Österreichweit viele Initiativen zum "Welttag der Armen"
Österreichs Pfarren, Orden und kirchlichen Gemeinschaften greifen die Einladung von Papst Franziskus zum "Welttag der Armen" groß auf: In unzähligen Orten gibt es rund um den 19. November Angebote, die Begegnung und Freundschaft mit Menschen in Not fördern und auch konkrete Möglichkeiten zur Hilfe aufzeigen. Die in vielen Diözesen traditionelle "Elisabeth-Sammlung", welche an diesem Tag den Einsatz der Caritas gegen Armut in Österreich unterstützt, bekommt somit eine Ergänzung und kräftige "Rückenstärkung von oben", wie Caritas-Präsident Michael Landau vorab erklärte. Landau wird am "Welttag der Armen" den Hauptgottesdienst (10.15 Uhr) im Wiener Stephansdom feiern.
Die in den Pfarren stark verwurzelte Caritas ist auch treibende Kraft für die Initiativen. Unter ihren Vorschlägen zur Gestaltung des neuen Welttages findet sich etwa die Aufstellung eines Warenkorbes zur Sammlung haltbarer Lebensmittel und Hygieneartikel für Sozialmärkte oder Tafeln. "Rundgänge der Not" machen damit vertraut, wo Bettler vor dem Supermarkt schlafen oder wohin sich Alleinerziehende in Finanznöten wenden können. Unter dem Motto "Kunst für alle" sind Pfarren zudem eingeladen, Freikarten für Theater oder Konzerte zu organisieren und an Menschen in prekären Lebenssituationen zu verteilen. Auch zur Eröffnung von Wärmestuben - allein in Wiener Pfarren gibt es in den Wintermonaten über 20 davon - und zu Armuts-Schwerpunkten in Gottesdiensten wird angeregt.
Bei der Umsetzung lassen die Pfarren ihrer Kreativität freien Lauf, hat beispielsweise die Diözese St. Pölten mit einer Auflistung von Aktivitäten für den 19. November aufgezeigt. Vielerorts wird Tee auf dem Kirchenplatz ausgeschenkt, der "Caritas-Tee" der Firma Sonnentor zugunsten der Caritas verkauft oder einfach Teebeutel am Kirchenausgang aufgelegt - als Einladung dazu, einen vielleicht schon lange geplanten Besuch bei alten, kranken oder einsamen Menschen in der Nachbarschaft oder Verwandtschaft zu machen, wie es hieß. Eine Wiener Pfarre hat angekündigt, Bewohner einer Notschlafstelle als "Ehrengäste" bei der Sonntagsmesse einzuladen, die Salzburger Pfarre Herrnau informiert über Armut in der Mozartstadt.
Darüber hinaus regt die Caritas-Aktion #keksehelfen (www.caritas.at/keksehelfen) dazu an, in den nächsten Wochen Kekse zu backen und Freunden oder Kollegen gemeinsam mit einer Spendenbox anzubieten; 6.000 Keksausstecher werden dazu allein in Wien am 19. November verteilt. Ein aus Anlass des Welttages konzipierter Caritas-Workshop soll Wiener Pfarren ab Frühjahr 2018 dabei helfen, noch gezielter auf Arme in der Nachbarschaft zuzugehen. Das Grazer Welthaus sammelt für ein Gartenbauprojekt gegen Hunger in Senegal, die Päpstlichen Missionswerke werfen mit den Augen von Gästen aus Tansania und Kamerun einen Blick auf das Thema Armut. Zu Solidarität auf geistlicher Ebene laden die Steyler Missionare mit einer "weltweiten Gebetsbrücke" am Welttag, während die Gebetsgemeinschaft "Rosenkranz-Sühnekreuzzug" ein Spanferkelessen für Menschen in Armut veranstaltet.
ORF/ZDF-Gottesdienst mit Glettler
Bereits im Sommer hatte die österreichische Bischofskonferenz alle Gläubigen zur Beteiligung am neuen Welttag - als dessen Leitspruch der Papst "Liebt nicht mit Worten, sondern mit Taten" festgesetzt hat - aufgerufen. Viele Bischöfe feiern am 19. November spezielle Gottesdienste, sowie auch der künftige Tiroler Bischof Hermann Glettler, dessen Messe in der Grazer Caritas-Gemeinde um 9.30 Uhr von ORF 2 und ZDF live im Fernsehen übertragen wird. In knapp zwei Wochen Bischof, ist Glettler derzeit noch in seiner Heimatdiözese Graz Bischofsvikar für Caritas. Bei der Messe werden ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter der Caritas, Schüler und sozial engagierte Menschen Gedanken ihres täglichen Wirkens für Menschen in Not vorbringen.
Kardinal Christoph Schönborn leitet am Vorabend zum "Welttag der Armen" (Samstag, 18 Uhr) eine Segens- und Sendungsfeier für Menschen in Not und Helfer in der Wiener Franziskanerkirche. Das angrenzende Innenstadt-Kloster ist das ganze Jahr über auf unbürokratische Unterstützung für Armutsbetroffene spezialisiert. Hilfe und Jause für Menschen in Not gibt es hier täglich, eine Suppenküche mit je rund 120 Gästen jeden Freitagvormittag, zudem im Vorfeld des Welttags auch Angebote wie Rechts-, Schuldner- und Raucherberatung, einen Kino- und Spielenachmittag sowie am Sonntagabend (18 Uhr) einen Festgottesdienst.
Klagenfurt will eine "Sozialkirche"
In der Diözese Gurk-Klagenfurt hat die Caritas zum "Welttag der Armen" angekündigt, die Klagenfurter Bürgerspitalkirche, die bislang nur mit Sondergenehmigung zugänglich war, in den nächsten Jahren zu einer Sozialkirche auszubauen. Zielgruppen seien insbesonders Menschen, die Hilfe bedürfen, sowie Menschen, die Hilfe geben, erklärte der neuernannte Kirchenrektor und Caritas-Direktor Josef Marketz vorab. Ein "offener, spiritueller, sozialer Raum, in dem alle Menschen willkommen sind, unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Status, ihrer finanziellen Lage und ihrer Glaubenszugehörigkeit" solle somit entstehen.
Zum Auftakt findet in der Bürgerspitalkirche am 19. November um 11 Uhr ein zentraler Gottesdienst mit Marketz statt, gefolgt von einem "Elisabeth-Essen" für Menschen die sich finanziell, materiell, psychisch oder physisch in einer Notsituation befinden oder in sozialen Organisationen tätig sind. Man versuche, "neue Wege zu finden, damit die Armen in der Gesellschaft einen Raum zum Leben haben und nicht nur befürsorgt werden", erklärte der Caritas-Direktor. "Austausch und Begegnung auf Augenhöhe" sollten möglich werden. Auch in Zukunft seien "AfterWork"-Gottesdienste - zuerst am 22. Dezember, ab 2018 dann jeden dritten Freitag im Monat jeweils um 16 Uhr - geplant.
Wunsch des Papstes
Der neue "Welttag der Armen" war von Papst Franziskus zum Abschluss des "Jahres der Barmherzigkeit" angekündigt worden. Er soll künftig jeweils im November am zweiten Sonntag vor Adventbeginn begangen werden und zu einer "Kultur der Begegnung", Freundschaft und Solidarität mit Menschen in existenziellen Nöten anspornen, erklärte der Papst. Im Notleidenden gelte es stärker die Gegenwart Gottes zu erkennen, so sein Wunsch. Teilen solle zum "Lebensstil" werden.
Quelle: kathpress