Orthodoxes Kloster kommt doch nach St. Andrä
Überraschende Wende im Tauziehen um das erste orthodoxe Kloster in Österreich. Wie die Diözese Eisenstadt am Montag mitteilte, wird es nun doch - und wie von Anfang an geplant - in St. Andrä/Zicksee gebaut. Metropolit Arsenios (Kardamakis) teilte dem neuen Bürgermeister von St. Andrä, Andreas Sattler, diese Entscheidung in einem am Montag in der Gemeinde eingelangten Schreiben mit. Dem Brief des Metropoliten war Ende November ein Schreiben des neuen Bürgermeisters vorausgegangen, der die klare Bitte zum Ausdruck brachte, "die Ansiedlung des Klosters in St. Andrä am Zicksee Wirklichkeit werden zu lassen". Für die katholische Diözese Eisenstadt sprach Bischof Ägidius Zsifkovics von einem "großen Tag für die Ökumene, das Burgenland und Europa" die Rede.
Für Metropolit Arsenios ist das Kloster "ein sichtbares Zeichen des Glaubens in der Welt" und "eine Erinnerung an die Möglichkeit eines jeden Menschen, zu Gott umzukehren". Es solle den orthodoxen Christen Österreichs spirituelles Zentrum und Wallfahrtsort sein und damit ein Vierteljahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs "der ganzen Welt ein starkes Symbol für ein Europa des Glaubens, des Geistes, des Friedens und der Versöhnung sein", schreibt der Metropolit. Sein Brief trägt auch bewusst das Datum des Festtages des Heiligen Nikolaus von Myra (6. Dezember), der in der Ost- und Westkirche gleichermaßen beliebt ist.
Im April 2017 hatte der Metropolit der Gemeinde noch "betrübt, aber überzeugt von der moralischen Richtigkeit" mitgeteilt, dass man sich angesichts der Verbreitung von Falschmeldungen und teilweise von Feindseligkeiten gegen das Kloster als ein "Symbol des Friedens und der Versöhnung" seitens einer Minderheit im Ort veranlasst sehe, "sich der Standortfrage für das erste orthodoxe Kloster Österreichs neu zu widmen".
Aus rechtlichen Gründen musste im Juni trotzdem die zuvor von Kritikern des Projekts erzwungene Volksabstimmung über das Vorhaben durchgeführt werden. Dabei sprachen sich rund 60 Prozent der Bevölkerung für das Kloster aus.
In Folge kam es zu einer großen Zahl von burgenlandweiten und auch überregionalen Unterstützungserklärungen. Metropolit Arsenios wurde, wie er auch in seinem jetzigen Schreiben an Bürgermeister Sattler festhält, von verschiedensten Personen und Institutionen "teils beachtliche Hilfe und Mittel angeboten, um das Projekt an alternativen Standorten zu verwirklichen", von Menschen, denen "unsere Verbundenheit, unser Dank und unser Gebet gilt."
Für die nun doch erfolgte positive Entscheidung für St. Andrä ist nun aber ohne Zweifel das klare Bekenntnis des neuen Bürgermeisters für das Klosterprojekt ausschlaggebend. In dem von Vizebürgermeister und Gemeindevorständen mitunterzeichneten Schreiben heißt es u.a.: "Die klar überwiegende Mehrheit der St. Andräerinnen und St. Andräer hat im demokratischen Weg der Volksabstimmung als höchste Instanz der Meinungsbildung dem Projekt ihre Zustimmung erteilt und steht diesem positiv gegenüber." Der Metropolit werde somit "höflichst" ersucht, "die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in St. Andrä in die Entscheidung einfließen zu lassen".
Der Metropolit wurde in dem Schreiben von Bürgermeister Sattler außerdem über die erfolgte Flächenumwidmung nach einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss und der positiven Beurteilung durch die Landesregierung sowie über das grüne Licht seitens der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See informiert.
