Orient-Hilfswerk: 450.000 Euro für bedrängte Christen
Etwas mehr als 450.000 Euro hat das in Linz ansässige Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO) im vergangenen Jahr für Hilfsprojekte im Nahen Osten aufgewendet. Das geht aus dem dieser Tage erschienenen Jahresbericht 2016 der Hilfsorganisation hervor. Insgesamt wurden rund 60 Hilfsprojekte in Syrien, Irak, Israel/Palästina, Libanon, Jordanien, Türkei und Äthiopien unterstützt. Der Löwenanteil ging mit jeweils rund 175.000 Euro an den Irak und Syrien. Damit wolle man einen "deutlichen Beitrag" zum Überleben der Christen in der Region leisten, so ICO-Obmann Slawomir Dadas. Die ICO hilft u.a. bei Wasser- und Stromversorgung, Schulausbildung und medizinischer Versorgung.
Für 2017 wurden bislang Projekte im Ausmaß von rund 300.000 Euro finanziert, wie ICO-Generalsekretärin Romana Kugler gegenüber "Kathpress" mitteilte. Derzeit läuft auch die alljährliche Weihnachtsaktion "Licht für Bethlehem" an: Die ICO kauft im großen Stil Olivenholzarbeiten von Handwerkern in Bethlehem ein und vertreibt diese in Österreich weiter. Damit haben die christlichen Handwerker vor Ort, die aufgrund der politisch schwierigen Situation immer weniger an Touristen verkaufen können, ein gesichertes Einkommen und können in ihrer Heimat bleiben. Der Reinerlös der Aktion in Österreich fließt dann zurück in Hilfsprojekte in Palästina.
Brunnen für Baqofa
Die ICO ist auch gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), den Hilfswerken "Kirche in Not" und "Christian Solidarity International - Österreich" sowie der Kardinal-König-Stiftung in der "Aktion Heimkehr" engagiert. Hier geht es darum, christlichen Flüchtlingen die Rückkehr in ihre vom IS zerstörten Dörfer und Städte in der nordirakischen Ninive-Ebene zu ermöglichen. Gemeinsam wollen die Hilfsorganisationen vor allem das christliche Dorf Baqofa, das rund 25 Kilometer nördlich von Mossul liegt, wieder aufbauen. Als erstes großes Projekt wurden die Finanzierung eines Brunnens und die weiterführenden Wasseranschlüsse übernommen. Damit kann die Trinkwasserversorgung des kleinen Ortes sichergestellt werden. Bislang musste das Wasser mit Tankwagen nach Baqofa gebracht werden.
Von ehemals 91 Familien sind bisher 41 nach Baqofa zurückgekehrt, berichtete Pfarrer Salar Bodagh bei der jüngsten ICO-Jahrestagung in Salzburg. Einige weitere Familien wollten noch vor Wintereinbruch zurückkehren. Dank zahlreicher Spender konnten die Häuser der Menschen wieder einigermaßen hergerichtet werden. Bei der Strom- und Wasserversorgung gebe es aber noch Probleme. Der notwendige Brunnen, der nun aus Österreich finanziert wird, sei gerade in Bau.
Der örtliche Kindergarten und die Schule wurden vom UN-Kinderhilfswerk UNICEF teilweise renoviert, könnten aber noch nicht benutzt werden, so Bodagh. Deshalb habe die Kirche einige Busse angemietet, mit denen die Kinder nun in Schulen ins benachbarte Alkosh gebracht würden. Pfarrer Bodagh ist von Seiten der chaldäischen Kirche für die Leitung und Koordination der Wiederaufbaumaßnahmen in der nördlichen Ninive-Ebene zuständig.
Ein großes Anliegen sei den Menschen von Baqofa ihre Kirche, berichtete Bodagh weiter. Die alte Kirche sei durch die Kriegsschäden nicht mehr benützbar. Nun soll eine neue Kirche gebaut werden. "Patriarch Louis Sako und wir anderen Verantwortlichen wollten zuerst alle anderen notwendigen Arbeiten im Dorf vollenden, bevor wir uns um die Kirche kümmern. Aber die Leute wollen das nicht. Sie wollen wieder eine Kirche als Zentrum des Ortes haben", sagte der Pfarrer. Die Kirche sei für die Rückkehrer ein Zeichen der Hoffnung und Sicherheit. Mit dem Kirchenneubau solle so bald als möglich begonnen werden. Unterstützung dafür kommt vor allem von der "Kardinal König Stiftung".
Hilfe und Information
Die "Initiative Christlicher Orient" (die anfangs noch "Freunde des Tur Abdin" hieß) wurde 1989 vom Linzer Liturgieprofessor und Ostkirchenexperten Hans Hollerweger gegründet. Er nahm sich vorerst vor allem der bedrängten christlichen Gemeinden in der Südosttürkei ("Tur Abdin") an und weitete später den Einsatz auf den gesamten Orient aus. Neben intensiven Kontakten mit den orientalischen Christen und konkreter Hilfeleistung hat es sich das Hilfswerk zur Aufgabe gemacht, über die Situation der Christen im Nahen und Mittleren Osten zu informieren. Dem dient auch die Zeitung "Information Christlicher Orient", die vier Mal jährlich erscheint. (Infos: "www.christlicher-orient.at"; bzw. www.akv.or.at)
Quelle: kathpress