Telefonseelsorge: Nummer 142 gegen Einsamkeit zu Weihnachten
"Es ist Heiligabend und ich warte auf meine Verwandten. Aber bis jetzt ist keiner gekommen. Kann ich kurz mit Ihnen reden?". Nicht nur für die Sehnsüchte nach Liebe und Geborgenheit, sondern auch für die Nummer 142 der Telefonseelsorge hat an den Weihnachtstagen Hochsaison. "Einsamkeit und Probleme in Beziehungen werden in dieser Zeit noch bedrückender empfunden", hat Marlies Matejka, die Leiterin der Telefonseelsorge Österreich, im Interview mit "Kathpress" berichtet. Immer wieder kommt es bei den Weihnachtsfeiern auch zu Streit und Enttäuschung.
Sorgen über das nahende Fest werden teils schon in den Adventstagen geäußert. "Besonders gilt dies, wenn es das erste Weihnachten nach dem Tod eines lieben Familienmitglieds ist, wenn es latente Konflikte in der Familie gibt und es Probleme macht, wie und mit wem gefeiert wird", schilderte Matejka. Teils erfahren die Telefonseelsorger von finanziellen Problemen, etwa wenn es kein Geld für die Geschenke der Kinder gibt, sowie von Einsamkeit: "Viele befürchten, wieder alleine zu sein, etwa weil die Familie auf Urlaub fährt."
Sechs von zehn Anrufern bei der Telefonseelsorge leben - meist ungewollt - alleine, zudem lassen auch psychische Krankheiten oder Beziehungskrisen zum Hörer greifen. In vielen Fällen ist Weihnachten gar kein Thema, besonders dann, weil psychische oder andere Probleme bedrängender sind und gar keinen Platz dafür lassen. Immer wieder werden auch Suizidgedanken geäußert.
Was kann ein Gespräch mit der Telefonseelsorge schon verändern? "Wir erleben täglich, dass es hilfreich ist, mit jemandem reden zu können. Jeder Mensch hat das Grundbedürfnis gehört zu werden. Wenn wir ihm am Telefon die Möglichkeit geben, sich zum Ausdruck zu bringen und nachzudenken, woran er in seinem tiefsten Herzen glaubt, stärkt das den Selbstwert und die Selbstachtung - und gibt manchmal den Mut, wieder mit anderen Menschen in Beziehung zu treten", so die Leiterin von Österreichs Telefonseelsorge. Für viele Anrufer stelle es auch einen Wert dar, "mit jemandem sprechen zu können, der kein Experte ist und keine Diagnose oder Ansprüche stellt, sondern einfach da ist und einen so nimmt, wie man ist".
Tatsächlich sind die 800 Mitarbeiter der Telefonseelsorge an neun Stellen in den österreichischen Diözesen ehrenamtlich tätig, geschult durch verpflichtende Ausbildungen. Die Nummer 142 ist österreichweit kostenfrei erreichbar, das ganze Jahr - also auch über Weihnachten und Silvester - rund um die Uhr besetzt und verspricht absolute Vertraulichkeit. Getragen wird die Telefonseelsorge von der katholischen und der evangelischen Kirche Österreichs.
Ergänzend zu den Telefonangeboten gibt es eine E-Mail-Beratung und seit mehr als einem Jahr auch eine Chatberatung (www.onlineberatung-telefonseelsorge.at), künftig zudem auch (zumindest in Wien) verstärkte Telefonberatung in anderen Sprachen wie etwa Englisch und Polnisch. Eine eigene Kids-Line für Kinder und Jugendliche bietet unter der Adresse www.kids-line.at die Telefonseelsorge Salzburg.(Infos: www.telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress