Scheuer bei Bischofsweihe: Glettler bringt Tirol viel Freude
Der neue Tiroler Bischof Hermann Glettler ist ein "Brückenbauer", der in seine Aufgabe "mit Leidenschaft für Jesus, zugleich auch für das ganze Volk" geht: Das hat Glettlers Vorgänger, der nunmehrige Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, am Samstag bei der Predigt zur Bischofsweihe in der Innsbrucker Olympiahalle erklärt. Glettler habe das Talent, auch zu den Menschen Zugang zu finden, die "ausdrücklich Nichtgläubige" seien oder kein Naheverhältnis zur Kirche hätten. "Lieber Bischof Hermann, du wirst mit Freude aufgenommen und du wirst Freude bringen", fasste Scheuer die Grundstimmung der Diözese Innsbruck zusammen.
Die Anforderungen an Glettler seien wie an jeden Bischof hoch, viele erwarteten einen "Wunderwuzzi und Tausendsassa", verwies Scheuer auf eine endlos scheinende Liste von Aufgaben, mit denen das Amt in Verbindung gebracht werde. Bischof Glettler sei allerdings schon in seiner bisherigen Tätigkeit als Seelsorger in Graz durch ein äußerst vielfältiges Wirkungsfeld aufgefallen - als "Seelsorger der Migranten- und Armen, Kunsthistoriker und Künstler, Pfarrer in einem Auffangbezirk für die in Graz Angeschwemmten und Gestrandeten, Verantwortlicher für Caritas und Evangelisierung und kultureller Brückenbauer zu den Gebildeten unter den Verächtern der Religion", erwähnte Scheuer.
Es sei "sehr vielen nicht egal, wer Bischof in Innsbruck wird", betonte der Weiheprediger - "auch jenen nicht, denen der christliche Glaube schon gleichgültig geworden ist". Das Bischofsamt sei eine Aufgabe, die massive Auswirkungen auf das Wohlbefinden, Kirchenbild und Leben vieler Menschen habe. Er freue sich sehr, dass in Innsbruck ein Nachfolger gefunden sei, trotz der langen Dauer der Suche, die ein "schwieriger und schmerzlicher Weg, auf dem einige beschädigt und verletzt worden sind" gewesen sei. Ausdrücklich dankte Scheuer dem nunmehrigen Bischofsvikar Jakob Bürgler, für seine langjährige "Verbundenheit und ausgezeichnete Arbeit" als Generalvikar und später Diözesanadministrator.
Feingespür für Gottessehnsucht
Als besonderes Anliegen des neuen Bischofs beschrieb Scheuer die "Solidarität mit denen, die Verwundungen haben, deren Leben nicht zu gelingen scheint und mit vielen Brüchen behaftet ist", worauf symbolisch bereits Glettlers durchlöchertes Brustkreuz deute. Glettler spreche damit eine Sehnsucht nach Gott an, die unheilbar in jedem Menschen stecke, sagte der Linzer Bischof. Wie auch im Lied "Sowas hat man" der Rockgruppe "Böhse Onkelz" anklinge - dessen Songtext Scheuer vortrug - ließen sich in vielen Aspekten des Alltags Dinge finden, die über die Oberfläche hinausweisen; Glettler habe dafür ein feines Gespür.
Glettler werde "als Künstler und als Bischof ein Diener der Freude und ein Diener der Schönheit sein", so Scheuer in Anspielung auf die Kunstverständigkeit des neuen Bischofs. "Die Gewissheit, das Schöne zu finden in allem was lebt, nennen wir seit alters Gott", zitierte Scheuer Dorothee Sölle. Bischof Glettler sei zudem an "Andersorte und Fremdorte" gesandt, wofür die Bischofsweihe in der Olympiahalle - in einem "säkularen Raum" - ein "starkes Zeichen" sei.
Spiritualität und Solidarität
Das weite Aufgabenfeld des neuen Bischofs finde in der Herz-Jesu-Verehrung seinen Ausdruck, mit der Glettlers nun zweifach verbunden sei: Diese stark mit der Identität Tirols verbundenen Form der Religiösität werde als "entweder etwas ziemlich Liebliches oder etwas ganz Politisches" verstanden; weit verbreitet sei sie zudem auch in der Gemeinschaft Emmanuel, der Glettler angehört.
"Weil ihr die Welt so sehr ans Herz geht, will die Gemeinschaft Emmanuel in ihren vielen missionarischen Werken überall die Güte, Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit Gottes verbreiten", skizzierte Scheuer die in Frankreich entstandene Gruppe, von der zahlreiche Vertreter bei der Bischofsweihe zugegen waren. "In deiner Person, Bischof Hermann, werden sich das Tiroler Herz Jesu und das Pariser Herz Jesu von der Gemeinschaft Emmanuel schöpferisch, kreativ und auch spannungsgeladen begegnen. Da geht es auch um die Spannung und Vermittlung zwischen Religion und Aufklärung, zwischen Spiritualität und Solidarität, zwischen Anbetung und Aktion, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Heimat und Weltoffenheit, zwischen Freiheit und Fremdbestimmung", sagte Scheuer wörtlich.
Besonderes Augenmerk richtete der Linzer Bischof zudem auf die Kinder. Deren massive Präsenz bei der Bischofsweihe sei "alles andere als selbstverständlich in der Kirche". Entsprechend dem Anliegen von Glettler für seine Weihe sollten Kinder immer "viel Raum und Zeit bei Bischof Hermann haben", ihn "vom Schreibtisch holen" und ihm durch ihre besondere Art zu Glauben Lehrmeister sein, wünschte Scheuer. Kinder hätten nämlich eine "fast natürliche Sensibilität dafür, dass das Leben größer und tiefer ist als das, was wir physisch davon erfassen können", besäßen eine "Herzensachse zu Gott" und stellten oft die wesentlichen Lebensfragen.
Quelle: kathpress