Bischof: Enormer Druck auf Bangladeschs christliche Minderheiten
Die meisten Katholiken in Bangladesch sind Angehörige indigener Stämme, die um die Anerkennung ihrer Rechte kämpfen und unter teils enormem Druck leben: Das hat der Bischof der im äußersten Nordosten gelegenen Diözese Sylhet, Bejoy Nicephorus D'Cruze, Tage vor dem Papst-Besuch in Bangladesch dem Hilfswerk "Kirche in Not" im Interview berichtet. Im Bergland seiner Diözese lebt die christliche Kashi-Minderheit. Diese werde zunehmend von Teegesellschaften bedrängt, sagte der Bischof laut einer Aussendung vom Mittwoch.
Minderheiten in Bangladesch seien im Alltagsleben vielen Diskriminierungen ausgeliefert und müssten um ihre gesetzlich verbrieften Rechte hart kämpfen, betonte D'Cruze. Deutlich werde dies etwa bei den Khasi, die über hundert Dörfer der Region Shylet bewohnen und vom traditionellen Betelpalme-Anbau leben. Sie hätten keinen Zugang zur Sozialversicherung und seien darüber hinaus öfters Menschenrechts-Verletzungen ausgesetzt. Teegesellschaften würden immer rücksichtslos ihre Plantagen ausweiten und dabei die Bewohner zur Abwanderung zwingen - teils auch mit Gewalt und brutalem Abriss der Dorfhäuser.
In den Konflikten mit dem Forstministerium, dem die Flächen in den Bergen unterstehen, seien bisher bereits über 25 Kashi-Dörfer verschwunden, sagte Bischof D'Cruze. Im Distrikt Moulvibazar seien aktuell zwei weitere Dörfer mit 150 Familien im Rechtsstreit mit den Teegesellschaften Nahar und Jhimai, die eine Aufgabe der Dörfer erzwingen wollen. "Kirche in Not" verwies auf den Journalisten Pater Anthony Sen, der von einem "unendlichen Druck von mächtigen Menschen, besonders von Muslimen" sprach. Die Denkweise, man könne mit Minderheiten tun, was man wolle - bis hin zu Entführungen von Frauen oder Angriffen - sei weit verbreitet.
Seitens der katholischen Kirche bemühe man sich, den Minderheiten geistig und moralisch zur Seite zu stehen und bei der Durchsetzung der Rechte zu stärken, u.a. durch die Herausgabe einer eigenen Wochenzeitschrift. Dieser Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit ist jedoch gefährlich: Bischof D'Cruze erhielt bereits Morddrohungen von fundamentalistischen Islamisten.
Papst Franziskus sei mit den Problemen der Kirche und der Katholiken Bangladeschs gut vertraut, so der Eindruck des Bischofs. Große Erwartungen an den Papstbesuch hätten die Mitglieder der Kashi-Minderheit wohl kaum. "Sie sind einfache Menschen. Sie werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Heiligen Vater zu sehen und um seinen Segen zu erhalten." Die Begegnungen und das Erlebnis könne jedoch Kraft, Mut und Tapferkeit für den weiteren Überlebenskampf "gegen alle Monster" geben.
Nach drei Tagen im benachbarten Myanmar wird Papst Franziskus ab 30. November Bangladesch besuchen. Einzige Station des dreitägigen Aufenthalts ist die Hauptstadt Dhaka, wo u.a. ein Gottesdienst, diplomatische Begegnungen, Treffen mit der Ortskirche und ein interreligiöses Treffen auf dem Programm stehen. Bangladesch ist nach Indonesien und Pakistan das Land mit der drittgrößten muslimischen Bevölkerung. Die kleine christliche Gemeinde macht weniger als ein Prozent aus.
Quelle: kathpress