Schönborn: Gott macht sich im Kind in der Krippe begreifbar
"Gott ist einfach. Aber für uns komplizierte Menschen ist es nicht einfach, ihn zu begreifen", erklärte Kardinal Christoph Schönborn in Gedanken zum Weihnachtsevangelium, die auf der Diözesan-Website www.erzdioezese-wien.at veröffentlicht sind. Deshalb habe Gott "ein Zeichen gegeben: ein Kind!" Er habe sich in der Krippe von Bethlehem "klein gemacht, damit wir ihn verstehen können, ihn annehmen und lieben", so der Wiener Erzbischof. "Das ist das Wunderbare an Weihnachten."
Kinder seien einfach, entwaffnend, sie könnten sich nicht verstellen. Dass "selbst hartgesottene Erwachsene weich" werden, wenn sie mit einem kleinen Kind zu tun haben, veranschaulichte Schönborn an einer Begebenheit aus seiner eigenen Familiengeschichte: Seine Mutter habe 1946 mit seinem damals dreijährigen Bruder und ihm selbst als Einjährigen versucht, aus der russischen Besatzungszone in die englische zu gelangen. Ein russischer Soldat habe bei der Zonengrenze am Semmering die Papiere geprüft und diese zunächst als unzureichend abgelehnt. "Das konnte heißen, dass man aus dem Zug musste, ins Ungewisse, möglicherweise in ein Lager", berichtete Schönborn. Doch als der Soldat dann seinen Bruder sah, "der seelenruhig mit etwas spielte, hellte sich sein Gesicht auf, er begann zu lächeln, streichelte meinen Bruder über die Haare und sagte das Befreiende: Gut!"
Gott wolle "unsere oft so harten Herzen berühren", so der Kardinal weiter. Wie die Hirten in Bethlehem das Kind fanden, "so will Gott, dass auch wir ihn finden, im Kind in der Krippe, und dass wir die Angst vor Gott verlieren, und dass wir begreifen, wie einfach Gott ist und wie nahe, und dass er uns Freude und Vertrauen schenken will und als Weihnachtsgeschenk seinen Frieden".
Zu Weihnachten vermittle Gott, welche Würde jedes Kind hat, so Schönborn. Das Fest lenke den Blick auf alle leidenden und missbrauchten Kinder in der Welt, die geborenen wie die ungeborenen.
Quelle: kathpress