Jahresrückblick: Juli bis September
JULI
1. Juli - Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer (73) wird vom Papst zum neuen Präfekten der Römischen Glaubenskongregation ernannt. Der spanische Jesuit folgt auf Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dessen fünfjährige Amtszeit nicht verlängert wird.
8. Juli - Ein Rundschreiben der für Sakramente zuständigen Vatikanbehörde, in dem das bestehende Verbot von gänzlich glutenfreien Hostien bekräftigt wird, sorgt für Aufregung. Kirchenvertreter stellen in der Folge klar, dass der Kommunionempfang bei Zöliakieerkrankung wie bisher möglich ist, weil es dafür zulässige Hostienprodukte mit verringertem Glutengehalt gibt.
9. Juli - Der 65-jährige Hansjörg Hofer wird im Salzburger Dom zum Bischof geweiht. Papst Franziskus hatte den bisherigen Generalvikar der Erzdiözese Salzburg am 31. Mai zum Weihbischof ernannt. Den Menschen "neu zu sagen, wer dieser Christus ist", erachte er für die bischöfliche Sendung als wesentlich, "da Christus die Herzmitte und das Fundament unseres Glaubens ist", sagt Hofer mit Blick auf seinen Wahlspruch "Ad christum" (Zu Christus hin). Als Bischof wolle er vor allem mithelfen, "die Freude an Gott wachzuhalten und zu vertiefen".
10. Juli - Mehr als 900 Millionen Euro - um rund 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr - hat die Caritas Österreich 2016 für bedürftige Menschen aufgewendet. Den überwiegenden Teil ihrer Mittel lukrierte die Caritas aus Entgelten für Dienstleistungen aus öffentlichen Mitteln. Die Spendenbilanz beläuft sich auf knapp 90 Millionen Euro.
12. bis 14. Juli - Statt Pessimismus erfordert der dramatische Klimawandel als Reaktion verantwortliches Handeln mit einem rechten Verhältnis von Ökonomie und Ökologie: Das ist der Tenor bei der 19. Ökumenischen Sommerakademie in Stift Kremsmünster zum Thema "Schöpfungsethik zwischen Wunsch und Wirklichkeit". Nach christlicher Überzeugung stelle der Umgang mit der Umwelt "eine Verantwortung gegenüber Armen und künftigen Generationen", betont Bischof Scheuer beim Abschlussgottesdienst.
16. Juli - Caritas-Präsident Landau fordert in der ORF-"Pressestunde" von der Politik einen "Pakt für den sozialen Zusammenhalt" und ruft zu weniger Emotionalisierung und Populismus im laufenden Wahlkampf auf. Zugleich skizziert er einen Fünf-Punkte-Plan mit den Themen Armutsbekämpfung, Menschenwürde, Pflegereform, leistbares Wohnen und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, den er der nächsten Regierung als Arbeitsprogramm empfiehlt.
23. Juli - Am sechstägigen 15. Jungfamilientreffen im oststeirischen Pöllau nehmen mehr als 200 Familien mit rund 500 Kindern aus Österreich, Deutschland und Südtirol teil.
23. Juli - Anhaltender Pilger-Boom auch in Österreich: Der Salzburger Pilgerexperte Anton Wintersteller berichtet zum Weltpilgertag, dass das laufend wachsende heimische Pilgerwege-Netz, bereits eine Gesamtlänge von mehr als 3.500 Kilometern aufweist.
28. Juli - Mit einem gemeinsamen, fünfminütigen Geläut von tausenden Kirchenglocken im ganzen Land zur Sterbestunde Jesu um 15 Uhr erinnert die katholische Kirche in Österreich daran, dass weltweit Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sind.
28. Juli - In London stirbt der elf Monate alte Säugling Charlie Gard. Das Schicksal des Buben, der an einer das Gehirn schädigenden genetischen Erkrankung litt, und ein monatelanger juristischer Streit um seine Behandlung erregte zuvor international Aufsehen. Charlies Eltern wollten ihr Baby entgegen den Rat britischer Ärzte in den USA mit bisher an Menschen nicht versuchten Methoden behandeln lassen. Mehrere Gerichtsurteile verboten ihnen allerdings, Charlie ausfliegen zulassen. Auch der Papst schaltete sich in den Fall ein. Das vatikanische Kinderkrankenhaus bot an, den Buben aufzunehmen.
