Turnovszky: Jugendsynode als "Gunst der Stunde" nützen
Ein Abschlussdokument, das im Anschluss an Bischofssynoden üblicherweise als nachsynodales Schreiben des Papstes veröffentlicht wird, "erreicht die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt nicht". Deshalb wird es nach den Worten von "Jugendbischof" Stephan Turnovszky, der die Österreichische Bischofskonferenz bei der Jugendsynode im Oktober 2018 in Rom vertreten wird, auf praktische Initiativen in den jeweiligen Ortskirchen ankommen.
Als Beispiele dafür nannte er in einem Beitrag zum Thema "Jugend in der Kirche", der im Jahrbuch 2018 der Diözese St. Pölten erschienen ist, die verstärkte geistliche Begleitung, "Jüngerschaftsschulen" oder Großveranstaltungen wie "Jesus in the City" (im Juni in Wiener Neustadt). Die "Gunst der Stunde" müsse genutzt werden, so der Wiener Weihbischof.
Grundsätzlich hielt Turnovszky in seinem Jahrbuchsbeitrag fest: In der kirchlichen Jugendarbeit sei es das "Um und Auf, Inhalt und Beziehung (Begleitung) in Zusammenhang zu bringen". Jugendliche müssten spüren, dass es den Seelsorgern um sie selbst geht und nicht um Rekrutierung von Kirchenbesuchern oder gar -beitragszahlern.
Die kirchliche Lehre müsse dabei "vollinhaltlich" und nicht "verwässert", in aller Freiheit und nicht autoritär, angeboten werden, berief sich der Jugendbischof auf ein "zentrales Anliegen" von Papst Franziskus. Glaubensvermittlung und "Jüngerschaft" würden in der katholischen Kirche in Österreich tendenziell "vernachlässigt". Beim dreifachen Auftrag Jesu im Matthäusevangelium - "Macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie und lehrt sie!" (Mt 28,19) - liege der Fokus allzusehr auf der Taufe. Bei den beiden anderen Erfordernissen schieben laut Turnovszky Pfarre, Religionsunterricht und Eltern die Verantwortung für "Versagen" einander zu.
"Brauchen neue Form der Glaubensunterweisung"
Deshalb sei eine neue Form der Glaubensunterweisung in Österreich notwendig, bei der es "viele persönliche Zeugnisse" gebe. Konkret schlug Turnovszky "Jüngerschaftsschulen" vor. Es handele sich um Erfahrungsräume, wo man erleben könne, was es heiße, zu beten und ein Leben aus dem Glauben zu führen.
Für das Hineinwachsen in den Glauben wäre auch die Reihenfolge der Sakramente und die Vorbereitung auf sie zu überdenken, riet Turnovszky weiter. Er nannte es "eigenartig", dass die Einführung in den Glauben die Eucharistiefeier nicht als Höhepunkt und Vollendung feiere. Man müsste deshalb den oft fehlenden Bezug von Erstkommunion und Firmung überdenken.
Mehr Augenmerk sollte auch auf die geistliche Begleitung in der Jugendpastoral gelegt werden, so der Bischof. Sie gelte es wiederzuentdecken als Antwort auf die "aktuelle Not des Individualismus und Relativismus". Dabei stelle sich die Frage nach einer fundierten Ausbildung der Begleitenden.
Den in der Glaubensweitergabe oft abwesenden Vätern misst Turnovszky große Bedeutung bei: Eine Aufgabenstellung im Zusammenhang mit der Synode ist für ihn - wie er schrieb - die Frage. "Wie können wir als Kirche vor allem die Väter gewinnen, da sie den größten Einfluss auf die Jugendlichen haben?"
Auch die "dynamisierende Bedeutung" von kirchlichen Großveranstaltungen dürfe im Jugendmilieu nicht übersehen werden. Turnovszky verwies auf die prägenden Glaubenserfahrungen, die etwa bei Weltjugendtagen gemacht würden. Etwas Adäquates für Österreich solle eine "beeindruckende Großveranstaltung" von 7. bis 10. Juni in Wiener Neustadt sein. Die Planungen zu den "Jesus in the City"-Tagen seien voll im Gange.
Ein weiterer Impuls Turnovszkys: Jugendliche sollten in ihrer Kompetenz noch ernster genommen werden. "So könnten sie z.B. im kirchlichen Medienbereich mitwirken, um die neuen Medien positiv in unsere Kultur zu integrieren." Als österreichischer Jugendbischof freue er sich über "die Gunst der Stunde, die uns die Jugendsynode bereithält", versicherte Turnovszky.
Erstmals Jugend Thema einer Weltbischofssynode
Im Oktober 2018 stehen erstmals Jugendliche im Mittelpunkt einer Weltbischofssynode im Vatikan. Ihr offizieller deutscher Titel: "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung". Im Vorfeld wurden dazu zwei Fragebögen des Vatikans publiziert; einer erging an die Bischofskonferenzen und dient der Bündelung von Fakten bzw. von Einschätzungen des jeweiligen Episkopats und von Experten, ein zweiter wendet sich an Jugendliche selbst: 16- bis 29-Jähriges können noch bis 31. Dezember ihre Meinung auf www.jugendsynode.at deponieren und damit Einfluss auf die Synodenvorbereitung nehmen.
Laut Bischof Turnovszky war es dem Papst ein Anliegen, bereits in die Abfassung des Grundlagentextes möglichst viele Menschen einzubinden. Zweiter Vertreter der Bischofskonferenz ist der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der jedoch nur dann nach Rom reisen wird, falls Stephan Turnovszky verhindert sein sollte.
Jahrbuch mit Schwerpunkt Jugend in der Kirche
Das neue Jahrbuch der Diözese St. Pölten zum Thema "Jugend in der Kirche - zuhören, verstehen, gemeinsam handeln" stellten Bischofsvikar Gerhard Reitzinger und Direktor Johann Wimmer von den Pastoralen Diensten im Rahmen der "Nacht der 1.000 Lichter" im Dom von St. Pölten vor. Es umfasst insgesamt 192 Seiten mit einem ausführlichen Rückblick über das vergangene Arbeitsjahr, den Bericht des Bauamtes, das Kalendarium für 2018, die Diözesankarte mit allen Pfarrkooperationen sowie den aktuellen Personalschematismus der Diözese St. Pölten.
Fachartikel zum Schwerpunktthema steuerten u.a. der Jugendforscher Bernhard Heinzelmaier ("Werteopportunismus in der Selbstverwirklichungskultur"), der deutsche Bibelpastoral-Experte Wilhelm Bruners und die Volontärin für "Jugend Eine Welt" in Kongo- und Papst-Leo-Preisträgerin - Lydia Steinunger bei.
Das Jahrbuch "Jugend in der Kirche" ist in allen Pfarren der Diözese St. Pölten und im Behelfsdienst der Pastoralen Dienste erhältlich (Klostergasse 15, 3100 St. Pölten; Tel.: 02742/324-3315, Email: pd.behelfsdienst@kirche.at).
Quelle: kathpress