"Ordenstag Young": Junge Ordensleute berichten von ihrem Aufbruch
Es gibt auch heute noch junge Ordensleute, und ihre Biografien beweisen den großen Aufbruch, den ein Mensch bei der Entscheidung zum geweihten Leben vollzieht: Das hat bei der Herbsttagung der Orden der erste "Ordenstag Young" gezeigt, zu dem am Montagabend knapp 40 junge Ordensfrauen und -männer aus ganz Österreich ins Wiener Kardinal-König-Haus gekommen sind. Der Schwerpunkt der neuen Veranstaltung speziell für Ordensleute in den ersten zehn Professjahren sowie in Ausbildung lag bei Begegnung, Erfahrungsaustausch und dem gemeinsamen Gebet, inhaltlich gab das Herbsttagungs-Thema "Aufbruch bewegt" die Linie vor.
Ebenso bunt und vielfältig wie die Ordensgewänder, Herkunft und Sprachen sind auch die Biografien und Einsatzgebiete der Ordensleute, machten Statements einzelner Teilnehmer deutlich. 34 Jahre alt und seit einem Jahr Priester ist etwa Simon de Keukelaere von der Gemeinschaft "Das Werk", derzeit Kaplan in Alt-Ottakring und Hochschulseelsorger. Er wollte früher Fußballer oder Architekt werden und hielt den Glauben für unvernünftig, "bis ich durch Bücher und im Gebet die Erfahrung machte, dass Gott auf der Suche nach mir ist", berichtete der Belgier, der mit Studenten Fußball spielt und Seelsorgsgespräche - in Priesterkleidung - auch im Kaffeehaus oder auf Partys führt.
"Wir dürfen keine Angst haben, auf andere zuzugehen", so de Keukelaeres Überzeugung. Ihm selbst gehe es darum, anderen seine Freude an Gott zu vermitteln, erlebe er doch bei vielen jungen Menschen, "dass es ihnen an Hoffnung fehlt", zugleich jedoch auch Offenheit für den Glauben. Die Kirche müsse sich bewusst sein, dass sie mit Jesus Christus "einen Schatz hat, der zwar nicht uns gehört, den wir aber anderen weitergeben können", betonte der Studentenseelsorger.
Aufbruch ins Missionsgebiet Europa
Dass Aufbrüche mitunter viel Mut einfordern, schilderte der Steyler Missionar Alphonse Fahin. Österreich sei für ihn ein "schwieriges Missionsland", befand der im Frühjahr zum Priester geweihte Ordensmann aus Togo, der nun ebenfalls in einer Wiener Pfarre tätig ist. Öfters fehle ihm die Geschwisterlichkeit, der einfache Umgang und die menschliche Wärme seiner Heimat, auch dauere es für ihn als Afrikaner sehr lange, Vertrauen aufzubauen. Er selbst habe den Kontinentewechsel nicht erwartet oder angestrebt, sondern sei der Bitte seines Ordens gefolgt.
Als seinen momentanen Auftrag bezeichnete P. Fahin die Unterstützung eines Landes, in dem die Zahl der Neupriester sinkt, durch die seelsorgliche und besonders priesterliche Begleitung von Menschen. Besonders bei Jugendlichen müsse die Kirche hier neue Wege gehen, so auch die Erfahrung des Missionars aus Afrika: "Man trifft sie nicht in der Messe, sondern draußen, am Fußballplatz, im Kino oder Schwimmbad. Wir müssen hinausgehen, um ihnen zu begegnen".
Ihren außergewöhnlichen Weg vom Hinduismus über die Zeugen Jehovas und eine Pfingstkirche zum katholischen Glauben schilderte eine in Salzburg tätige junge Ordensfrau. Zu ihrer nunmehrigen Gemeinschaft habe sie gefunden, da bei dieser die Stelle einer Buchhalterin ausgeschrieben war, für die sie sich bewarb und hier ihre Lebensaufgabe fand. Ein Volontär, der in einem Ordensprojekt seinen Zivildienst im Ausland absolviert hatte, verwies darauf, dass Aufbrüche im Leben immer eine Begleitung benötigten - wofür Ordensleute besondere Kompetenz besäßen. Da sie sehr bewusst einen Aufbruch mit Gott gewagt hätten, könnten sie auch anderen dabei helfen.
Vernetzung und Bestärkung
Der "Ordenstag Young" ist Antwort auf ein Bedürfnis, erklärte gegenüber "Kathpress" die 32-jährige Ordensfrau Sr. Christina Blätterbinder, die selbst durch ein Jahr als "Missionarin auf Zeit" in Benin zu den Steyler Missionsschwestern gefunden hat. Infolge der "herausfordernden Situation" von nur wenigen Jungen gebe es in vielen Gemeinschaften immer mehr Vernetzungen, und zwar auf Ordensebene und zwischen den Gemeinschaften bei Regionaltreffen. Beim "Ordenstag Young" wolle man Kennenlernen und Begegnung ermöglichen und einander darüber hinaus im Gebet stärken, "denn auch in den Orden hat seine persönlichen Herausforderungen und braucht den Draht nach oben".
Die jährliche Herbsttagung ist für die Orden vor allem ein Vernetzungstreffen, von dem sich allerdings junge Ordensleute wegen der Dominanz der älteren bisher eher wenig angesprochen gefühlt hätten, schilderte der Melker Benediktiner Alois Köberl den Ausgangspunkt der Veranstaltung, die aufgrund des gelungenen Starts und der positiven Rückmeldungen 2018 wohl fortgesetzt wird. Deutlich sei auch geworden, dass man - fernab von Konkurrenzdenken - am gleichen Strang ziehe. "Als junger Mensch im Orden ist es wichtig zu erfahren, dass man diesen Weg nicht alleine gewählt hat. Diese Art von Bestärkung, die im eigenen Kloster oft nicht mehr möglich ist, gelingt im Austausch zwischen den Gemeinschaften", so der junge Benediktinermönch.
Quelle: kathpress