Dank für Willkommensein
Er sei vom "Willkommensgruß der Bevölkerung" an die orthodoxe Kirche "menschlich sehr bewegt", bedankte sich der Metropolit in seinem aktuellen Brief an die Gemeinde. Er begrüßte zudem die eindeutige Entscheidung "in einem demokratischen Verfahren" zugunsten des Klosters, was ein "Auftrag an die politischen Verantwortungsträger" sei, "sich dem Willen der Bevölkerung nicht zu verschließen".
Zugleich bedankte sich der Metropolit in seinem Schreiben bei den "vielen Menschen - Vertretern diverser politischer Gemeinden und des öffentlichen Lebens sowie Privatpersonen - für ihre Solidarität mit der Entstehung des Orthodoxen Klosters als ökumenisches Jahrtausendprojekt".
Zsifkovics: Großer Tag für das Burgenland
Bischof Zsifkovics zeigt sich in einer ersten Reaktion hocherfreut von der positiven Wende: "Ich freue mich sehr, dass dem Geist des Dialogs, der Begegnung und des geschwisterlichen Aufbaus einer Stätte des Friedens und Glaubens zum Durchbruch verholfen wurde. Ich freue mich sowohl für meine Mitbrüder von der orthodoxen Kirche als auch für die Menschen von St. Andrä, die einem einzigartigen und ungemein bedeutsamen Projekt für die Ökumene eine Heimat geben werden."
Das sei ein großer Tag für die Ökumene, für St. Andrä und für die Diözese Eisenstadt, "die dadurch dem uns gegebenen Auftrag des heiligen Papstes Johannes Paul II. bei seinem Burgenlandbesuch 1988, im Herzen Europas stets eine christliche Brücke in den Osten zu sein, auf überaus konkrete Weise nachkommt".
Der Stellenwert des Vorhabens könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, so Zsifkovics: "Vergessen wir nicht, dass selbst Papst Franziskus die Menschen von St. Andrä ausdrücklich gesegnet und den Ort als mögliche Beheimatung für eine große ökumenische Chance gewürdigt hat. Vergessen wir nicht, dass der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel im Jahr 2014 St. Andrä eigens besucht hat, um in einem berührenden Fest der Begegnung die Bedeutung des Klosterprojekts zu unterstreichen."
Bürgermeisterwechsel in St. Andrä
Kritiker hatten Bürgermeister Sattlers Vorgänger Erich Goldenitsch wiederholt vorgeworfen, durch eine zögerliche und unentschlossene Haltung einen Nährboden für Vorurteile und negative Stimmungsmache entstehen zu lassen. Damit sei das Feld einer Minderheit im Ort überlassen worden, "die gezielt und sehr fleißig mit Desinformation, Halbwahrheiten und geschürten Ängsten operiert", so Anfang 2017 der Sprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig. Dieser zeigte sich bereits vor der Volksabstimmung im Juni überzeugt, dass diese zugunsten des Klosters ausgehen werde, betonte jedoch zugleich in einem Appell an die Bevölkerung: "Wer gegen ein christliches Kloster stimmt, muss wissen, wogegen er stimmt. Nämlich gegen einen Ort der Stille und des Gebets, des Friedens und der Versöhnung und nicht zuletzt gegen einen Ort einer besonders naturverbundenen Lebensart."
Der nun verfasste Brief des neuen Bürgermeisters, der auch in der Vergangenheit öffentlich für das Kloster eingetreten war, sei ein starkes Bekenntnis für einen Ort des Friedens und der Ökumene, so Diözesansprecher Dominik Orieschnig: "In Zeiten, wo zu viele Verantwortungsträger in Fragen einer nachhaltigen Menschheitsentwicklung ihr Fähnchen nach dem Wind kurzfristiger ökonomischer, politischer oder sonstiger Vorteile hängen, sind all jene, denen dieses Kloster als spirituelle und kulturelle Weltbotschaft am Herzen liegt, dankbar für das Bekenntnis und den Mut, den Weitblick und die Klugheit, die aus dem Brief sprechen." Alle Menschen guten Willens und solche, die es noch werden wollen, seien jetzt herzlich eingeladen, sich dem anzuschließen, so der Diözesansprecher: "Es geht um mehr als um ein Kloster."
Quelle: kathpress