Schönborn in Haftanstalt: "Weihnachten öffnet Herzen"
Auf die Herzen öffnende Botschaft von Weihnachten hat Kardinal Christoph Schönborn am Mittwoch bei seinem traditionellen Besuch in der Justizanstalt Josefstadt verwiesen. Gott sei nicht mit großer Macht oder einer Armee in die Welt gekommen, sondern als Kind, das die Herzen der Menschen berühren wolle. In einer Welt voll Härte, Unverständnis und Gefühllosigkeit fordere das Fest zu Mitgefühl, Verständnis und Güte auf, betonte der Wiener Erzbischof bei der Weihnachtsfeier vor Häftlingen, Angehörigen und Anstaltspersonal.
Der Kardinal verdeutlichte seine Gedanken mit einer Geschichte aus seiner Kindheit: 1946 wollte seine Mutter mit den damals noch kleinen Kindern aus dem russisch besetzten Teil Österreichs nach Graz in die englische Zone fliehen. Einem russischen Soldaten, der angesichts der Kinder sein Herz geöffnet habe, sei der Übertritt trotz fehlender Papier zu verdanken gewesen. Auch nach über 70 Jahren habe diese Geschichte ihre Aktualität nicht verloren, so Schönborn. Denn auch heute stünden Flüchtlinge wieder vermehrt vor zugemachten Grenzen und Zäunen, oft ohne die richtigen Papiere.
Ähnlich wie der russische Soldat vor mehr als 70 Jahren sollen auch die Gläubigen heute ihre Herzen öffnen. Denn nur so könne Gerechtigkeit passieren, die auf Würde, Mitgefühl und Aufrichtigkeit basiere.
Der Wiener Erzbischof feiert traditionell jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit einen Gottesdienst in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Thematisch widmete sich die konfessionsübergreifende Feier heuer dem Leitgedanken "Ankunft der Gerechtigkeit".
Quelle: kathpress