Lackner: Begegnung mit Armen ein "Korrektiv" für die Kirche
Die Kirche muss die Armen als "Ressource" erkennen und von ihnen lernen: Das betonte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in einem Hirtenwort anlässlich des für den 19. November von Papst Franziskus ausgerufenen "Welttag der Armen". Arme wüssten über ihre Bedürftigkeit Bescheid, hätten weniger Angst, etwas zu verlieren, und seien so besonders offen für Gott. "Eine Kirche, die von den Armen lernt, wird eine Kirche sein, die frei ist, um ganz aus der Gnade und Liebe, der Gegenwart Gottes zu leben", so Lackner.
Selbstkritisch bekannte Lackner, dass die Kirche in Mitteleuropa oftmals von Verlustangst geprägt sei. Sie müsse davon wegkommen, Güter zu verteidigen und offen werden für Gott. Denn eine Kirche im "Rückzugskampf" könne schwer vom Geist erfüllte Verkündiger des Reiches Gottes hervorbringen.
Die Begegnung mit Armen könne auch zu einer Begegnung mit Gott werden, der Mensch geworden und sich "zum Sklaven gemacht" habe. Arme Menschen seien so "lebendige Tabernakel; die Begegnung mit ihnen, im Besonderen eine aufrichtige Begegnung mit ihrem oft fast unaussprechlichen Leid, ermöglicht uns eine sehr direkte Begegnung mit Gott".
Wo geistliche Überheblichkeit und Triumphalismus aufkeimten und die Kirche beginne, um sich selbst zu kreisen, sei die Begegnung mit armen Menschen ein "Korrektiv" - nämlich "als Erinnerung daran, dass Jesus als Armer geboren wurde und als armer Verachteter am Kreuz starb".
Mit dem Titel für den Welttag "Liebt nicht mit Worten, sondern in Taten" verweise der Papst auf den Dienst der Kirche an den Armen als einem ihrer Grundvollzüge. "Nur wenn die Kirche diese erfüllt, ist sie wirklich die Kirche, die von Gott gewollt und von Jesus gegründet wurde. Erst dadurch, dass wir die Armen in der Tat lieben und nicht nur im Wort, wird die Kirche zu dem, was sie sein soll."
Scheuer: Papst will persönliche Zuwendung
Auf die "Option für die Armen" als Grundauftrag der Kirche verwies auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer. Papst Franziskus betone in seinen Lehrschreiben immer wieder, dass für ihn die Zukunft der Kirche in einer "armen Kirche für die Armen" liege. Ganz konkret meine der Papst damit die persönliche Zuwendung zu Menschen in Not.
In seiner Botschaft zum ersten "Welttag der Armen" fordere der Papst dazu auf, hier in die Nachfolge Jesu einzutreten und mehr als nur mildtätige Zuwendungen zu geben. "Der Dienst an den Armen soll, wie Franziskus sagt, zu einer wirklichen Begegnung führen und der Haltung des Teilens Raum geben, die zum Lebensstil werden soll." Für Christen gebe es einen grundlegenden Zusammenhang von Glaube und Gerechtigkeit, der sich auch in der Lebensführung niederschlagen sollte.
Der Papst weise in seiner Botschaft zum Welttag auch deutlich darauf hin, dass Armut nicht nur materielle Not meine, sondern viele Gesichter habe. Der Welttag solle Gläubige dazu anspornen, der Wegwerfkultur und der Kultur des Überflusses eine wahre Kultur der Begegnung entgegenzustellen.
Quelle: kathpress