KPH Wien weitet Ausbildungsangebot für Religionslehrer aus
Die Kirchlich Pädagogische Hochschule Wien/Krems (KPH) weitet ihr Ausbildungsangebot für Religionslehrer aus: Studierende können sich künftig im Rahmen der vierjährigen Volksschullehrer-Ausbildung neben katholischer, evangelischer, altkatholischer und orthodoxer auch auf freikirchliche, muslimische und jüdische Religion spezialisieren, berichtete Rektor Christoph Berger am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Hochschule.
Organisiert ist die Ausbildung zum Religionslehrer in der Primar- und Sekundarstufe I in der "PädagogInnenausbildung NEU", die für den Pflichtschulbereich keine eigenständige Religionslehrer-Ausbildung mehr vorsieht. Künftige Religionslehrer müssen im Rahmen der vierjährigen Ausbildung zum Volksschullehrer im dritten Jahr ihrer Studien einen Schwerpunkt auf die jeweilige Religion oder Konfession im Ausmaß von 60 ECTS legen. Zusätzlich können sie während des anschließenden Masterstudiums die Lehrbefähigung Religion für die Sekundarstufe I (AHS-Unterstufe beziehungsweise Neue Mittelschule) erlangen.
Die akademische Qualitätssicherung verantwortet für das gesamte Studium die KPH im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Für die theologischen Inhalte zeichnen die jeweiligen Religionsgemeinschaften gemäß des Konkordats verantwortlich, erklärte Berger weiter. "Wir sind überzeugt, dadurch, dass wir den kooperierenden Religionsgesellschaften die Religionslehrer Aus-, Fort- und Weiterbildung an der KPH ermöglichen, einen relevanten gesellschaftspolitischen Beitrag für die 'gute Zukunft' zu leisten, bei der auch religiöse Bildung ihren Platz hat und alle Lehrer religionssensibel ausgebildet werden."
Interreligiöse Kompetenzen stärken
Das erweiterte Studienangebot soll Studierenden künftig auch mehr interreligiöse Kompetenz mitgeben, um einer pluralen Gesellschaft Rechnung zu tragen, betonte Karsten Lehmann, Forschungsprofessor für Interreligiosität an der KPH. Konfessionelle Kompetenz alleine reiche nicht mehr aus, es brauche ein weiteres Konzept von Religion, "damit Lehrer in der Lage sind mit der pluralen Situation umzugehen".
Mit dem neuen Studienangebot betritt die KPH europaweit Neuland, betonte Karl Schiefermair, Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B. und H.B. in Österreich. "Die KPH ist die einzige europäische Hochschule, die diese geforderte Zusammenarbeit in organisierter Form gestaltet hat, verbunden mit ökumenischem und interreligiösem Lernen." Diese strukturell verankerte Kooperation sei eine Verpflichtung, keine Beliebigkeit, hier werde, so Schiefermair, Verantwortung für einen konstruktiven Umgang mit Vielfalt wahrgenommen und somit Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft.
Ziel sei ein positives Verständnis von Unterschieden, ein wertschätzender Umgang miteinander und der Dialog als durchgehendes Strukturprinzip der Lehre. In der Praxis erhofft sich die Hochschule dadurch ein besseres Miteinander von Religionslehrern und Schülern verschiedener Konfessionen und Religionen in Österreichs Bildungseinrichtungen. Andrea Pinz, Vorsitzende der Österreichischen Schulamtsleiter-Konferenz (SALK), strich die sich gegenseitige Bereicherung der Religionen hervor. Das werde auch an der KPH spürbar: "Sieben Trägerkirchen in ihrer lebendigen Vielfalt bilden das große Ganze." Die Hochschule sei "Lebenswerkstatt und Zukunftslabor" für künftige Lehrer. "An und unter Bedingungen, die sie in ihrem späteren Beruf vorfinden, können sie lernen, arbeiten, Erfahrungen machen."
Die KPH Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit sechs Standorten in Wien und Niederösterreich. Im Sinne einer ökumenischen Perspektive fördert und vertritt die Hochschule die Zusammenarbeit der sieben an der Hochschule vertretenen christlichen Kirchen (Katholische Kirche, Evangelische Kirche A.B. und H.B., Griechisch-Orientalische Kirche, Altkatholische Kirche, Armenisch-Apostolische Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche) bei gleichzeitiger Wahrung der jeweiligen Identität. Zusätzlich kooperiert sie in der Religionslehrerausbildung und im Rahmen der Förderung der interreligiösen Kompetenzen mit den Freikirchen, der Islamischen, der Alevitischen und der Israelitischen Religionsgemeinschaft.
Quelle: kathpress