"Stille Nacht" erklang vor 200 Jahren zum ersten Mal
Am Heiligen Abend im Jahr 1818 erklang in der Kirche von Oberndorf in Salzburg erstmals das Lied "Stille Nacht". 200 Jahre später ist es das bekannteste Weihnachtslied der Welt - es wurde bisher in rund 300 Sprachen übersetzt - Anlass für ein ganzes "Stille Nacht"-Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen in Oberösterreich, Salzburg und Tirol.
Dabei war der Erfolg des Liedes keineswegs absehbar. Der Text stammt von Joseph Mohr, der 1792 als drittes von vier unehelichen Kinder einer Strickerin und eines Deserteurs in Salzburg zur Welt gekommen ist. Ein Vikar des Salzburger Doms erkannte seine Begabung und ermöglichte ihm den Besuch eines Gymnasiums.
1815 wurde Mohr zum Priester geweiht. Seine erste Stelle als Hilfsgeistlicher trat er in Mariapfarr an, rund 130 Kilometer südöstlich von Salzburg. Weil er aber immer wieder kränkelte, kam er 1817 zurück in die Nähe seiner Heimat, und zwar nach Oberndorf an der Salzach, direkt an der deutschen Grenze.
Dazwischen lag das Jahr 1816, das als das "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte einging. Nach einem Vulkanausbruch in Indonesien war es ungewöhnlich kalt in Mitteleuropa, sogar im Juni fiel zum Teil Schnee. An vielen Orten fiel die Ernte aus, Millionen litten Hunger, Zehntausende starben. Zudem litt Europa an den Folgen der Napoleonischen Kriege.
Zeit der Sehnsucht
In dieser Zeit der Sehnsucht nach Frieden und besseren Zeiten schrieb Mohr ein Gedicht mit insgesamt sechs Strophen, von denen heute meist nur noch die ersten drei und die sechste gesungen werden. Vor Weihnachten im Jahr 1818 komponierte Dorflehrer, Kantor und Organist Franz Xaver Gruber die Melodie zu Mohrs Gedicht. Die Uraufführung von "Stille Nacht" fand bei der Christmette am 24. Dezember 1818 in der Kirche St. Nikolaus in Oberndorf statt.
Den Siegeszug des Liedes brachte vor allem ein Orgelbauer auf den Weg, der bei der Reparatur der Oberndorfer Orgel einen Zettel mit Text und Noten fand und mitnahm ins heimische Zillertal. Von dort aus fand das Lied langsam aber sicher den Weg in alle Welt, ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch Sängerfamilien auch nach Deutschland und die USA, danach über katholische und protestantische Missionare auf alle Kontinente.
Seit 2011 ist das Lied nationales immaterielles Unesco-Kulturerbe Österreichs. Und Jahr für Jahr zu Weihnachten singen geschätzt mehr als zwei Milliarden Menschen in inzwischen rund 200 Sprachen das Lied.
Zahlreiche Veranstaltungen
Das Land Salzburg und die "Stille-Nacht"-Gesellschaft haben kürzlich das "Stille-Nacht"-Jahr 2018 eingeläutet und dazu sogar den Papst eingeladen. Gegenüber "Kathpress" bestätigte die Erzdiözese Salzburg, dass die Einladung des Landes Salzburg an Papst Franziskus in Abstimmung mit Erzbischof Franz Lackner und der Bischofskonferenz erfolgt ist. Man wolle das Jubiläum zum Anlass nehmen, sich intensiv "mit Fragen des Friedens in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft, angefangen von den Familien bis hin zur internationalen Politik, auseinanderzusetzen", hieß es in einer Aussendung der Gesellschaft.
Zum Jubiläum schließen sich auch neun Museen und Orte in Salzburg, Oberösterreich und Tirol zu einer gemeinsamen dezentralisierten Landesausstellung zusammen. Die Schau beginnt am 29. September 2018 und wird bis 2. Februar 2019 zu sehen sein, gab das Land Salzburg kürzlich bekannt. Landeshauptmann Wilfried Haslauer kündigte eine "zeitgemäße und umfassende Auseinandersetzung" mit dem Lied und dessen zentralen Leitthema der "universellen Friedensbotschaft" an.
An ein sehr internationales Publikum richtet sich ein musikalisches Bühnenstück des Salzburger Landestheaters mit dem Titel "Meine Stille Nacht", das aus der Feder eines Kreativteams aus Hollywood rund um den Filmkomponisten John Debney und Drehbuchautorin Hanna Friedman stammt und am 24. November 2018 Premiere feiert.
Am 200-Jahr-Jubiläum beteiligt sich auch die Erzdiözese Salzburg mit einer Reihe von Initiativen: Darunter ist eine Referentenreihe des Katholischen Bildungswerkes, eine Sonderausstellung im "Bibelwelt"-Museum zu den biblischen Hintergründen (ab 6. Oktober 2018), ein Symposium über "Weihnachten zwischen theologischem Anspruch und Populärkultur" (9. November), ein Bilderzyklus von Johann Weyringer sowie ein Friedensgebet der Salzburger Religionsgemeinschaften in Oberndorf (17. November). Am 25. November 2018 wird in Hallein die neue "Stille-Nacht-Orgel" geweiht.
Oberösterreich erwartet seine Besucher u.a. mit einem Historienspiel in Hochburg-Ach oder einer Sonderausstellung zum Jubiläum im Ambiente des Schlossmuseums Linz. Im Tiroler Zillertal und am Achensee können sich Interessierte bei einem Rundgang zu den Original-Schauplätzen auf die Spuren der berühmten Sängerfamilie Strasser und Rainer begeben, die das Lied einst in der ganzen Welt verbreitet haben. Bereits am 16. Dezember 2017 findet eine Auftaktveranstaltung der Tiroler Blasmusikkapellen im Stadtpark der Silberstadt Schwaz statt. Dazu werden rund 300 Musikanten erwartet.