Kirchenvertreter: Europa ohne christliche Werte nicht denkbar
Europa ist in seiner heutigen Form ohne christliche Werte nicht denkbar: Darauf haben Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche in Oberösterreich hingewiesen. Viele für Europa existenzielle Werte und Begriffen seien ohne die religiöse Geschichte dahinter nicht verstehbar, auch wenn diese erst in die heutige Zeit hinein übersetzt werden müssten, betonte etwa der Linzer Dogmatiker Franz Gruber im Rahmen des "Tages der Linzer Hochschulen", der am Mittwoch in der Katholischen Hochschulgemeinde in Linz stattfand. Gelungen sei dies etwa beim Begriff der Gottebenbildlichkeit, die heute in den Begriff der Menschenwürde eingeflossen sei. Religion könne "viel zu einem guten Leben mit stark eingelebten ethischen Überzeugungen in der Gesellschaft und für die Zukunft beitragen", so Gruber.
Einen Bogen von der Zeit Luthers ins Heute schlug indes der Historiker Roman Sandgruber: Ähnlich wie heute habe sich auch zu Zeiten Luthers eine mediale Revolution, eine Zeit der ersten Globalisierung und der Beginn einer neuen wirtschaftlichen Ordnung angebahnt. Die Angst vor den Osmanen habe die ganze Bevölkerung zutiefst verunsichert, und aus dem Widerstand gegen religiösen Prunk und angesichts einer zerfallenden kirchlichen Praxis sei eine religiöse Krise und die Dynamik zur Reformation entstanden.
Auf die wichtige Rolle "reformatorischer Werte" für das heutige Europa verwies auch Superintendent Gerold Lehner. Luthers Grundanliegen, durch das Wort und nicht durch Gewalt Änderungen zu erreichen, gelte auch heute noch. Auch könne Luthers Betonung der von Gott geschenkten Gnade in der Frage der Menschenwürde gerade heute befreiende Aspekte in Politik und Gesellschaft einbringen.
Seinen Dank für ein fruchtbares ökumenisches Voneinander-Lernen bis hinein ins alltägliche Zusammenleben formulierte abschließend auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer.
Quelle: kathpress