Kräutler: Weihnachtsbotschaft gilt besonders auch Flüchtlingen
Die frohe Botschaft von Weihnachten gilt nach den Worten von Bischof Erwin Kräutler in ganz besonderer Weise allen Menschen auf der Flucht. Ebenso wie die heilige Familie nach der Geburt Jesu nach Ägypten fliehen musste, sei Weihnachten auch heute für viele Menschen "nicht 'Stille Nacht, heilige Nacht' mit Christbaum und Geschenken", erinnerte der aus Vorarlberg stammende emeritierte Bischof der brasilianischen Diözese Xingu in Adventmeditationen, die diese Woche in der Ö1-Sendung "Gedanken für den Tag" jeweils um 6.55 Uhr ausgestrahlt werden.
"In allen Flüchtlingen ist Jesus selbst auf der Flucht", erklärte Kräutler. Dies gelte seit jener Nacht, in der der Sohn Gottes laut dem biblischen Bericht bei Matthäus plötzlich aus dem Schlaf geweckt worden sei und nach Ägypten fliehen musste, um einem grausamen Tyrannen zu entkommen. "In allen Eltern, die mit ihren Kindern weinend und wehklagend ihre Heimat verlassen müssen, um einer ungewissen Zukunft entgegen zu gehen, klagen Maria und Josef und bangen um ihr Leben und das Leben ihrer Kinder", sagte der Bischof. Wie diese seien sie getragen von der Hoffnung, in einem anderen Land frei, in Würde und ohne Angst leben zu dürfen.
Schon die in vielen Bräuchen fortlebende Herbergssuche von Maria und Josef in Betlehem verweise auf dieses Thema, betonte Bischof Kräutler. Das Klopfen und der flehende Blick zweier Menschen in Not sei von den Wirten abgewiesen worden, vermutlich in Gedanken an die anderen Gäste, die schon bezahlt hatten und nicht durch den erwarteten Säugling gestört werden sollte. "Irgendwann muss Schluss sein! Das Boot ist voll! Es gibt doch wohl noch andere Unterkünfte! Irgendwo da draußen, jenseits unserer Stadt- und Staatsgrenze!", schilderte Kräutler eine noch heute vorfindbare Denkweise.
Menschwerdung ist "eigentliches Geschenk"
Kräutler rief dazu auf, die Abende vor Weihnachten für Einkehr, Besinnung, Selbstfindung und Gotteserfahrung zu nutzen. Eindringlich warnte der Amazonas-Bischof vor teuren Weihnachtsgeschenken: Es komme nicht auf den materiellen Wert, sondern vielmehr auf die damit verbundene Liebe und Herzlichkeit an. "Extrem teure Geschenke demonstrieren Macht und Reichtum und sind auch Ausdruck der Eitelkeit. Der oder die Beschenkte fühlt sich dabei sogar unterdrückt und zu einem teuren Gegengeschenk verpflichtet", so der Kräutler. "Eigentliches Weihnachtsgeschenk" sei die Menschwerdung Gottes. Das Schenken zu Weihnachten solle dies versinnbildlichen.
Weihnachten offenbare und beweise die "göttliche Macht der Liebe gegen die vermeintliche Macht der Waffen, des Hasses und des Krieges", so Kräutler weiter. Er selbst glaube an die "Macht der Liebe", welche Grenzen überschreite, Beziehungen gelingen lasse, Wunden heile und "Mitmenschen in Not mit dem Mantel geschwisterlicher Anteilnahme umfängt", so der Bischof, um festzustellen: "Liebe hört den Schrei der Armen und reicht ihnen in Solidarität die Hand. Liebe bricht Zäune ab, reißt Mauern nieder und baut Brücken."
Quelle: kathpress