Ungar-Journalistenpreis: Fokus auf Flucht übers Mittelmeer
Journalistische Arbeiten über Flüchtlingsschicksale standen heuer im Mittelpunkt des von Caritas und Raiffeisen vergebenen "Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreises": In der Kategorie Print wurden am Mittwochabend im Caritas-"magdas"-Hotel Moritz Gottsauner-Wolf und Jürg Christandl für die Beiträge "Viele wollen gar nicht nach Europa", "Rettung bei Nacht" und "Sie behandeln uns schlimmer als Tiere" in der Tageszeitung "Kurier" ausgezeichnet. In der Kategorie Hörfunk überzeugte Bartholomäus von Laffert mit "Mittelmeer - Das Sterben hat kein Ende", gesendet im Format "Europa-Journal" auf "Ö1".
Preisträgerin in der Kategorie TV ist Beate Haselmayer für "Russland - Gewalt erlaubt" im "ORF WELTjournal". In der Kategorie Online wurde heuer der Hauptpreis an Yvonne Widler für den Beitrag "Gedanken von unheilbar kranken Menschen" auf "Kurier Online" vergeben. Die zum 14. Mal von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergebene Auszeichnung ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte Journalistenpreis Österreichs. Ihr Name erinnert an Prälat Leopold Ungar, der die Caritas vom Beginn der 1950er-Jahre bis 1988 leitete.
"Qualitätsjournalismus war schon lange nicht so bedroht und gleichzeitig so dringend benötigt wie heute", wies Caritas-Präsident Michael Landau bei der Preisverleihung hin. Oft würden "Stimmung statt Fakten, Emotion und Ressentiment anstelle von Inhalten und Einordnung" regieren. Umso wichtiger sei es, die Arbeit jener Journalisten zu würdigen, "die für Fragen einstehen, die keinen Aufschub dulden: Dort, wo es um Armut, um Hunger, um Flucht und um soziale Ausgrenzung geht".
Landau: "Fake News"-Vorwürfe entkräften
Landau appellierte an die anwesenden Medienvertreter, dem um sich greifenden Vorwurf einer gelenkten und gesteuerten Berichterstattung entgegenzutreten. "Fake News" sei längst nicht mehr nur ein Topos an den Rändern des Meinungsspektrums. Landau: "Dieses Vorurteil wurde und wird ganz bewusst weitergereicht: Von den Rändern bis tief hinein in die Mitte der Gesellschaft. Er wird heute von fast allen Parteien, Listen und Bewegungen mehr oder weniger stark geteilt: Auf Wahlveranstaltungen im Bierzelt und in den TV-Studios. Subtil in Nebensätzen. Meist aber völlig unverhohlen auf offener Bühne." Demgegenüber sollten Medienleute aufklärerisch im besten Sinn wirken, meinte der Caritas-Chef.
Auch Raiffeisen-NÖ-Wien-Prokuristin Michaela Stefan betonte, mit dem Ungar-Preis sollten Journalistinnen und Journalisten ermuntert werden, "unabhängig vom jeweils herrschenden Zeitgeist Professionalität mit Empathie und Ehrlichkeit zu verbinden".
Zur Reportageserie von Moritz Gottsauner-Wolf und Jürg Christandl zum Thema Flucht über das Mittelmeer erklärte die Jury, deren gründliche Recherche an Ort und Stelle, drei Wochen auf einem Schiff der "Ärzte ohne Grenzen", hätten einen "Faktencheck" ergeben, der diese Bezeichnung tatsächlich verdient. Lob wurde der "Kurier"-Chefredaktion gezollt, die eine so aufwendige Recherchereise in Zeiten knapper Ressourcen ermöglicht habe und damit Vorbild für andere Medien sei.
Neben den vier Hauptpreisen wurden in den Kategorien Print, Hörfunk, TV und Online auch Anerkennungspreise vergeben.
Quelle: kathpress