Studie: Künstliche Befruchtung führt zu mehr Fehlgeburten
Die Methode der künstlichen Befruchtung kommt zunehmend in Kritik: Jüngste Studienergebnisse belgischer Forscher legen nahe, dass In-Vitro-Fertilisation (IVF) als solche "mehr Kinder mit chromosomalen Anomalie verursacht, somit selbst für mehr Fehlgeburten verantwortlich ist" und sich daher negativ auf die Lebensfähigkeit auswirkt. Darauf hat Susanne Kummer vom Bioethikinstiut IMABE in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" hingewiesen. Die Expertin schloss sich dem Aufruf der "Aktion Leben" an das Gesundheits- und Justizministerium an, den vorgeschriebenen IVF-Bericht in Österreich für die Qualitätskontrolle von IVF endlich zu veröffentlichen.
Kummer verwies auf eine Forschergruppe um den Humangenetiker Joris Robert Vermeesch der Universität Leuven, die aktuell im Fachblatt "Human Reproduction" aufzeigen, dass Embryonen nach künstlicher Befruchtung im Genom signifikant höhere Instabilitäten aufweisen als natürlich gezeugte. Dies gilt auch als eine der Ursachen von Fehlgeburten. Je nach Art der reproduktionsmedizinischen Maßnahme traten die chromosomalen Anomalien bei rund 70 bis 85 Prozent der in-vitro gezeugten Embryonen auf. Bei den in-vivo gezeugten Embryonen - der Versuch wurde bei Rinderembryonen durchgeführt - lag dieser Anteil bei nur knapp 20 Prozent.
Mindestens die Hälfte der menschlichen Embryonen nach Spontanaborten weisen genetische Abnormalitäten auf. Es ist immer noch unklar, inwiefern abweichende Chromosomenzahlen infolge einer In-Vitro-Fertilisation zu der erhöhten Abortrate und Einfluss auf die immer noch geringe Erfolgsrate von Laborzeugungen haben. So liegt laut Report des Deutschen IVF-Jahrbuches 2015 die Anzahl der Geburten pro Anzahl der durchgeführten Behandlungen, die sog. Baby-Take-Home-Rate, bei lediglich 20 Prozent, berichtete das Deutsches Ärzteblatt am 13. Oktober.
Seit 2015 ist es in Österreich gesetzlich erlaubt, die Präimplantationsdiagnostik (PID) anzuwenden, wenn nach drei oder mehr Anwendungen einer medizinisch unterstützten Fortpflanzung keine Schwangerschaft herbeigeführt werden konnte oder zumindest drei ärztlich nachgewiesene Schwangerschaften mit einer Fehl- oder Totgeburt des Kindes spontan endeten.
Dass Gencheck plus Embryonen-Selektion - vom Gesetzgeber "quasi als Mittel bester Wahl" nahegelegt - die Chance auf eine Schwangerschaft nach drei Fehlgeburten erhöhen würden, war schon bisher völlig unbelegt. Die neue Studie aus Belgien werfe nun erneut ein "sehr kritisches Licht" auf diese Praktik, urteilte Kummer. Es liege der Verdacht nahe, "dass hier ökonomische Interessen und nicht das Patientenwohl im Vordergrund stehen", erneuerte die IMABE-Geschäftsführerin einen bereits bei der Einführung der PID geäußerten Einwand. Da die Ministerien weiterhin bei der Veröffentlichung des zu diesem Zeitpunkt mit beschlossenen IVF-Berichts säumig seien, fehlten wichtige Zahlen zur Qualitätskontrolle.
Quelle: kathpress