Schönborn lobt "Miteinander der Religionen" an der KPH Wien/Krems
Ein "offener Raum für das Miteinander der Religionen" ist nach den Worten von Kardinal Christoph Schönborn die Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems. Österreichs größte private pädagogische Hochschule, bei der sieben christliche Kirchen zusammenarbeiten und die bei der Religionslehrerausbildung auch mit den Freikirchen sowie der muslimischen, alevitischen und israelitischen Religionsgemeinschaft kooperiert, sei "keine Bastion einer gegen den anderen". Vielmehr zeige sie auf, "dass die Kirchen die Sorge um die Zukunft unseres Landes und der Bildung ernst nehmen", sagte der Wiener Erzbischof bei einem Festakt aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der KPH am Mittwochnachmittag am Hochschulstandort Wien-Strebersdorf.
Als wichtigste Aufgabe der Erziehung und somit auch Ziel der kirchlichen Lehrerausbildung bezeichnete Schönborn die "Förderung verantwortlicher Freiheit". Programmatisches dafür habe der "leidenschaftliche Pädagoge" Papst Franziskus formuliert: "Die Besonnenheit, das gute Urteilsvermögen und die Vernünftigkeit hängen ab (...) von einer ganzen Kette von Elementen, die im Innern der Person eine Synthese bilden, genauer gesagt: im Zentrum ihrer Freiheit." Erziehung solle "verantwortliche Freiheiten fördern, die in den entscheidenden Momenten mit Sinn und Verstand wählen" und Menschen verstehen lassen, "dass ihr Leben und das ihrer Gemeinschaft in ihren Händen liegt und dass diese Freiheit ein unermessliches Geschenk ist", zitierte der Kardinal aus dem Schreiben "Amoris laetitia" (Nr. 262).
Schönborn erinnerte weiters an die Vorgeschichte der KPH Wien/Krems: Infolge eines herausfordernden Akademien-Studiengesetz im Jahr 1999 habe die katholische Bischofskonferenz eine "mutige Entscheidung" mit auch finanziellen Verpflichtungen für den Verbleib der Kirche in der Lehrerausbildung getroffen. Bildung sei schließlich ein "Urgestein der jüdisch-christlichen Tradition" und "wesentlicher Teil dessen, was wir unter Religion verstehen". Seit 2007 habe die - ökumenisch gestartete - KPH Wien/Krems einen "bedeutenden Platz in der Lehrerausbildung" eingenommen, dank "exzellenter Kooperation zwischen Kirchen und Staat".
"Role model für Gesellschaft und Schule"
Als "Antwort der Kirchen auf eine der großen Herausforderungen unserer Zeit" bezeichnete die Hochschulratsvorsitzende Andrea Pinz die KPH. Die Ausbildungsstätte sei ein "role model für die Gesellschaft und Schule", indem sie einen Begegnungsort für das "Lernen in der Verschiedenheit" biete. Absolventen seien "bereit für die Realität, die ebenso plural wie die Hochschule selbst" sei angesichts der heutigen multiethnischen Zusammensetzung der Schulklassen. Wichtig sei in dieser Situation ein "sensibler Umgang mit Religion sowie mit ethischer und sozialer Vielfalt" und auch das Wissen um die eigene Herkunft, betonte Pinz.
Heute stehe die KPH Wien/Krems als "starke, große Einrichtung" mit einer Strahlkraft weit über die Grenzen der Religionen und des Landes hinweg dar, so die Hochschulratsvorsitzende. Es handle sich um eine "Werkstatt für die Zukunft, die aus der Vergangenheit schöpft". Pinz kündigte an, dass die Kirchen auch weiterhin in eigenständig in der Lehrerausbildung tätig bleiben wollten.
An dem Festakt am Hochschulstandort Wien-Strebersdorf nahmen 500 hochrangige Gäste aus Religion, Wissenschaft und Gesellschaft teil, darunter neben Kardinal Schönborn, dem St. Pöltner Bischof Klaus Küng und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der orthodoxe Abt Paisios Jung, der Präsident der muslimischen Glaubensgemeinschaft, Ibrahim Olgun, der jüdische Oberrabbiner Arie Folger und der alevitische Schulamtsleiter Ertürk Maral.
Quelle: kathpress