Theologe: Verbindung von Mann und Frau hat unersetzbare Aufgabe
Die Verbindung von Mann und Frau, die miteinander ein oder mehrere Kinder zeugen und großziehen, hat weiterhin eine unersetzbare Aufgabe für die Gesellschaft. Das hat der Südtiroler Theologe Prof. Martin Lintner betont. Es sei deshalb auch gerechtfertigt, die Ehe rechtlich anders zu behandeln als andere Partnerschaften, so Lintner im Interview mit der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen (aktuelle Wochenausgabe). Umgekehrt glaube er aber nicht, "dass die Ehe langfristig darunter leiden wird, wenn der Staat andere Partnerschaften anerkennt und rechtlich regelt", so der Vorsitzende der Internationalen Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik.
Unabhängig von Begrifflichkeiten stelle sich die Frage: "Wie müssen Partnerschaften von Menschen, die ihre Beziehung verantwortlich vor der Gesellschaft leben möchten, rechtlich geregelt und abgesichert werden, sodass es ihren moralischen und sozialen Rechten und Pflichten entspricht?"
Auf den Umgang der Kirche mit homosexuellen Paaren angesprochen meinte der Moraltheologe wörtlich: "Viele pastorale Mitarbeiter und Priester, sogar Diözesanbischöfe versuchen, homosexuellen Menschen und Paaren zu begegnen, um sie persönlich kennenzulernen. Es geht ihnen nicht um ein Urteil über deren Lebensform, sondern darum, sie als Menschen wahrzunehmen, die das Bedürfnis haben und sich bemühen, verantwortet eine Partnerschaft zu leben, ohne von der Kirche verurteilt zu werden." Das anzuerkennen, sei ein erster wichtiger Schritt. Zudem sollte die Kirche die Zuständigkeiten des Staates bei der rechtlichen Regelung respektieren.
Lintner äußerte sich im Kirchenzeitung-Interview vor der Veröffentlichung des Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) am Dienstag, wonach die rechtliche Institution der Ehe in Österreich künftig auch allen gleichgeschlechtlichen Paaren offenstehen muss. Noch nicht vom VfGH entschieden ist derzeit aber noch die Frage, ob es in Österreich künftig auch die Möglichkeit der Eintragung eines "dritten Geschlechts" geben soll.
Dazu hielt der Theologe fest, dass es Menschen gibt, deren biologisches Geschlecht bei der Geburt nicht eindeutig feststellbar ist. Bisher seien sie oft als Kinder operiert oder hormonell behandelt worden, noch lange bevor sie dem zustimmen konnten, bemängelte Lintner. Später hätten viele Probleme in der Entwicklung ihrer sexuellen Identität, weil man sie "in die falsche Richtung" operiert oder behandelt habe. Hier sei es deshalb richtig, "dass man die Geschlechtsbestimmung offen lässt und abwartet, in welche Richtung sich ein Mensch entwickelt und welche sexuelle Identität als die eigene entdeckt wird".
Es gehe aber nicht darum, frei zu wählen, "ob ich Mann oder Frau sein will", sondern "dass ich das Recht habe, zu jener sexuellen Identität zu stehen, die ich als die meine entdecke, und sie selbstverantwortet zu leben".
Quelle: kathpress