Scheuer will sich nicht politisch instrumentalisieren lassen
Manfred Scheuer will sich als Bischof der Diözese Linz nicht politisch instrumentalisieren lassen. Angesichts der politischen Lage sei es zwar notwendig, gut hinzuschauen und auf Entwicklungen adäquat einzugehen, trotzdem reagiere er auf Zurufe, sich politisch zu äußern, "zurückhaltend", so Scheuer in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Monatszeitschrift "Die Oberösterreicherin". In Zeiten des zurückliegenden Wahlkampfs habe er freilich "durchaus Versuche in diese Richtung gespürt", fügte der Bischof hinzu.
Als Bischof wolle er zwischen den unterschiedlichen Milieus und Gruppen in Oberösterreich Brücken bauen und Einheit schaffen - und zwar im Bereich Migration genauso wie beim Dialog zwischen Jung und Alt und zwischen "jenen, die viel und jenen, die wenig haben". Wichtig ist ihm, im Gespräch zu bleiben, im Sinne von Prävention und Bewusstseinsbildung tätig zu sein und in aufgeheizten Situationen zu "entdramatisieren".
Positiv blickte Scheuer in dem Interview auf die Ökumene und das Miteinander der Religionen. Hier sei in seiner Diözese in den vergangenen Jahren "Vieles vorangegangen". Das abgelaufene Gedenkjahr zu "500 Jahre Reformation" habe gezeigt, "dass uns mit der evangelischen Kirche viel verbindet". Im Hinblick auf die orthodoxe Kirche, die zahlenmäßig relativ stark in Oberösterreich vertreten ist, gelte es, unterstützend tätig zu sein, "dass sie hier Gemeinden aufbauen können".
Ein wichtiges Anliegen ist ihm auch, die kleine jüdische Gemeinde zu unterstützen, "weil der Antisemitismus immer wieder aufflackert". Respekt forderte Scheuer auch der muslimischen Gemeinde gegenüber ein. Grundsätzlich gelte es, "anderen Religionsgemeinschaften mit Wertschätzung zu begegnen und in Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, aber auch in Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung zusammen zu arbeiten". Friede, Respekt und Verständnis sei nicht von Natur aus gegeben, "das muss immer wieder neu erarbeitet werden".
"Lerne immer noch 'Oberösterreicher'"
Seit seiner Bestellung zum Linzer Bischof vor zwei Jahren habe sich sein "gesamter Lebensbereich" verändert, berichtete Scheuer weiters. Nach 21 Jahren in Deutschland und ab 2003 als Innsbrucker Bischof kehrte der gebürtige Oberösterreicher Anfang 2016 wieder in seine Heimat zurück. "Insofern bin ich immer noch dabei, zu lernen und wieder Oberösterreicher zu werden." Auf die letzten zwei Jahre blicke er mit gemischten Gefühlen zurück. "Es gibt vieles, das gut geht, und manches, das nicht gelingt."
Seine Verantwortung als Bischof sieht er nicht als "Solo-Geschichte". Als Bischof könne er alleine nichts entwerfen und vorgeben, das könne nur im Miteinander gehen. Aufgabe der Kirche sei es, "dass die Leute untereinander stärker das Leben teilen". Dem sind, so Scheuer, alle strukturellen Fragen zugeordnet - "unter anderem auch, wie wir uns aufstellen, wie wir uns organisieren, wofür wir unser Geld verbrauchen". Hier kündigte er "einige Veränderungen" an, deren Maßstab die Hinwendung von Menschen zum Evangelium sei.
Eine wichtige Rolle im kirchlichen Leben schreibt der Bischof den Frauen zu. Sie hätten in den vergangenen Jahrzehnten die Kirche wesentlich mitgetragen; etwa im Bereich Caritas, im pfarrlichen Leben oder als Religionslehrerinnen.
Quelle: kathpress