Kirchliche Bibliotheken prägen Büchereilandschaft mit
Kirchliche Bibliotheken prägen die Büchereilandschaft Österreichs wesentlich mit: Das unterstreicht das Konterfei von Susanne Karri, Leiterin der Kinderbibliothek der Pfarre Wien-Hetzendorf, auf der Titelseite der Werbebroschüre für die diesjährige Aktionswoche "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek" (16. bis 22. Oktober), aber auch nackte Zahlen aus dem Jahr 2016: 215 der insgesamt 1.316 Büchereien in Österreich sind in kirchlicher Trägerschaft, sie bieten knapp eine Million Bücher und andere Medien und verzeichneten im Vorjahr 669.000 Besucher sowie 1.125.000 Entlehnungen. Bemerkenswert ist das freiwillige Engagement: Lediglich sieben hauptamtlich und 16 nebenberuflich tätige Mitarbeiter kirchlicher Bibliotheken werden durch den Einsatz von 1.970 ehrenamtlich Engagierten entlastet.
Ehrenamtlich tätig ist in der der Pfarre Wien-Hetzendorf auch Susanne Karri, die heuer prominent platziert für "Österreich liest" wirbt. Ziel des alljährlichen Literaturfestivals ist es, den Stellenwert des Lesens und der Bibliotheken in der Gesellschaft zu steigern. In den vergangenen Jahren setzte man dabei auf eine begleitende Inseratenkampagne, die auf die Zugkraft prominenter Lesender - darunter auch österreichische Bischöfe - baute. "In diesem Jahr möchten wir die eigentlichen HauptprotagonistInnen unseres Festivals in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stellen, nämlich die BibliothekarInnen selbst", hieß es von Seiten des veranstaltenden Büchereiverbandes Österreichs.
Viel Ertrag mit geringen Mitteln
Über Susanne Karris Tätigkeitsbereich in Hetzendorf heißt es in der Broschüre, die Kinderbibliothek sei mit zehn Quadratmetern winzig. "Die Wände sind bis unter die Decke mit Büchern gefüllt. Auf dem Tisch steht der vermutlich älteste Computer der Welt." Seit zwei Jahren arbeite sie hier und habe es geschafft, trotz geringer finanzieller Mittel "aufsehenerregende Veranstaltungen" auf die Beine zu stellen "und für einen erstaunlichen Zuwachs an neuen und relevanten Kinderbüchern zu sorgen".
Für ihre Bibliothek sei sie neulich nachts mit einem leeren Koffer zur Frankfurter Buchmesse gereist, um am nächsten Abend mit einem vollen Koffer - mit Büchern und neuen Kontakten - wieder nach Wien zurückzufahren. Egal, ob es um Belegexemplare von Verlagen, Mängelexemplare von Buchhandlungen oder Ähnliches gehe, "Frau Karri hat keine Angst, danach zu fragen, und die Bibliothek füllt sich - auch ohne großes Budget". Ihre Mehrsprachigkeit und ihr Betriebswirtschaftsstudium "ist auf keinen Fall ein Nachteil".
Zum Auftakt von "Österreich liest" bereitete der Bücherwurm Libi in der Kinderbibliothek der Pfarre Hetzendorf Palatschinken und Waffeln zu. Veranstaltungen gab und gibt es aber auch in zahlreichen anderen Pfarrbüchereien: René Freund liest am 20. Oktober aus seinem Buch "Niemand weiß, wie spät es ist" in der Öffentlichen Bibliothek der Pfarre und Gemeinde St. Marien (OÖ.), in der Pfarrbücherei Bisamberg (NÖ.) liest die einheimische Künstlerin Angelina Nadalini am selben Tag aus eigenen Texten, am 21. Oktober lädt das Stift Lilienfeld zu einer Abenteuerführung für Kinder durch das Kloster. Am 4. November bietet die Pfarre Wien-Hetzendorf einen nachmittäglichen "Österreich-liest-Nachschlag" mit dem bekannten Kindertheater-Macher Marko Simsa und seiner Version von Mozarts "Die Zauberföte". (Alle Veranstaltungen unter www.oesterreichliest.at/veranstaltungskalender)
Quelle: kathpress