Stift Kremsmünster feierte "10 Jahre Treffpunkt Benedikt"
Seit zehn Jahren gibt es im oberösterreichischen Benediktinerstift Kremsmünster den "Treffpunkt Benedikt" - ein Angebot für junge Menschen, das u.a. monatliche Treffen mit Gebet, Musik und inhaltlichen Impulsen, Sommerwochen, Einkehrtage und Pilgerfahrten umfasst. Am vergangenen Wochenende wurde das Jubiläum groß gefeiert; mit rund 200 Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie zahlreicher kirchlicher Prominenz aus Österreich und darüber hinaus. Als Gratulanten stellten sich u.a. der Linzer Bischof Manfred Scheuer, Jugendbischof Stephan Turnovszky, Bischof Josafa Menezes da Silva aus Barreiras (Brasilian), der Würzburger evangelische Altbischof Christian Schmidt sowie Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden, ein.
Bischof Turnovszky legte in seinem Vortrag ein Plädoyer ab, die Kirche nicht als Selbstzweck misszuverstehen, sondern immer zu fragen, wo der Glaube heute die Welt verändern sollte. "Wir müssen uns fragen, ob wir die Sehnsucht der Menschen aufnehmen oder nur unser altes Programm abspulen. Wir dürfen nicht der Versuchung erliegen, uns nur mit uns selbst zu beschäftigen und lediglich die im Blick zu haben, die zu unserer Gruppe oder Sonntagsversammlung gehören", so Turnovszky wörtlich.
Patentrezepte würden eine falsche Sicherheit vortäuschen, so der Wiener Weihbischof, der in der Österreichischen Bischofskonferenz u.a. für Jugendfragen zuständig ist: "Patentrezepte kommen von konservativer wie von progressiver Seite. Die Kirche ist hier vorsichtig, weshalb sie auch nüchtern auf Privatoffenbarungen reagiert. Unsere einzige Sicherheit ist die Person Jesu Christi." Sein Weg bestehe darin, "dass er aus Liebe zu den Menschen seine Komfortzone verlassen und die Nähe der Menschen gesucht hat, auch wenn das für ihn bedrohlich wurde. Das ist missionarische Lebensweise."
Die Methode heutiger Mission bestünde wesentlich in der Sorge um die Abwesenden. "Wir erreichen sie aber nicht, wenn wir bloß Antworten auf nicht gestellte Fragen geben", mahnte der Bischof. Mission beginne beim Zuhören und bei der Bereitschaft, vom anderen zu lernen. "Nur wer fähig ist, sich selbst missionieren zu lassen, kann christlicher Missionar sein." Mission sei nicht nur eine Sache für Spezialisten, für die Priester und Hauptamtlichen in der Kirche, sondern für das ganze Volk Gottes.
Jugend kämpft für Gerechtigkeit
Der brasilianische Bischof Josafá Menezes da Silva aus Barreiras, Nachfolger des aus dem Stift Kremsmünster stammenden und 2010 verstorbenen Bischofs Richard Weberberger, sprach über "Jugend und Kirche in Brasilien". Der Kampf für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sei in besonderer Weise der jungen Kirche anvertraut, so der Bischof. Er hob das soziale Engagement junger Leute in seiner Diözese hervor. In Richtung der jungen Zuhörer sagte er: "Für euch in Österreich scheint der Preis einer Busfahrkarte nebensächlich, für unsere Jungen ist es aber eine Existenzfrage, weil sie keine Autos besitzen und über weite Strecken fahren müssen. So haben sie sich in Demonstrationen nach den Gottesdiensten gegen eine Preiserhöhung gewandt, die dann tatsächlich zurückgenommen wurde."
Der emeritierte evangelische Regionalbischof von Würzburg-Ansbach, Christian Schmidt, der sich seit 40 Jahren regelmäßig ins Stift Kremsmünster zurückzieht, thematisierte in seinen Ausführungen die Begriffe "Liebe und Glaube". Gegenüber den jungen Menschen vom "Treffpunkt Benedikt" betonte er: "Der Glaube ist nicht etwas nur für den Kopf. Der Glaube erfasst den ganzen Menschen, das Gemüt, das Herz."
Schmidt: "Wenn ich verliebt bin, denke ich Tag und Nacht an den geliebten Menschen. Das Glück der irdischen Liebe kann uns zum Hinweis werden auf den Grund aller Liebe, auf Gott. Was Christen über die Jahrhunderte erfahren haben, das ist nicht einfach nur eine Projektion der menschlich-irdischen Erotik auf das religiöse Leben, sondern es ist eine wunderbare Wirklichkeit, die uns leben lässt." Von daher bleibe die Keuschheit aktuell:
Ich glaube, dass es die Berufung zu einem Leben in Enthaltsamkeit gibt. Sie ist nicht Selbstzweck, sondern will in besonderer Weise ganz frei und verfügbar machen für das Reich Gottes.
Enthaltsamkeit könne darüber hinaus in der gegenwärtigen "pansexualisierten" Zeit und Welt zeigen, "dass es noch etwas anderes gibt, für das es sich zu leben und um dessentwillen es sich zu verzichten lohnt". Wo diese Berufung in der Nachfolge Christi im Vertrauen auf Gott mit seiner Hilfe gelebt wird, "kann das ein ganz reiches Leben werden", zeigte sich der evangelische Bischof überzeugt.
Der Jubiläums-Festmesse im Stift stand Diözesanbischof Manfred Scheuer vor, die Predigt teilten sich der evangelische Bischof Schmidt und Bischof Turnovszky. Sie reflektierten zum Thema "Was ich an der anderen Konfession schätze". Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde auch das neue benediktinische Jugendbrevier "Oremus" präsentiert.
"Frischer Wind ins alte Kloster"
Abt Ambros Ebhart sagte zur Entstehung des "Treffpunkt Benedikt", dass er seit seiner Wahl zum Abt das Kloster als geistliches Zentrum ausbauen wollte. "Wir haben junge Leute befragt, was sie von uns erwarten, und dann hat sich der 'Treffpunkt Benedikt' ganz natürlich entwickelt", so der Abt wörtlich:
Die vielen jungen Menschen bringen frischen Wind in unser altes Kloster, und viele kommen dann zu verschiedenen Anlässen zu uns.
P. Bernhard Eckerstorfer, Novizenmeister und zuständig für den "Treffpunkt Benedikt" wies auf die Erfahrung hin, dass in der Kirche letztlich "junge Leute andere Junge mitreißen", sonst hätte auch der "Treffpunkt Benedikt" nie diese Dynamik entfaltet. Der Treffpunkt biete für junge Erwachsene zwischen 17 und 35 ein Forum, den Glauben intensiv zu erleben und auch auf hohem Niveau zu reflektieren.
Eckerstorfer: "Ordensgemeinschaften können gerade für junge Menschen in Ausbildung ein Ort sein, wo sie über Pfarrgrenzen hinweg Gleichgesinnte treffen und ihrem Alter entsprechende Angebote finden." Ein altes Kloster könne viel vom Enthusiasmus junger Gläubiger lernen, wie auch umgekehrt die Tradition des Mönchtums den jungen Katholiken vermitteln könne, nicht zu viel auf Emotion und den Fun-Faktor zu setzen. So käme es zu einem gegenseitigen Lernprozess zwischen einem Jahrhunderte alten Kloster und der heutigen Jugendkultur.
(Infos: https://treffpunkt-benedikt.net bzw. https://stift-kremsmuenster.net)
Quelle: kathpress