Neues Jägerstätter-Institut an Katholischer Privatuni Linz
Mit einem Festakt ist am Mittwoch die Gründung des "Franz und Franziska Jägerstätter"-Instituts an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz erfolgt. Das Forschungsinstitut soll in den nächsten zehn Jahren die bisher geleistete Arbeit wissenschaftlich weiterführen, die Biographie und das Selbstverständnis von Franz und Franziska Jägerstätter vertiefend erfassen, sowie ihr Lebenszeugnis in pädagogische, akademische und gesellschaftspolitische Konzepte der Gedenkarbeit einbringen, kündigte die Universität am Mittwoch in einer Aussendung an.
Universitäts-Rektor Franz Gruber begrüßte zahlreiche Gäste aus Kirche und Politik, darunter die Bischöfe Manfred Scheuer und Maximilian Aichern, die Publizistin und Jägerstätter-Biografin Erna Putz, den Bürgermeister von St. Radegund Simon Sigl, den Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier und stellvertretend für die Superiorenkonferenz Abt Berthold Heigl und Abt Reinhold Dessl.
Neben Franz und Franziska Jägerstätter wird sich das neu gegründete Institut künftig auch der Erforschung ähnlicher und weiterer Zeugnisse im NS-Widerstand widmen. Es gebe eine Vielzahl an Personen, die im Kleinen essentiellen und existenziellen Widerstand geleistet haben, wobei insbesondere auch die vielen Glaubenszeugen in den Ordensgemeinschaften vermehrt in den Blick genommen werden sollen, kündigte Professor Ewald Volgger, auf dessen Initiative das Institut gegründet wurde, in der Aussendung an.
Das durch Drittmittel von Diözese Linz, dem Land Oberösterreich und der Superiorenkonferenz finanzierte Forschungsinstitut wird auf die Dauer von zehn Jahren an der KU Linz eingerichtet. Gleichzeitig wurde ein Wissenschaftlicher Beirat berufen. Mit der Bestellung einer wissenschaftlichen Leitung sowie eines weiteren wissenschaftlichen Mitarbeiters soll das Institut 2018 seine Tätigkeit aufnehmen.
Bedeutung für die Gegenwart
Auf das gemeinsame Zeugnis von Franz und Franziska Jägerstätter und dessen Bedeutung für die Gegenwart verwies der Innsbrucker Dogmatiker Jozef Niewiadomski in seinem Festvortrag. Die mit seinem Martyrium verbundene notwendige Erinnerungskultur könne zur Entgiftung der aktuellen kulturellen Situation beitragen, die von Gefühlen des Ressentiments und auch des Hasses geprägt sei.
Niewiadomski wies in diesem Zusammenhang auch auf den "enormen Beitrag" von Franziska Jägerstätter als der ersten glaubwürdigen Zeugin des Martyrium ihres Mannes hin und sprach sich für deren Seligsprechung aus. In weiterer Folge plädierte er für eine gemeinsame Heiligsprechung beider Eheleute, dadurch würde die Kirche den Wert einer jahrelang gelebten Beziehung zur Gestaltung des politischen Lebens auch als Weg der Heiligkeit in der Kirche anerkennen.
Bauer, Mesner und Familienvater
Franz Jägerstätter, Sohn einer ledigen Bauernmagd, war Bauer, Mesner und Familienvater in St. Radegund (Oberösterreich). Er verweigerte jede Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus, da ihm dieser mit dem Christentum völlig unvereinbar erschien. Nachdem er 1940 zum Militärdienst einberufen und zweimal unabkömmlich gestellt wurde, leistete er einer weiteren Einberufung nicht mehr Folge, da er den Kampf für Hitler als Sünde ansah. Für seine Erklärung, aus religiösen Gründen den Wehrdienst mit der Waffe abzulehnen und nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein zu können, wurde er verhaftet, wegen "Wehrkraftzersetzung" verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel enthauptet.
Ab 1989 wurden im Auftrag des damaligen Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern Personen, die Franz Jägerstätter gekannt haben, als Zeugen einvernommen. Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 offiziell eröffnet und ab 1998 vom heutigen Linzer Bischof Manfred Scheuer als Postulator geleitet. Am 1. Juni 2007 bestätigte Papst Benedikt XVI. das Martyrium, woraufhin die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom stattfinden konnte. Als Gedenktag wurde der 21. Mai festgesetzt. Jägerstätters Ehefrau Franziska, die für seinen religiösen Glauben eine große Rolle spielte, verstarb am 16. März 2013, wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag.
Quelle: kathpress