AUGUST
14. August - Die katholischen Patriarchen des Orients formulieren einen Hilferuf an den Papst. Die internationale Gemeinschaft sehe dem erzwungenen Exodus der Christen im Nahen Osten tatenlos zu. Nur Franziskus könne die Mächtigen der Welt dazu bewegen, diesem "Genozid" mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
17. August - Islamistische Attentäter töten bei Terroranschlägen in Barcelona und Cambrils 15 Menschen. Der Großteil der Opfer stirbt, als ein Lieferwagen auf der Flaniermeile La Rambla in die Menschenmenge rast. Der Papst verurteilt den Angriff als "unmenschlich". Die blinde Gewalt stelle eine "schwerste Beleidigung des Schöpfers" dar. Später wird bekannt, dass die Terroristen eigentlich Bomben an mehreren Orten Barcelonas zünden wollten, darunter an der weltberühmten Basilika Sagrada Familia.
21. August - Mit ungewöhnlich konkreten Appellen wendet sich der Papst zur Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen zu Wort. In seiner vorab veröffentlichten Botschaft für den kirchlichen Welttag der Migranten spricht er sich unter den Schlagworten "Aufnehmen, beschützen, fördern und integrieren" für humanitäre Korridore und Familiennachzug aus, verlangt Zugang zum Arbeitsmarkt schon für Asylbewerber und Einbürgerungserleichterungen. Beim Thema Grenzkontrollen müsse zudem die Sicherheit der Schutzsuchenden Vorrang vor nationaler Sicherheit haben.
21. August - Im Reformationsgedenkjahr bereist eine 200-köpfige Gruppe steirischer Christen zusammen mit dem katholischen Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und dem evangelischen Superintendenten Hermann Miklas das deutsche Kernland der Reformation. Stationen sind u.a. Bamberg, die Wartburg und Eisenach.
25. August - Die 46. "NÖ KinderSommerSpiele" (NÖKISS) im Augustiner Chorherrenstift Herzogenburg starten. Bei dem Kinderfestival "erobern" bis 27. August und an einem weiteren Wochenende von 1. bis 3. September an die 18.000 kleine Besucher das Stift. Für viele ist der NÖKISS-Besuch der erste Kontakt mit dem Ordensleben.
27. August - Historischer Moment für den Zisterzienserorden in Österreich und Deutschland: Vier Mönche aus dem Wienerwald-Stift Heiligenkreuz beginnen auf Einladung des Görlitzer Bischofs mit der Wiederbesiedelung der vor 200 Jahren verstaatlichten Klosteranlage Neuzelle unweit von Frankfurt/Oder in Ostdeutschland.
29. August - Spatenstich für den Bau des ersten Wiener "VinziDorfes" in Wien-Meidling: Die "Vinzenzgemeinschaft Eggenberg" will hier ab September 2018 24 obdachlose Menschen aufnehmen und betreuen.
SEPTEMBER
1. September - Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios rufen in einer gemeinsamen Umweltbotschaft zu einem neuen Lebensstil auf und verurteilen Profitgier und ungehemmte Ausbeutung von Ressourcen. Anlass ist der Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung und die anschließende "Schöpfungszeit".
3. September - Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hält eine viel beachtete Predigt vor 20.000 Katholiken im kroatischen Wallfahrtsheiligtum Ludbreg. "Ihr könnt nicht in ständiger Feindschaft leben! Stellt euch nicht vor jene, die blutige Hände und schmutzige Finger haben! Ohne die christlichen und menschlichen Grundwerte der Gerechtigkeit und Wahrheit werden Frieden und Versöhnung nicht möglich sein", ruft er die politisch Verantwortlichen in Kroatien zum gemeinsamen Einsatz für eine versöhnte sowie europafreundliche Gesellschaft auf.
6. bis 11. September - Den Kriegspfad verlassen und den Weg in eine friedliche Zukunft einschlagen: Der Appell, den der Papst während seiner Kolumbien-Reise wieder und wieder an die Kolumbianer richtet, ist unmissverständlich. Die Aufrufe zu Vergebung, Versöhnung und Frieden dominieren den sechstägigen Besuch, der Franziskus u.a. nach Bogota, Villavicencio, Cartagena und die Drogenkartell-Hochburg Medellin führt. Emotionaler Höhepunkt ist eine Begegnung mit Gewaltopfern und Ex-Guerilleros bei einem nationalen Versöhnungstreffen. Insgesamt feiert der Papst vier Messen und hält zwölf Reden. Er spricht zwei Märtyrer des kolumbianischen Bürgerkriegs selig und besucht ein Heim für minderjährige Gewaltopfer. Auch gegenüber der Politik findet Franziskus deutliche Worte. Auf dem Weg zu einem gerechten und friedlichen Land dürften Politik und Wirtschaft nicht vergessen, "dass die ungleiche Verteilung der Einkünfte die Wurzel sozialen Übels ist".
