Wien: "CS Hospiz Rennweg" bietet Sterbenden bald noch mehr Raum
Wien bekommt demnächst eine Einrichtung, die dem Anspruch, Sterbenden ein Leben in Würde bis zuletzt zu ermöglichen, auf höchsten Niveau gerecht wird: Das "CS Hospiz Rennweg" in der Oberzellergase 1 in Wien-Landstraße besteht zwar schon seit 20 Jahren, am 4. Dezember erfolgt jedoch eine Neueröffnung nach neun Monaten Umbau, die den dort betreuten Schwerkranken und ihren Angehörigen mehr Raum, eine verbesserte Ausstattung und mehr Intimität in der Zeit des Abschieds bietet. Die Kapazität der durch den Besuch von Papst Johannes Paul II. 1998 weltweit bekannt gewordenen Einrichtung der Caritas Socialis von rund 220 Betreuten bleibt gleich, statt bisher 744 stehen jedoch künftig 1.262 Quadratmeter zur Verfügung.
Vor der Begehung der neuen Räumlichkeiten am Montag mit Pressevertretern gaben Geschäftsführer Robert Oberndorfer, Karlheinz Wiesinger als Ärztlicher Leiter sowie Ingrid Marth, verantwortlich für das Mobile Palliativteam, Auskunft über Details und Vorteile des großzügigen Umbaus. Die Kosten von rund 3,8 Millionen Euro tragen die Stadt Wien, das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern als Kooperationspartner und viele Spender: Was noch fehlt, werde mittels weiterer Spenden "hoffentlich bis Weihnachten aufgestellt werden können", so Oberndorfer. Und auch die steigenden Erhaltungskosten durch neue Anmietungen und teurere Infrastruktur werde das "CS Hospiz Rennweg" bewältigen können, zeigte sich der Geschäftsführer optimistisch.
Unverständnis äußerte Oberndorfer darüber, dass zugesagte öffentliche Gelder für den Ausbau der Hospiz- und Palliativbegleitung auch lange nach dem von allen Parlamentsparteien einstimmig getroffenen Beschluss noch immer fehlen. Die im Finanzausgleich beschlossenen 18 Millionen Euro für diesen Bereich an die diversen Träger seien noch nicht ausbezahlt. Das habe Folgen für die Betroffenen: "Wir haben im letzten Jahr rund 263 Menschen, obwohl sie um Betreuung und Begleitung des CS Hospiz Rennweg angefragt haben, nicht betreuen können." Oberndorfer bezeichnete das Recht auf Palliativbetreuung als ein Menschenrecht, dem müsse in Österreich der Ausbau aller Stufen der Hospiz- und Palliativbegleitung entsprechen: "Jeder Mensch hat ein Recht, so schmerzfrei wie möglich sein Leben bis zuletzt zu leben."
Im "CS Hospiz Rennweg" wird ab Dezember vertrautes Abschiednehmen in Einzel- und Familienzimmern ermöglicht. Bei der Eröffnung vor 20 Jahren seien Doppelzimmer Standard gewesen, erinnerte der Ärztliche Leiter Wiesinger, das habe bei Besuchen einer größeren Gruppe für Probleme gesorgt. Der Umbau schaffe für jeden Hospizgast ein eigenes Zimmer, in dem Angehörige auch übernachten können. Sogar Gästezimmer für Besucher werde es geben. Besondere Highlights sind künftig ein drehbares "Wohlfühlbad", ein zweiter "Raum der Stille" als Verabschiedungsraum und drei ins Freie führende Terrassen mit Blick auf den von Ehrenamtlichen gepflegten Garten, wo sogar ein eigener Lift Bettlägrigen den Zugang zur Wiese ermöglicht.
Das gute Zusammenspiel zwischen stationärer Betreuung und den drei Mobilen Palliativteams des CS-Hospizes veranschaulichte Ingrid Marth anhand der mittlerweile verstorbenen Frau des ebenfalls anwesenden Victor Hrachowina: Die krebserkrankte 65-jährige wechselte nach zweiwöchigem Aufenthalt wieder für einige Monate nach Hause und wurde dort so lange betreut, bis ihr geschwächter Zustand den Wechsel zurück erforderte. "Das Mobile Palliativteam hat es möglich gemacht, dass ich bis zur letzten Minute mit meiner Frau beisammen sein konnte. Das war für mich so ein großes Geschenk," so Victor Hrachowina über seine vor einem Monat verstorbene Gattin.
Die Betreuung in ganz Wien muss koordiniert und im interdisziplinären Team besprochen werden, wies Marth hin. Im vergangenen Jahr wurde der Bedarf von 169 Menschen in 21.538 geleisteten Betreuungsstunden zu Hause erfüllt. Ein nun größerer Stützpunkt werde einen noch schnelleren und übersichtlicheren Austausch unter den Mitarbeitenden ermöglichen.
Die Wiedereröffnung des CS Hospiz Rennweg erfolgt am 4. Dezember mit einem Tag der offenen Tür, der Normalbetrieb soll drei Tage danach aufgenommen werden und die Zeit im Ausweichquartier Otto-Wagner-Spital beenden. Die sechs Einrichtungen kehren damit wieder in das angestammte Haus zurück: Beratungsstelle, Mobiles Palliativteam, Palliativstation, Hospizteam der Ehrenamtlichen, "Roter Anker" für Kinder und jugendliche Angehörige und "Begleitung in der Trauer" für die Zeit nach einem Todesfall.
(Spenden sind erbeten an das CS Hospiz Rennweg, IBAN: AT27 2011 1800 8098 0900)
(Infos: https://www.cs.at)
Quelle: kathpress