Hermann Glettler "lernt" Tirol schon vor Bischofsweihe
Hermann Glettler "lernt" Tirol: Das hat die Diözese Innsbruck mit Blick auf die vielen Begegnungen des designierten Innsbrucker Bischofs schon vor seiner Bischofsweihe am Donnerstag mitgeteilt. Unter anderem mit einem Treffen mit seinem Vorvorgänger Alterzbischof Alois Kothgasser, mit Besuchen in Osttirol und in den Stiften Wilten und Stams und einer Bergwanderung auf das 1.957 Meter hohe Ebner Joch setzte Glettler seiner Ankündigung nach seiner Ernennung vor knapp zwei Monaten um, er wolle "Tirol und die Menschen lernen".
Der Umzug ins Bischofshaus am Innsbrucker Domplatz sei nahezu abgeschlossen, heißt es in der Aussendung der Diözese Innsbruck. "Oft tauchte der neue Bischof ohne große Vorankündigung auf, nicht selten überraschte er mit Telefonanrufen, bei denen er mehrmals glaubhaft versichern musste, wirklich der neue Bischof von Innsbruck zu sein."
Glettler besuchte die Prämonstratenser im Stift Wilten und die Zisterzienser in Stams und beteiligte sich an der Nachtwallfahrt nach St. Georgenberg; Visiten führten ihn auch zu den Schwestern im Kloster Karmel in Innsbruck und zu den Franziskanern in Lienz, zum Wallfahrtsort Götzens und der dortigen Gedenkstätte an den seligen Märtyrer Otto Neururer sowie nach Telfs: In der einzigen Tiroler Marktgemeinde mit einem Minarett kam es zu einer Begegnung mit Muslimen. Kulturell ließ sich der künftige Bischof die szenische Lesung "Etty" - basierend auf Erlebnissen der in Auschwitz ermordeten niederländischen Jüdin und Lehrerin Etty Hillesum - in Wattens nicht entgehen.
Gemeinsam mit Diözesanadministrator Jakob Bürgler und Pfarrprovisor Wolfgang Meixner machte Glettler - wie die Diözese weiter mitteilte - seine ersten Tiroler "Gipfelerfahrungen" bei einer Wanderung auf das Ebner Joch nahe dem Aachensee.
"Bischof kann nicht alle Wünsche erfüllen"
"Ich wurde in der Diözese Innsbruck mit einer überwältigenden Herzlichkeit empfangen", freute sich der 52-jährige gebürtige Steirer in einem Interview der "Kronen Zeitung" (Donnerstag). Von der Bischofsweihe am Samstag in der mit 8.000 Gästen gefüllten Olympiahalle in Innsbruck erwarte er sich "ein wunderbares kirchliches Volksfest", bei dem ein "buntes Volk Gottes erlebbar" werden und nicht er als Bischof, sondern Jesus im Mittelpunkt stehen solle.
Die mit seinem Amtsantritt verbundenen Erwartungen wollte er in der "Krone" "ein wenig relativieren. Als Bischof kann ich nicht alle Wünsche erfüllen und Probleme lösen", die bereits an ihn herangetragen worden seien. Wichtiger als eine Einzelperson seien "die Eigenständigkeit, der Glaube und die Kreativität aller, die mit der Kirche arbeiten".
Als Bischof sehe er die Aufgabe, "für die Einheit in der Vielfalt" zu sorgen und nah am Puls der Zeit zu sein. "Wenn notwendig, muss er sich auch bei gesellschaftspolitischen Themen hörbar zu Wort melden", umschrieb Glettler sein Amtsverständnis. Angesprochen auf seine Vorbehalte gegenüber dem Schlafverbot für Obdachlose in Innsbruck erklärte er: "Wir müssen die Armut bekämpfen, nicht die Armen." Für Christen sei Hilfe für jene, die am Rand der Gesellschaft stehen, "ein Dauerauftrag Jesu".
Quelle: kathpress