Weihnachten hinter Gittern: Hoffnung in schwieriger Situation
Weihnachten ist für Menschen im Gefängnis oft "das furchtbarste Fest des Jahres": So hat der Gefangenenseelsorger Josef Wansch (80) in einem von der Diözese St. Pölten veröffentlichten Interview aus dem Brief eines Strafgefangenen zitiert. Der Prälat feierte diese Woche gemeinsam mit Weihbischof Anton Leichtfried die Weihnachtsmesse in der Justizanstalt St. Pölten, ebenso wie Diözesanbischof Klaus Küng in der Kremser Justizanstalt Stein. Gott komme als Retter und gebe auch dort Hoffnung, wo Schlimmes vorgefallen sei, sagte Küng den mitfeiernden Insassen in seiner Predigt. Jesus wolle zu Weihnachten "in den Herzen zur Welt kommen und sie heilen", im Gefängnis genauso wie im Dom, was besonders durch Vergebung gelinge.
Sogar die Jahre in Haft könnten gute Jahre sein, "sofern das Licht brennt, wenn Jesus aufgenommen wird", sagte Bischof Küng. Wer mit Jesus leben lerne, könne das Ziel erreichen, denn Gott sei gütig und barmherzig. Diese Hoffnung und Zuversicht solle durch den Christmetten-Gottesdienst in der Justizanstalt auch den dortigen Insassen zuteil werden. "Auch hier könnt ihr für andere da sein; so beginnt das Licht in euch stärker zu leuchten", schärfte Küng seinen Mitfeiernden ein.
Auf Gottes Angebot für den Neubeginn verwies Weihbischof Leichtfried bei der Feier in St. Pölten. Im Leben gehe es in Wahrheit nicht darum, jung und jugendlich zu sein, sondern um ein Neuwerden bis zum letzten Tag, "sich jeden Tag neu auf Gott einlassen zu können". Besonders betete Leichtfried "für alle, die keine idealen Weihnachten haben". Ähnlich wie Obdachlose, Menschen in Kriegen oder auf der Flucht hätten auch Strafgefangene "sicherlich nicht Weihnachten, wie man es sich vorstellt".
Gefangene sollen wieder "Ja zum Leben sagen"
Wie sehr dies zutrifft, hat Prälat Wansch, der bei der Feier für sein bereits 50. Feiern des Weihnachtsgottesdienstes in der Justizanstalt gewürdigt wurde, im Interview geschildert. "Zu Weihnachten spüre ich", zitierte der Geistliche weiter aus dem erwähnten Brief, "wie viel mir fehlt, vor allem die Familie. Ich erlebe, wie arm ich bin, ich habe nichts zu verschenken, bin immer nur auf andere angewiesen. Mir wird klar, wie finster und dunkel es in mir ist."
Die Gefangenseelsorge sei in dieser Not vorerst nicht da, um zu trösten, sondern "um die Verzweiflung und Trostlosigkeit im seelsorglichen Gespräch zuzulassen", erklärte Wansch. Nicht nur zu Weihnachten versuche man, den Inhaftierten die "in Jesus Mensch gewordene befreiende und heilende Liebe Gottes" erfahrbar zu machen. Die Häftlinge sollten spüren, dass sie ihre Würde als Menschen unabhängig von ihrer Vergangenheit nie verlieren könnten. Für das Seelsorgeangebot seien sie "sehr aufgeschlossen", sie wollten "Gott begegnen und mit sich selbst ins Reine kommen, auch durch den Empfang des Bußsakraments".
Als Ziel des eigenen Einsatzes bezeichnete es der niederösterreichische Priester, dass Gefangene "Ja zu ihrem Leben sagen, ihr Leben wieder sinnvoll erfahren und es nach ihren eigenen Möglichkeiten wieder selbst in die Hand nehmen können. Die Gefangenen sollen selber Freunde ihres eigenen Lebens, aber auch des Lebens der anderen werden. Sie sollen zu ihrer Schuld stehen und wieder Verantwortung übernehmen und neu anfangen." Besonders helfe man auch dabei, tragfähige Bindungen und Kontakte zu den Familien und Freunden zu bewahren und zu stärken; aufgrund vieler Enttäuschungen, Scham und Scheu hätten viele Häftlinge hier schlechte Erfahrungen gemacht.
Quelle: kathpress