Stephansdom: Größte Orgel Österreichs soll wieder erklingen
Die "Riesenorgel" des Wiener Stephansdoms wird wieder spielbar gemacht. Die seit 1991 stillgelegte größte Orgel Österreichs werde in den kommenden drei Jahren mit großem Aufwand von Grund auf erneuert und umgebaut, teilte Domkapellmeister Markus Landerer am Dienstag - nach Beginn der Abbauarbeiten - im Interview mit "Kathpress" an. Am 12. April 2020, dem Ostersonntag, soll die neue Riesenorgel auf der Westempore des Doms wieder eingeweiht werden - auf den Tag genau 75 Jahre, nachdem ihre Vorgängerin, die Alte Riesenorgel, beim großen Dombrand am Ende des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört worden ist.
Der offizielle Startschuss für das Projekt zur Erneuerung des größten Musikinstruments Österreichs fiel bereits in der Karwoche mit der Vertragsunterzeichnung durch die mit den Arbeiten beauftragte Vorarlberger Orgelbaufirma Rieger. Ihre Experten bauen seit Montag die gesamte Orgel, die der Wiener Orgelbauer Johann M. Kauffmann (1910-1965) ab 1956 in vierjähriger Bauzeit errichtet hat, bis auf das Gehäuse ab. Ein Großteil der 10.000 Orgelpfeifen wird nach Vorarlberg gebracht, überprüft, gesäubert und in ein neues Klangkonzept integriert. Vom vorhandenen Pfeifenbestand soll möglichst viel wiederverwendet werden, erklärte Landerer. Technisch werde die Orgel völlig erneuert; damit einher geht eine Neuaufstellung der Pfeifenreihen, die Schwierigkeiten mit der Akustik beheben soll.
Der Wiederaufbau der Riesenorgel ist laut den Plänen ab 2019 vorgesehen. Die in den 1950er Jahren von Dombaumeister Kurt Stögerer (1923-1992) entworfene beeindruckende Schauseite bleibt erhalten, sie ist das markante zeitgenössische Gestaltungselement im Dom aus der Zeit nach dem Wiederaufbau. "Der tolle Anblick des Orgelprospekts mit dem wunderbaren Glasfenster dahinter wird unverändert sein, aber das Innenleben der Orgel wird zum großen Teil auf den Kopf gestellt und akustisch günstiger positioniert", schilderte Domkapellmeister Landerer das Vorhaben. Wesentlicher Teil des Instandsetzungskonzepts ist nämlich eine überarbeitete Aufstellung der Orgelregister. "Die Pfeifen werden anders aufgestellt, damit sie besser in den Raum abstrahlen können", so Landerer. Der Stephansdom bekomme damit wieder eine Domorgel, die klanglich den gesamten Kirchenraum füllt.
Die Instandsetzung der Riesenorgel schließe auch die letzte große Wunde, die der Dombrand in der Nacht auf den 12. April 1945 gerissen hat, wie der Domkapellmeister betonte. Finanziert wird das vom Domkapitel in Zusammenarbeit mit dem Verein "Unser Stephansdom" getragene Projekt wie beim Wiederaufbau des Doms nach dem Weltkrieg durch private Spenden und staatliche Gelder.
Nach Angaben Landerers haben alle österreichischen Bundesländer und der Bund bereits zugesagt, einen Teil der Renovierungskosten von 2,6 Millionen Euro zu finanzieren. Mehr als ein Drittel der Summe wird das Domkapitel von St. Stephan aufbringen m üssen. Dazu ist auch eine Spendenkampagne geplant, die am 23. November präsentiert wird.
Quelle: kathpress