Bischöfe in Weihnachtsansprachen: Gott kommt wirklich
Österreichs Bischöfe haben in Radio-Ansprachen am Heiligen Abend auf das "Eigentliche" des Weihnachtsfestes hingewiesen. "Gott kommt wirklich zu uns", betonte der St. Pöltner Bischof Klaus Küng in Radio Niederösterreich. Dies geschehe inmitten einer eher lauten Zeit, in der die Welt von Unfrieden, Not und Elend bestimmt sei. Gott komme aber dennoch - "damals in der Gestalt eines kleinen Kindes und jetzt durch Gottes Wort, das von der Kirche verkündet und in der Heiligen Schrift enthalten ist", sagte Küng.
Ähnlich wie damals nur ganz wenige Menschen Jesus bei seiner Geburt in Bethlehem erkannt hätten, ließen sich auch heute viele Menschen von der Werbung zu Kauf und Konsum vereinnahmen oder seien zwischen Beruf und Bedürfnis nach Freizeit und Erholung wie gefangen, so die Beobachtung des Bischofs. Gott nähere sich und spreche die Menschen an, aber "sehr leise"; um Jesus Christus aufzunehmen, müsse man laut Küng "die Tür des Herzens öffnen" und dürfe die Not anderer nicht übersehen. Notleidenden und Einsamen zu helfen trage zur Ausbreitung des Weihnachtsfriedens bei.
Elbs: Kinder stets "Hoffnungszeichen"
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs beschrieb Weihnachten als eine "Einmischung" Gottes in das Leben der Menschen. Gott trete dabei nicht als drohender Weltenherrscher auf, sondern "in der zerbrechlichen Gestalt und mit dem entwaffnenden Blick eines Kindes". In einer zwischenmenschlich "kalten Welt" seien Kinder stets Hoffnungszeichen des Neuanfangs und der Zukunft. Schön sei es, "dass es in Österreich neue Anstrengungen gibt, die Familien mit Kindern zu stärken. Dadurch stärken wir unsere Zukunft", so der Vorarlberger Bischof in Richtung Regierung.
Weihnachten sei zudem ein Aufruf zur Zärtlichkeit, zur Versöhnung inmitten von Konflikten und zum Abladen von Schuld, um das neue Jahr befreit zu beginnen, sagte der Feldkirchner Oberhirte. Das Fest erinnere auch daran, "den Karren unseres Lebens an einen Stern zu binden und immer wieder auf das Ziel des Lebens zu schauen". Elbs weiter:
Seit dem Weihnachtsabend kann ich die Kältepole meines Lebens aushalten, weil Gott in Jesus Mensch geworden ist, sich arm und klein gemacht hat, um mich mit dem Reichtum seiner wärmenden Liebe zu beschenken.
Scheuer: "Mit Gott ist immer zu rechnen"
Von einer spirituell sehr aktiven Zeit der Achtsamkeit für sich selbst, den Mitmenschen und Gott sprach der Linzer Bischof Manfred Scheuer in Radio Oberösterreich. Die vor Weihnachten oft gestellte Frage "Was wünschst du dir?" könne man zum Anlass nehmen, um auch über Sehnsüchte und Hoffnungen im Leben nachzudenken. Beziehungen zu Familie, Kollegen und Freunden stünden in der Weihnachtszeit verstärkt im Vordergrund, doch sollten sich Christen sehr bewusst auch von in Armut und Fremdheit Menschen oder solchen mit tragischen Schicksalen ansprechen lassen, appellierte Scheuer.
In der Weihnachtskrippe zu finden sei "das Versprechen Gottes, mit uns Menschen zu sein und unserem Leben eine gute Wendung zu geben", sagte der Linzer Diözesanbischof. Es sei daher wichtig, die Krippe und darin Jesus nicht vor lauter Weihnachtstrubel zu übersehen. "So unscheinbar und unerwartet Gott damals in die Welt gekommen ist, so ist Gottes Zuwendung an uns oft überraschend, manchmal befremdend, alltäglich und doch befreiend. Er kommt kleiner, unscheinbarer, als wir uns das ausdenken." Wahrnehmbar werde Gott erst durch ein "Hinhören und Hinschauen, ein Wahrnehmen der leisen und zarten Töne, und das tiefe Vertrauen, dass mit Gott immer zu rechnen ist."
Lackner verweist auf "Stille Nacht"-Lied
Vom "Stille Nacht"-Lied sprach Salzburgs Erzbischof Franz Lackner. In jedem Menschen stecke eine "geheime Sehnsucht nach Stille, Frieden und Geborgenheit", wobei Weihnachten ein "Fest der Innerlichkeit" sei. Die vor 200 Jahren komponierte Weihnachtshymne - dem laut Lackner "wohl einzigen Lied, das nur in einer bestimmten Zeit gesungen wird" - spreche genau dies an und rufe "Themen in Erinnerung, welche sonst im Getriebe des Alltags leicht verloren gehen." Es fordere zudem vom Menschen jene Wachsamkeit, die verhindere, dass der Mensch seine Originalität verliere und "als Kopie" ende.
Quelle: kathpress