Mediziner: Am Lebensende Tod nicht um jeden Preis hinausdrängen
Menschen in Ruhe sterben zu lassen und den Tod nicht um jeden Preis hinauszudrängen: Dazu hat der Mediziner und Buchautor (u.a. "Sterben - Zwischen Würde und Geschäft") Günther Loewit bei der Tagung zu Bestattungskultur ermutigt, die am Donnerstag im Salzburger Bildungshaus St. Virgil zu Ende gegangen ist. Die Gesellschaft wolle den Tod "um jeden Preis verhindern", so seine Erfahrung als Arzt; nicht zuletzt werde in den letzten sechs Monaten vor dem Tod oft mehr Geld für medizinische Behandlungen ausgegeben als in allen Lebensjahren zuvor.
Sterben brauche Zeit und sei das "letzte große Geschäft", betonte Loewit. Die meisten Menschen wollten "im Angesicht des Todes in Ruhe sterben können". Richtig verstandene "Sterbehilfe" sei daher die Aufgabe, Menschen zu begleiten und nach ihren Bedürfnissen zu fragen. Vor allem gehe es dabei um die Achtung vor der Menschenwürde der Sterbenden. Für ein gutes Gelingen des Sterbens müsse außerdem bereits zu Lebzeiten über den Tod gesprochen werden - "und nicht erst danach".
Als falsch bezeichnete es der Buchautor, Unsummen für eine Lebensverlängerung um ein paar Tage auszugeben. Sinnvoller wäre das Geld für ein familienfreundliches Klima eingesetzt, "damit junge Paare wieder bereit sind, Leben zu zeugen".
Der Tod durchkreuzt alle Pläne, ist jedoch im christlichen Kontext zugleich auch "eine Chance auf Neuanfang", erklärte Lucia Greiner, die Leiterin des Seelsorgeamts der Erzdiözese Salzburg. Als Christ brauche man sich vor dem Tod nicht zu fürchten, zumal hier die Sichtweise des Glaubens mit dem Blick auf einen "offenen Himmel" ein Angebot gebe. Die Kirche wolle damit auch zur Weiterentwicklung der Bestattungskultur in der Gesellschaft beitragen.
Die bislang sechste Tagung zur Bestattungskultur war auf das Phänomen des Verdrängens und die dahinterliegenden Gründe gerichtet. Ein Schwerpunkt lag auch auf dem Umgang mit individuellen Gestaltungswünschen der Angehörigen, insbesondere im Hinblick auf Musik und Rituale.
Quelle: kathpress