Linz: "Pro Oriente" verstärkt Hilfe für verfolgte Christen
Die Linzer Sektion von "Pro Oriente" will sich künftig verstärkt für die verfolgten Christen in der Welt wie auch für die bessere Integration der orientalischen Christen in Österreich einsetzen. Das kündigten Bischof Manfred Scheuer und Altlandeshauptmann Josef Pühringer, neuer Vorsitzender der "Pro Oriente"-Sektion Linz, bei einer Pressekonferenz in der oberösterreichischen Landeshauptstadt an. Pühringer sprach von der "größten Christenverfolgung in der Geschichte". Die sei aber immer noch im Westen zu wenig bewusst. "Pro Oriente"-Linz gehe es um einen authentischen Lagebericht, eine Darstellung der Situation der Christen ohne Polemik, betonte Pühringer.
Auch die Besuchsökumene soll verstärkt werden, um Integration zu fördern. "Ab dem ersten Halbjahr 2018 werden wir damit beginnen, alle 14 orthodoxen Gemeinden in Oberösterreich zu besuchen und Kontakte zu knüpfen", schilderte Pühringer ein konkretes Vorhaben. Anlass der Pressekonferenz in Linz war das 30-Jahr-Jubiläum der Linzer Sektion von Pro Oriente. Am Donnerstagabend fand dazu auch ein Symposion in der oberösterreichischen Landeshauptstadt statt.
Bischof Scheuer betonte bei der Pressekonferenz, "Pro Oriente" sei es gelungen, Kulturen zusammenzuführen, die einander jahrhundertelang ausgegrenzt hatten. Ein großer Erfolg in diesem Zusammenhang sei die "Wiener Christologische Formel" (1971), die als gemeinsame Neuinterpretation der Christologie des Konzils von Chalcedon (451) von römisch-katholischen und altorientalischen Theologen gefunden worden war. "Ein Glaube aus unterschiedlichen Blickwinkeln, die einander ergänzen und bereichern", so Scheuer wörtlich.
Ein weiterer großer ökumenischer Schritt, den der Bischof erwähnte: die gegenseitige Taufanerkennung durch Papst Franziskus und den koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. im April 2017, die vor allem bei Eheschließung größere Konsequenzen habe, so Scheuer.
Wichtig seien auch die theologischen Kommissionen von "Pro Oriente", betonte Bischof Scheuer. Besonders erfreulich sei ein Kreis junger Theologen. "Pro Oriente" habe dort Begegnung und Dialog wieder in Gang gebracht, wo auf der höchsten Ebene der Kirchenleitungen nichts mehr möglich gewesen sei. Scheuer erinnerte in diesem Zusammenhang an das Panorthodoxe Konzil auf Kreta 2016, bei dem von mehreren Seiten antiökumenische Töne zu hören waren.
Er selbst, so Scheuer, sei dankbar für viele schöne ökumenische Begegnungen, etwa mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I., dem armenischen Katholikos Karekin II., dem rumänisch-orthodoxen Patriarchen Daniel und dem äthiopisch-orthodoxen Patriarchen Mathias I.
30 Jahre "Pro Oriente"-Linz
"Pro Oriente" entstand 1964 aus einer Initiative von Kardinal Franz König (1905-2004). Er verstand den ökumenischen Dialog zwischen den Kirchen des Ostens (daher der Name "Pro Oriente") und des Westens auch als einen wesentlichen Beitrag der Kirchen zum Aufbau des gemeinsamen Hauses Europa. Er war überzeugt, dass dieses neue Europa mit beiden Lungenflügeln - dem westlichen und dem östlichen - atmen muss. Ein Europa ohne Orthodoxie oder gar gegen die Orthodoxie erschien dem langjährigen Wiener Erzbischof undenkbar.
Auf Betreiben des damaligen Diözesanbischofs Maximilian Aichern wurde am 12. Oktober 1987 die Sektion Linz gegründet. Die Aufgaben der Gesamtstiftung sollten damit auch in der Diözese Linz vorangetrieben und die Kontakte zu den Kirchen des Ostens verstärkt werden. Vor allem mit den Kirchen in der damaligen Tschechoslowakei wurde eine enge Verbindung gesucht und auf Ebene des ökumenischen Miteinanders der europäische Einigungsprozess in Zeiten des politischen Umbruchs gesucht. (Infos: www.pro-oriente.at)
Quelle: kathpress