Krautwaschl zum Jubiläums-Auftakt: Diözese soll "Zukunft säen"
Die Diözese Graz-Seckau ist am ersten Adventsonntag offiziell in das Festjahr zu ihrem 800-jährigen Bestehen gestartet. Das Jubiläum soll Dankbarkeit für das reiche Erbe der Vergangenheit ausdrücken und auch eine Auseinandersetzung mit den künftigen Herausforderungen sein, um somit "Zukunft zu säen", sagte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl beim Auftakt-Gottesdienst in der Basilika Seckau. Gefeiert wurde dabei auch der Abschluss der Innenrenovierung der Stiftskirche, die als die "Wiege der Diözese" gilt.
Neben hunderten Gläubigen feierten auch die emeritierten Diözesanbischofe Egon Kapellari und Maximilian Aichern, der Administrator der Seckauer Abtei, P. Johannes Fragner, der evangelische Superintendent Hermann Miklas und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer den Gottesdienst mit.
Die Gestalt und Form von Kirche wandle sich und neue Aufbrüche seien nötig, denn man dürfe sich nicht auf eine "Verwaltung des reichen Erbes" beschränken, betonte Krautwaschl in seiner Predigt. Das Evangelium gebe die nötige Kraft dazu und sei "Kompass" wie auch das "nie verbrauchte oder alte Programm", denn: "Gott ist immer auf der Höhe der Zeit". Dankbar äußerte sich der Bischof rückblickend auf die 1218 begonnene Diözesangeschichte darüber, "dass wir das Evangelium empfangen durften, das unser Land geprägt hat".
Dabei gelte es auch Fehler, Sünden und Verirrungen zu sehen, welche "die Kraft der Botschaft Jesu Christi mitunter verdunkelt" hätten, sagte der Bischof. Dies treffe etwa auf den Umgang mit Andersgläubigen zu. Heute gebe es in der Steiermark eine "gelebte Ökumene und ein tolerantes Verhältnis zu anderen Religionen"; aus einem "Gegeneinander" könne ein Nebeneinander und sogar ein Miteinander" werden, betonte Krautwaschl.
Der Grazer Bischof verwies weiters auf zentrale Fragen zur "Zukunftsfähigkeit" des Glaubens, denen sich die Diözese in ihrem Festjahr besonders widmen werde. Mehr Gottvertrauen sei angesagt, um die Ängste von Menschen aufzuheben; auch müsse sich die Kirche mit einer befreienden, manchmal mahnenden Botschaft zu Wort melden und mit Blick auf die Armut Nächstenliebe praktizieren - "denn Caritas ist nicht nur einfach Solidarität, sie ist der Ruf Christi", so Krautwaschl. Angesichts der Debatte um Grenzen und Identität rücke auch der "Glaube an einen Gott, der Grenzen überwunden hat" ins Zentrum.
Bischofssitz über Jahrhunderte
Die nach der Innenrenovierung wiedereröffnete Basilika Seckau lobte Krautwaschl für ihre Schlichtheit und Schönheit. Sie sei "den Betenden Schiff des Glaubens durch die Jahrhunderte" gewesen. Ähnlich wie dieser "Dom im Gebirge", brauche auch die Katholische Kirche insgesamt die Renovierung, "wir müssen in ständiger Erneuerung aufbrechen", sagte der Bischof.
Die Geschichte der Diözese Graz-Seckau ist eng mit der Stiftskirche des obersteirischen Seckau verbunden: Mit der Gründung eines Suffraganbistums durch den Salzburger Erzbischof Eberhard II. im Jahr 1218 erlangte das am 16. September 1164 von Bischof Hartmann von Brixen den Heiligen drei Königen geweihte Gotteshaus den Rang einer Kathedrale und gewann jahrhundertelange Bedeutung als Bischofsitz und Grabstätte. Erst nach der Aufhebung des Chorherrenstiftes 1782 wurde der Bischofssitz nach Graz verlegt. Die Bistumsgründung selbst ist urkundlich nicht direkt belegbar, kann aber aufgrund zweier Quellen auf den Sommer 1218 datiert werden.
Die heutigen Diözesangrenzen sind mit denen des Bundeslandes Steiermark weitestgehend identisch und umspannen 16.386 Quadratkilometer. Die Diözese umfasst 22 Dekanate mit 388 Pfarren (einschließlich 2 Lokalien und 1 Expositur). 339 davon sind in insgesamt 124 Pfarrverbänden zusammengeschlossen. In den steirischen Pfarren leben ca. 1.232.000 Menschen, 826.543 davon sind Katholiken.
Festreigen zum 800er
Ihren 800. Geburtstag feiert die katholische Kirche in der Steiermark mit einem großen Festreigen. Auf Bühnen in allen Regionen des Landes wird mit einem Kultur- und Begegnungsprogramm Fragen zu Vergangenheit und Zukunft nachgegangen. Höhepunkt ist ein zweitägiges Fest am 23. und 24. Juni 2018 in Graz, u.a. mit Diskussionen, einer "Botschaft für die Steiermark" und einem Open-Air-Festgottesdienst im Stadtpark. Zudem sind auch fünf Ausstellungen, ein Liturgie-Symposium, eine Dankeswallfahrt nach Mariazell und eine Öffnung der Frauenklöster für interessierte Besucher geplant.
Das Programm des Jubiläumsjahres, das am 1. September 2018 mit der Aufstellung eines "Jubiläumskreuzes" am Himmelkogel (2.018 m) und einem Open-Air-Konzert seinen Schlusspunkt findet, wird rund 3,5 Millionen Euro kosten, wobei ein Drittel davon von Land, Stadt Graz und Sponsoren kommt. Die Diözese hat angekündigt, zu diesem Anlass zugleich einen sechsstelligen Beitrag in nachhaltig angelegte soziale Initiativen zu investieren.
Quelle: kathpress