"Pfiat enk!": Neuer Tiroler Bischof nahm Abschied aus Graz
Der designierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat Abschied von seiner Heimatdiözese Graz-Seckau genommen. Bei einer Vesper mit Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und zahlreichen Gläubigen im Grazer Dom dankte der bisherige steirische Bischofsvikar am Samstagabend für die vielen Begegnungen, in denen er begleitet wurde oder als Seelsorger begleiten konnte. "Gott bereitet uns immer auf die nächste Herausforderung vor, ohne dass man diese noch kennt", meinte Glettler. Dazu erinnerte er an das Bild vom Blick auf die losen, einzelnen Fäden an der Unterseite eines gewebten Teppichs: "Erst später erkennen wir, welches Muster diese Fäden ergeben, und erst recht, wenn wir in Gott die Vollendung finden."
Er sei sehr dankbar für die vielen Stationen der Seelsorge, die er in der Diözese Graz-Seckau habe durchlaufen könne, zuletzt auch in der Diözesanleitung als Bischofsvikar, sagte der künftige Tiroler Bischof. Ausdrücklich dankte Glettler auch Bischof Krautwaschl bevor er zum Abschied auf Tirolerisch "Griaß enk, Pfiat enk!" wünschte.
In der Steiermark verliere man einen engagierten Priester und Freund, dafür gewinne man in der Kirche in Österreich einen neuen Bischof, sagte Bischof Krautwaschl zusammenfassend. Er würdigte das Wirken Glettlers in seiner Heimat: "An Deinen Lebensorten, an denen du als Seelsorger gewirkt hast, vor allem als Pfarrer von Graz-St. Andrä und Karlau und zuletzt in Salvator, wurde dein Leben als jemand, der sich auf Gott hin ausstreckt und ganz zu den Menschen im wahrsten Sinn des Wortes, angreifbar. So wurdest du der Berufung, 'in persona Christi capitis', also in deinem Amt 'Christus, das Haupt der Kirche zu repräsentieren', gerecht und damit einer, der dient."
Krautwaschl verwies auf die mannigfaltigen Verantwortungsbereiche die Glettler in den vergangenen Jahren übernommen hatte, darunter in der Caritas, in Initiativen der Evangelisation, im Erwachsenenkatechumenat, der Ausländerseelsorge, im Priesterrat der Diözese, in der Liturgiekommission und als Kunstgutachter. Auch Gletters Engagement im Ökumenischen Forum und in der Kommission für den interreligiösen Dialog "machen deutlich, wie sehr du dich in diesem Dienst verzehren hast lassen", wandte sich Krautwaschl an seinen bisherigen Bischofsvikar: "Dass du bei alldem Freundschaft mit vielen wirklich gepflegt hast, sei am Rand erwähnt, ist aber alles andere als unwichtig."
Der Grazer Bischof sprach auch die lange, knapp zweijährige Sedisvakanz auf dem Innsbrucker Bischofsstuhl und die Debatte über den Bestellungsvorgang an. Diese Zeit habe "so manche Wunden gerissen", sagte Krautwaschl: "Viele Fragen rund um die Bestellung eines Bischofs wurden und werden debattiert, vieles aber ist wohl auch abseits des Wahrgenommenen und medial Veröffentlichten geschehen."
Der 52-jährige Hermann Glettler stammt aus Übelbach in der Steiermark. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna und einem Fortbildungsjahr in St. Nicolas des Champs in Paris war er von 1999 bis 2016 Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitete in dieser Zeit auch die Pfarre Graz-Christus der Salvator. Am 27. September 2017 ernannte Papst Franziskus Glettler zum fünften Bischof der Diözese Innsbruck.
Zum Bischof geweiht wird Glettler am Samstag, 2. Dezember, in der Olympiahalle Innsbruck. Zur Mitfeier des Weihegottesdienstes sind ab Montag, 6. November, kostenlose Platzkarten erhältlich, und zwar bei allen Vorverkaufsstellen von Ö-Ticket bzw. online (www.oeticket.com; Suchwort: Bischofsweihe) sowie am 2. Dezember selbst ab 8 Uhr an den Tageskassen in der Innsbrucker Olympiahalle.
Quelle: kathpress