Orden wollen an Lebenswelt junger Menschen anknüpfen
Österreichs Ordensgemeinschaften suchen neue Wege, an die Lebenswelt junger Menschen anzuknüpfen. "Wir müssen neue Wege finden, wie man auf Menschen zugeht oder Menschen erreicht", so Ferdinand Kaineder, Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Zentraler Angelpunkt möglicher Berufungen zum Ordensleben sei nach wie vor die persönliche Begegnung, die schwindenden Mitgliederzahlen in den Gemeinschaften mache das allerdings nicht einfach. Deshalb setzten die Orden unter anderem verstärkt auf Soziale Medien. Dort wolle man eine "wirklich haptische Begegnung mit den Gemeinschaften" niederschwellig ermöglichen.
Wie groß "die Sehnsucht der Menschen ist, Ordensleben irgendwie zu erfassen", habe eine kürzlich veröffentlichte Video-Reihe gezeigt. Vier junge Ordensleute geben in den über Facebook und YouTube verbreiteten Videos in kurzen Statements Auskunft über ihren Alltag, ihre Berufung, ihre Arbeit und vieles mehr. Die Userzahlen beliefen sich bisher auf rund 60.000 Klicks. Für den Leiter des Medienbüros ein klares Zeichen dafür, dass man auf dem richtigen Weg sei.
Die Neugier auf klösterliches Leben spiegle sich auch am Interesse am "Freiwilligen Ordensjahr" wider, so Sr. Beatrix Mayrhofer, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden. Analog zum "Freiwilligen Sozialen Jahr" bieten Österreichs Ordensgemeinschaften seit September 2016 ein "Freiwilliges Ordensjahr" an. Zwischen drei und zwölf Monaten können Interessierte in einer Ordensgemeinschaft mitleben und mitarbeiten. Angebote gibt es derzeit aus 20 Männer- und Frauenklöstern in Wien, Graz, Oberösterreich und Tirol. Von 60 Bewerbern seien bisher "15 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters eingestiegen".
Auf besonders großes Interesse stießen heute vor allem monastisch-kontemplative Gemeinschaften. Für P. Franz Helm, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, ein Zeichen für die Verunsicherung vieler junger Menschen und den Wunsch nach festen und klaren Strukturen. Das könnten monastisch-kontemplative Orden eher anbieten als etwa international ausgerichtete Missionsorden.
Die Motivation über einen Ordenseintritt "in die große Welt rauszukommen", falle heute in den westlichen Ländern hingegen weg. Das erkläre auch ein Stück weit den "großen Einbruch" bei den missionarischen Gemeinschaften, so Helm.
Klar ersichtlich an den Eintritten sei, dass die Gemeinschaften immer internationaler werden, so Sr. Cordis Feuerstein, Generalsekretärin der Frauenorden. Das bringe Herausforderungen mit sich, wie die verschiedenen Sprachen und Lebenskulturen zusammenzubringen.
Eine gewisse Herausforderung sei auch der "Altersgap" in den Gemeinschaften, berichtete Sr. Mayrhofer. Deshalb sei eine Vernetzung der jungen Ordensleute untereinander zum Erfahrungsaustausch besonders wichtig. Das werde etwa durch ein Gemeinschaftsübergreifendes Noviziat gesichert. "Wir müssen schauen, dass junge Mitglieder nicht als Einzelkinder in einer älteren Gemeinschaft leben", so Mayrhofer.
Konzil beendete Zeit der Masseneintritte
Die Zeit der "großen Masseneintritte" in Gemeinschaften sei allerdings vorbei, betonte Sr. Feuerstein. Einen "großen Einschnitt" vor allem für die Frauenorden hätten hier das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und mit ihm die neuen Möglichkeiten für Frauen gebracht. "Frauen mussten jetzt nicht mehr ins Kloster eintreten, um hauptamtlich in der Kirche wirken zu können", so die Ordensfrau. Seither gebe es "ganz andere Möglichkeiten", das Evangelium zu leben, betonte auch Sr. Mayrhofer und nannte hier exemplarisch etwa die Ausbildung zur Religionslehrerin oder zur Pastoralassistentin.
Grund für einen Rückgang der Ordensberufungen sieht P. Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreich, auch im gesellschaftlichen Wandel. Heute hätten Familien weniger Kinder, die auch weniger kirchlich sozialisiert seien. Einen Rückgang an katholischen Schulen gebe es deshalb aber nicht. Haidinger verwies auf eine neue Rekord-Anmeldezahl etwa am Stiftsgymnasium in Kremsmünster.
Quelle: kathpress