Linz: Bischof segnete Orgel und Chorgestühl in umgebautem Dom
In einer feierlichen Vesper mit Lichtfeier hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer am Donnerstagabend und somit am Vorabend der für Freitag geplanten Altarweihe die versetzte und neu intonierte Pflüger-Orgel und das Chorgestühl gesegnet. Durch die (Rück-) Versetzung des restaurierten historischen Chorgestühls an seinen ursprünglichen Ort vor dem Presbyterium ist vor dem Hochaltar ein offener Raum entstanden, der für die Feier der Tagzeitenliturgie sowie für unterschiedliche Feiern und Andachtsformen zur Verfügung steht, kündigte die Diözese am Freitag in einer Aussendung an.
In seiner Predigt nahm Bischof Scheuer die Atmosphäre von (Kirchen-) Räumen in den Blick. Beim Betreten eines Raums sei wahrnehmbar, "was in der Luft liegt, vielleicht auch, was die Menschen, die in diesem Raum wohnen oder arbeiten, gerade getan haben, wie sie miteinander umgegangen sind". Der "Wohlgeruch der liebenden Aufmerksamkeit" werde dabei ebenso spürbar wie der "Bleigeruch von Spannung, Streit und Aggression".
Dies gelte auch für die Kirche und für Kirchenräume. Wer ein Gotteshaus betrete, nehme wahr, ob Anbetung und Sammlung die Atmosphäre prägten oder ob die Kirche ein Museum sei, in dem der Mief der Vergangenheit überwiege. Die Atmosphäre eines Kirchenraums sei "geladen von Lebensfreude, Zuversicht, Trost, Gebet oder auch von Geschäftigkeit, Geld, Formalität, von Moder, Ruß und Feuchtigkeit", legte der Diözesanbischof dar.
Die existierenden Kirchen-Räume und die konkrete Kirche von Linz seien "eine höchst durchwachsene Wirklichkeit" und "zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig". Die Kirche sei, so Scheuer, durchwachsen von hohen Idealen und einem "teilweise recht niederen Niveau an Nachfolge". In ihr geschehe Weitergabe des Glaubens, "wir haben aber auch den Bruch von Tradition zu beklagen. In ihr finden wir geistliche Öde und Leerlauf, aber auch Tiefenbohrungen des Gebets".
Die liturgische Neugestaltung des Mariendoms mache wieder bewusst, wie kostbar der gemeinsame Raum des Glaubens sei, unterstrich Scheuer. Wie Steine und Materialien von den Baumeistern zu einem Gebäude zusammengefügt werden, so sei es die Liebe, die Menschen zusammenfüge zu einer tragenden, Halt gebenden Gemeinschaft. "Wir wollen dieses Haus, das äußere und das innere, die Gemeinschaft, die Seele, den Raum und die Architektur, mit Leben erfüllen und gastfreundlich sein für die Gegenwart Gottes."
Dom nach Umbauphase wiedereröffnet
Der Mariendom, Österreichs größte Kirche, ist am Freitag nach einer mehrmonatigen Umbauphase wiedereröffnet worden. Der Altar, der sich nun in der Mitte der Kathedrale befindet, wurde in einer Festmesse um 10 Uhr von Bischof Manfred Scheuer geweiht wie auch die ebenfalls neu positionierten liturgischen Orte Ambo, Bischofs- und Priestersitz.
Knapp ein halbes Jahr lang war der Dom für die Umbauten geschlossen, Sonn- und Feiertagsmessen mussten in andere Linzer Kirchen umsiedeln. Die Arbeiten geschahen unter Federführung des Berliner Architekturbüros Kuehn & Malvezzi und des Wiener Künstlers Heimo Zobernig. Ziel war es, den Teilnehmern der Gottesdienste den aktiven und möglichst nahen Mitvollzug zu ermöglichen.
Dazu wurde die eucharistische Feierzone vom historischen Hochaltar weg verlegt. Der neue Altar, ein sieben Tonnen schwerer Jurakalk-Quader mit 1,60 Meter Seitenlänge, steht nun auf einer absenkbaren "Altarinsel", um welche die Kirchenbänke gruppiert sind. Auch das Pflaster wurde neu verlegt und die Chororgel gereinigt, versetzt und neu intoniert.
Quelle: kathpress