Bischof Iby: "Papst Franziskus wäre mein Papst gewesen"
"Die Kirche muss den Weg des Dialogs mit den Menschen gehen." Das betont der emeritierte Bischof der Diözese Eisenstadt, Paul Iby, dessen neues Buch "Gott und dem Leben trauen" dieser Tage erschienen ist. In dem Buch blickt Iby auf sein Leben zurück und nimmt auch zu kirchenpolitisch brisanten Themen Stellung. Sehr angetan zeigt er sich dabei von Papst Franziskus und dessen Kirchenkurs: "Papst Franziskus wäre mein Papst gewesen." Iby war von 1993 bis 2010 Bischof von Eisenstadt.
In seine Amtszeit fiel u.a. der 1999 erfolgte Start für den "Dialog für Burgenland", mit dem er für seine Diözese den "Dialog für Österreich" fortsetzen bzw. am Leben erhalten wollte. Wörtlich hält Iby in seinem Buch dazu fest: "Als ich den 'Dialog für Burgenland' initiiert habe - als einzige Diözese in Fortsetzung des Dialogs für Österreich - bin ich heftig angegriffen worden. Mit Papst Franziskus ist aber im Jahr 2013 die Bestätigung gekommen, dass die Kirche diesen Weg des Dialogs mit den Menschen gehen muss. Papst Franziskus wäre mein Papst gewesen. So gesehen bin ich zu früh Bischof gewesen." Damals, Ende der 1990er Jahre sei es für ihn "frustrierend" gewesen, dass seine Diözese die einzige war, die den Dialog für Österreich auf diözesaner Ebene fortsetzte.
Ein stetes Anliegen sei ihm auch das Thema Frauen in der Kirche gewesen. Bereits 1996 erhielt Eisenstadt daher auch als erste Diözese Österreichs eine eigene Frauenkommission. Er habe sich zudem auch in Rom für die Weihe von Diakoninnen eingesetzt. Trotz damaliger negative Bescheide sei er nach wie vor von diesem Anliegen überzeugt. Iby: "Wenn die Kirche die Frage der Frauenweihe wirklich studiert und sich intensiv damit beschäftigt, wird diese Zeit kommen. Ähnlich wie die Abschaffung des Pflichtzölibats."
Jugendbischof und Attentats-Seelsorger
Von 1995 bis 2003 war Paul Iby Jugendbischof, drei Mal nahm er an Weltjugendtagen (in Paris, Rom und Toronto) teil. Als Jugendbischof habe er sich immer wieder mit großer Offenheit für die Anliegen junger Menschen eingesetzt, so Iby. Ein großes Anliegen sei ihm auch die Ökumene gewesen; gerade im Burgenland mit rund 15 Prozent evangelischen Christen. Er habe sich auch stets bemüht, den verschiedenen Volksgruppen im Burgendland die gleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen wie der Deutschsprachigen.
Nach dem Rohrbombenattentat am 4. Februar 1995 in Oberwart, bei dem vier Roma getötet wurden, rief der Bischof eindringlich zur Versöhnung der Volksgruppen im Burgenland auf. Er habe dann auch die Seelsorge von Seiten der Diözese für die Angehörige der Volksgruppe der Roma und Sinti verstärkt, so Iby.
Iby blickt in seinem neuen Buch freilich nicht nur auf seine Zeit als Bischof zurück, sondern nimmt seinen ganzen Lebenslauf in den Blick. Als junger Priester war er in den 1960er-Jahren zum Studium des Kirchenrechts in Rom. "Es waren die schönsten Jahre meines Lebens. Das Besondere war, dass ich einen großen Teil des Zweiten Vatikanischen Konzils miterleben durfte", hält der Bischof fest. Zwar hätten ihm die Kenntnisse über das Kirchenrecht später viel genutzt, viel lieber hätte er aber Liturgie studiert, räumt Iby ein.
Letztlich sei es ihm immer darum gegangen, seinen bischöflichen Wahlspruch "Omnia in caritate" ("Alles in Liebe") in die Tat umzusetzen, so der Bischof, der nach seiner Emeritierung weiterhin als Seelsorger tätig ist.
An zentralen Schaltstellen der Diözese
Paul Iby wurde am 23. Jänner 1935 in Raiding, dem Herkunftsort von Franz Liszt, als zweiter Sohn eines Landwirts geboren. Nach der Matura in Mattersburg und theologischen und philosophischen Studien wurde er am 29. Juni 1959 in Eisenstadt zum Priester geweiht. An der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom promovierte er zum Doktor des Kanonischen Rechts.
Ab 1967 übernahm Paul Iby Verantwortung an allen wichtigen Schaltstellen der Diözese: er war Sekretär des ersten Bischofs von Eisenstadt, Stefan Laszlo, Leiter der Caritas und des Schulamtes, Ordinariatskanzler und ab 1984 Generalvikar. Am 18. Dezember 1992 wurde Iby zum Bischof ernannt, die Weihe im Eisenstädter Dom erfolgte am 24. Jänner 1993. Damit feiert Altbischof Iby demnächst sein 25-jähriges Bischofsjubiläum, zu dem sich am 20. Jänner 2018 auch sein Nachfolger Ägidius Zsifkovics und die gesamte Diözesanfamilie im Rahmen eines Festgottesdienstes einfinden werden.
Ibys Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Kirchenkenner Josef Bruckmoser ("Salzburger Nachrichten"). Präsentiert wurde das Buch bereits in Ibys Heimatgemeinde Raiding und in Wien, weitere Termine (u.a. am 25. Oktober in Eisenstadt) stehen noch an.
Paul Iby: Gott und dem Leben trauen. Erinnerungen und Wegzeichen. In Zusammenarbeit mit Josef Bruckmoser. Verlag Tyrolia, 2017.
(Infos: www.martinus.at)
Quelle:kathpress