermutigt zu weiterem Einsatz
Das Tiroler Friedensgebet war Teil einer weltweiten Veranstaltungsreihe von Sant'Egidio zum Weltfriedenstag. Höhepunkt war in Rom einen von Kindern angeführten Schweigemarsch unter dem Motto "Friede auf der ganzen Welt" zum Petersplatz, wo die den starken Regenfällen trotzenden Teilnehmer dem Angelus-Gebet von Papst Franziskus beiwohnten. Sant'Egidio-Präsident Marco Impagliazzo bezeichnete beim Auftakt den Frieden als "Sich-Erinnern an die vergessenen im Krieg lebenden Völker" und als "Sieg über die Trennungen und über den Rassismus". Auch ein Flüchtling aus dem Irak ergriff das Wort.
Papst Franziskus bedankte sich am Ende des Mittagsgebetes bei den Teilnehmern der weltweiten Friedensmärsche und ermutigte sie dazu, ihren "solidarischen Einsatz - besonders in den armen Außenzonen der Großstädte - mit Freude weiterzuführen, um das friedliche Zusammenleben der Menschheit zu fördern".
Erfolg im Casamance
Einen Erfolg der Friedensbemühungen konnte Sant'Egidio am Dienstag vermelden: Im westafrikanischen Senegal seien am 1. Jänner zwei Mitglieder der von Salif Sadio geleiteten Gruppe "Mouvement des forces démocratiques de la Casamance" (MFDC) von den Behörden des Landes freigelassen worden. Sant'Egidio hatte sich seit längerem als Vermittlerin zwischen Dakar und der politisch-militärischen Bewegung betätigt, die sich seit über 30 Jahren mit den Zentralbehörden des Landes im Konflikt befindet.
Die Freilassung sowie das am 26. Dezember im Dorf Djiro stattgefundene Treffen von Vertretern der MFDC mit der Bevölkerung zu Fragen des Friedensprozesses seien "zwei wichtige Fortschritte auf dem Weg zum endgültigen Frieden in der Region Casamance", hieß es von Sant'Egidio. Beide Maßnahmen seien Teil der Umsetzung der "gegenseitigen vertrauensstiftenden Maßnahmen", die bei den jüngsten Friedensverhandlungen vereinbart wurden. Auch das internationale Komitee des Roten Kreuzes habe entscheidend mitgewirkt.
Quelle: kathpress