Bibelwerks-Direktorin: Neues Lektionar bricht mit Hörgewohnheiten
Die vor einem Jahr veröffentlichte revidierte Einheitsübersetzung der Bibel regt mit "seinen Stolpersteinen" zum Weiterdenken an. Das hat die neue Direktorin des Österreichischen Bibelwerks, Elisabeth Birnbaum, in einem Interview mit der Kooperationsredaktion der Österreichischen Kirchenzeitungen betont. Die revidierte Übersetzung habe "viel mehr vom Ursprungsgeist der originalen Sprache drin, der Text ist weniger germanistisch geglättet. Das bringt vielleicht Stolpersteine mit sich, aber diese können Impulse zum Weiterdenken sein". Insofern zahle sich auch die Anschaffung des neuen Lektionars aus, "mit dem wir ab Advent 2018 die Hörgewohnheiten in den Gottesdiensten durchbrechen werden".
2016/2017 wurde die revidierte Bibel auch erstmals in Österreichs Schulen ausgegeben, "leider noch mit dem alten Anhang". Es gebe aber bereits ein neues Konzept mit verbesserter Grafik, das bis zum Schuljahr 2019/2020 umgesetzt werden soll, kündigte Birnbaum an. "Vor allem möchte ich daran festhalten, den jungen Menschen für ihr Leben eine ungekürzte Bibel zu geben."
Geplant sei außerdem ein Leitfaden für Kinderbibeln. Die Expertin rät zu Ausgaben, die Texte von beiden Testamenten, Psalmen und Briefen enthalten, "damit man sieht, dass die Bibel nicht nur aus Erzähltexten besteht". Die Ausgabe sollte kein "Schocker" sein, aber auf kindgerechte Weise auch schwierige Themen wie die Kreuzigung beinhalten. "Konflikte und Streit kennen die Kinder aus ihrem Leben. Man kann sie uns ihre Erfahrungen ernst nehmen und sollte ihnen keine reduzierte 'Plüschreligion' in der Kinderbibel bieten."
Birnbaum hat ihre Funktion vor knapp einem Monat angetreten. Das Bibelwerk versteht sie als Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Bibel. "Vor allem möchte ich Menschen neugierig machen und dann nicht alleine lassen." Es gehe nicht nur um das Lesen des Buches, sondern darum, die Bibel mit allen Sinnen zu erfassen.
Die überarbeitete Einheitsübersetzung wurde 2016 veröffentlicht. An der Revision der Fassung von 1979 wurde im Auftrag der katholischen Bischöfe des deutschen Sprachraums nahezu zehn Jahre gearbeitet. Ab Dezember 2018 soll die neue Einheitsübersetzung verbindlich in den katholischen Gottesdiensten verwendet werden. (Weitere Informationen: www.bibelwerk.at)
Quelle: kathpress