Vor zehn Jahren wurde Franz Jägerstätter seliggesprochen
Am Nationalfeiertag jährt sich zum zehnten Mal die Seligsprechung von Franz Jägerstätter. Der oberösterreichische Landwirt verweigerte im Zweiten Weltkrieg aus Glaubensgründen den Kriegsdienst und wurde dafür vom NS-Regime zu Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Seligsprechung am 26. Oktober 2007 bei einem Festgottesdienst im Linzer Mariendom, an dem auch Jägerstätters 2013 verstorbene Frau Franziska teilnahm, fand weltweit Beachtung. Liturgischer Gedenktag an den Märtyrer ist der Tauftag Jägerstätters am 21. Mai.
Impressionen der Seligsprechung
Offizieller Auftakt des Reigens zum zehnten Jahrestag bildete die Landesgedenkfeier am Montag 23. Oktober in der Linzer Minoritenkirche. Nach der Begrüßung durch Landeshauptmann Thomas Stelzer referierte die Jägerstätter-Biografin Erna Putz über den Seligen, ehe Diözesanbischof Manfred Scheuer, Postulator bei der Seligsprechung Jägerstätters und Autor des neuen Buches "Kraft zum Widerstand - Glaubenszeugen im Nationalsozialismus", auch weitere Märtyrer der NS-Zeit vorstellte. Im Anschluss stand ein Empfang im Landhaus auf dem Programm.
Am Mittwoch, 25. Oktober fand um 11 Uhr in der Katholischen Privat-Universität Linz die Gründungsfeier des "Franz und Franziska Jägerstätter Instituts" statt. Die Gründung wurde durch Bischof Scheuer als Großkanzler der Universität vollzogen, Festvorträge hielten der Institutsleiter Ewald Volgger, der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski sowie der Journalist und Schriftsteller Martin Pollack.
Religiöser Höhepunkt war am Jahrestag der Seligsprechung (26. Oktober) eine Wallfahrt zum Richtberg-Taferl in Altmünster, im Gedenken an Franz Jägerstätter. Ausgangspunkt war um 9.40 Uhr bei der Kirche in Reindlmühl, ehe ab der Spallmooskapelle der Kreuzweg entlang gegangen. Die Heilige Messe um 11.30 Uhr in der auf 1.047 Höhenmeter gelegenen Kapelle wurde wie bereits im Vorjahr von Diözesanbischof Scheuer geleitet. Dabei wurde auch des Südtirolers Josef Mayr-Nusser gedacht, der zur NS-Zeit ein ähnliches Schicksal wie Jägerstätter erlitt und im März 2017 seliggesprochen wurde.
Bereits am Sonntag, 22. Oktober, erinnerte ab 12.30 Uhr die ORF2-Sendung "Orientierung" in einem Kurzbeitrag an Franz Jägerstätter, mit Interviews des Theologen Ewald Volgger sowie Töchtern des Seligen. Eine künstlerische Annäherung an den Seligen gibt es schließlich ab 4. November im Salzburger Schauspielhaus, wo das zuletzt in Rankweil gezeigte Mitterer-Stück "Jägerstätter" auf dem Spielplan steht.
Franz Jägerstätter, Sohn einer ledigen Bauernmagd, war Bauer, Mesner und Familienvater in St. Radegund (Oberösterreich). Er verweigerte jede Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus, da ihm dieser mit dem Christentum völlig unvereinbar erschien. Nachdem er 1940 zum Militärdienst einberufen und zweimal unabkömmlich gestellt wurde, leistete er einer weiteren Einberufung nicht mehr Folge, da er den Kampf für Hitler als Sünde ansah. Für seine Erklärung, aus religiösen Gründen den Wehrdienst mit der Waffe abzulehnen und nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein zu können, wurde er verhaftet, wegen "Wehrkraftzersetzung" verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel enthauptet.
Ab 1989 wurden im Auftrag des damaligen Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern Personen, die Franz Jägerstätter gekannt haben, als Zeugen einvernommen. Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 offiziell eröffnet und ab 1998 vom heutigen Linzer Bischof Manfred Scheuer als Postulator geleitet. Am 1. Juni 2007 bestätigte Papst Benedikt XVI. das Martyrium, woraufhin die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom stattfinden konnte. Als Gedenktag wurde der 21. Mai festgesetzt. Jägerstätters Ehefrau Franziska, die für seinen religiösen Glauben eine große Rolle spielte, verstarb am 16. März 2013, wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag.
Quelle: kathpress