Koalitionsverhandlungen: Familienverband lobt Bildungspapier
Die Koalitionsverhandlungen nach der Nationalratswahl am 15. Oktober gehen laut dem Katholischen Familienverband Österreichs (KFÖ) im Bildungsbereich in die richtige Richtung und beinhalten "zahlreiche gute Ansätze". "Richtig und notwendig" sei etwa der Fokus auf das Erreichen grundlegender Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen, da in der vierten Volksschulklasse jeder vierte Schüler nur sehr einfache Texte lesen könne, erläuterte KFÖ-Vizepräsidentin Astrid Ebenberger am Freitag in einer Aussendung.
Unterstützt wird vom KFÖ auch die grundsätzliche Einigung über einen verpflichtenden Ethikunterricht für jene Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen. "Damit gibt man allen jungen Menschen die Chance und den Raum, sich mit essentiellen Themen wie Sinn und Welt des menschlichen Lebens, Verlust und Trauer auseinanderzusetzen", so Ebenberger. Damit werde laut Ebenberger auch eine jahrelange Fordern des KFÖ umgesetzt.
Zustimmung, sofern die alternative Leistungsbeurteilung auf Wunsch der Schulpartner beinhaltet wird, gibt es von der Bildungsexpertin des KFÖ auch für die Wiedereinführung der Ziffernnoten. "Damit wird wieder Notenwahrheit hergestellt und Beurteilung nachvollziehbar gemacht."
"Wichtig und notwendig" sei außerdem die Forderung nach einem verpflichtenden zweiten Kindergartenjahr für jene, die es auch brauchen würden. Relevant sei die Verpflichtung allerdings nur für einen Bruchteil der Kinder: "96 Prozent aller Vierjährigen besuchen schon jetzt einen Kindergarten." Ein weiteres Plus des Bildungspapiers: Das schnellere Durchgriffsrecht im Fall von Fehlentwicklungen.
Zurückhaltend beurteilt Ebenberger das Vorhaben, Schulen für Hochbegabte errichten zu wollen: "Die Gefahr, dass damit Ungleichheit verstärkt wird, ist sehr groß." Sie plädiert dafür, die Begabtenförderung in den Schulen generell auszubauen. Den Ansatz, die Qualität des nationalen Bildungssystems zu steigern, indem Ergebnisse von Bildungsstandards-Überprüfungen veröffentlicht werden, lehnt Ebenberger ab: "Wenn Testergebnisse nach außen getragen werden, kann das zu einem unseriösen Wettbewerb zwischen den Bildungsinstitutionen führen, der kontraproduktiv ist und zu Lasten der Schüler und Lehrer geht." Von der derzeitigen Praxis, den Schulleitern nur Gesamtergebnisse zugänglich zu machen, sollte nicht abgerückt werden. "Die Testergebnisse dienen der internen Qualitätssteuerung und sollen auch dort bleiben, wo sie sind - am jeweiligen Schulstandort."
Vorbehalte hat der KFÖ auch gegen das Vorhaben, Verstöße gegen die Schul- und Bildungspflicht an den Bezug von Sozialleistungen zu koppeln. "Pädagogen brauchen zweifellos eine Handhabe, wenn Kinder nicht zur Schule kommen, Eltern sich nicht um die Bildung ihrer Kinder kümmern und Gesprächsaufforderungen ignorieren", ist die KFÖ-Vizepräsidentin überzeugt. Ob eine Kürzung der Familienbeihilfe hier das richtige Mittel ist, sei aber mehr als fraglich. "Ich befürchte, dass eine solche Maßnahme wieder die Schwächsten - nämlich die Kinder - trifft."
Quelle: kathpress