8. September - Im Rahmen eines "Marshallplans für Afrika" soll Österreich in den kommenden fünf Jahren eine Milliarde Euro in die Entwicklungshilfe für Afrika investieren. Das fordern Hilfsorganisationen und entwicklungspolitische NGOs, darunter Caritas, Diakonie und die AG Globale Verantwortung, bei einer Pressekonferenz in Wien.
9./10. September - Im Stephansdom versammeln sich Tausende Gläubige zur traditionellen Maria-Namen-Feier. Das religiöse Großereignis unter dem Motto "Beten für den Frieden" steht im Zeichen des Jubiläumsjahrs "100 Jahre Marienerscheinungen in Fatima" und "70 Jahre Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft". Prominenteste Mitfeiernde sind heuer Kardinal Schönborn, der Salzburger Erzbischof Lackner sowie der brasilianisch-österreichische Bischof Kräutler.
15. September - Mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler haben im Schuljahr 2016/2017 an kirchlichen "Orientierungstagen" teilgenommen, bei denen sich Schulklassen ab der achten Schulstufe ein bis drei Tage lang mit aktuellen Fragen des Lebens und des Glaubens auseinandersetzen. Das gibt die Katholische Jugend bekannt, die das Angebot mit den Salesianer Don Boscos organisiert.
19. September - Papst Franziskus gründet ein neues Päpstliches Theologisches Institut für Ehe und Familie. Mit dem Erlass "Summa familiae cura" (Die größte Sorge um die Familie) setzt er das bisherige "Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie" auf neue Gleise. Die der Päpstlichen Lateranuniversität angegliederte Einrichtung soll demnach die Arbeit der jüngsten Familiensynoden sowie des Lehrschreibens "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie von 2016 fortführen.
20. September - Vorerst 51 Staaten, unter ihnen auch Österreich und der Vatikan, unterzeichnen während der UN-Vollversammlung in New York einen Vertrag über das Verbot von Atomwaffen. Auf das von Österreich mitinitiierte Nuklearwaffenverbot hatten sich zuvor im Juli 122 der 193 Mitglieder der Vereinten Nationen verständigt.
23. September - Hubert Feichtlbauer, seit 1960 in verschiedenen Printmedien als Chefredakteur tätiges "Urgestein" der Publizistik in Österreich und früherer Vorsitzender des "Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten" und der Plattform "Wir sind Kirche", stirbt im 86. Lebensjahr an den Folgen einer Krebserkrankung.
24. September - Konservative Kritiker des Papstes veröffentlichen im Internet den Text einer förmlichen "Zurechtweisung" ("Correctio"). Sie werfen Franziskus vor, in seinem Schreiben "Amoris laetitia" auf "direkte oder indirekte Weise" häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre zu vertreten.
24. September - Die Kirche macht am "Sonntag der Völker" auf die Vielfalt der Nationen in der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft aufmerksam. Dazu finden in den Diözesen Österreichs besonders gestaltete Gottesdienste statt, bei denen die Gläubigen der anderssprachigen katholischen Gemeinden im Zentrum stehen.
28. September - Die Spanische Bischofskonferenz ruft im Vorfeld eines Unabhängigkeits-Referendums in der Region Katalonien auf, die spanische Verfassung zu respektieren und von "unumkehrbaren und folgenschweren" Handlungen abzusehen. Mehrere hundert katalanische Priester und Diakone stellen sich hingegen öffentlich hinter das gegen die geltende spanische Verfassung verstoßende Referendum, das die Regionalregierung in Barcelona trotz eines höchstrichterlichen Verbotes und gegen den Willen der Zentralregierung in Madrid durchzieht. Neun von zehn Katalanen sprechen sich am 1. Oktober für die Unabhängigkeit aus, allerdings nimmt nur jeder Zweite am Referendum teil. Madrid enthebt in der Folge die katalonische Regionalregierung unter Carles Puigdemont ihres Amtes und ruft für 21. Dezember Neuwahlen in Katalonien aus.
29. September - Die kirchlichen Hilfswerke Österreichs haben 2016 mit insgesamt 102,3 Millionen Euro Projekte der Entwicklungszusammenarbeit gefördert. Das geht aus dem neuen Jahresbericht der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) hervor.
30. September - Mit einem großen Fest am Wiener Rathausplatz feiern die drei evangelischen Kirchen in Österreich das Jubiläum "500 Jahre Reformation". Die liberianische Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee spricht dabei einen deutlichen Friedensappell aus: "Wir brauchen eine neue Reformation des Friedens, der Gerechtigkeit, für eine neue Menschlichkeit, für eine bessere Welt."