Glettler: "Armut bekämpfen, nicht die Armen"
Der designierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat sich "enttäuscht" gezeigt über die Entscheidung des Gemeinderates der Tiroler Landeshauptstadt, ein teilweises Nächtigungsverbot in Teilen der Innsbrucker Innenstadt zu verfügen. Auch wenn er auch Verständnis für Passanten und Geschäftsleute zeige, wenn diese Belästigungen ausgesetzt sind, sehe er Obdachlosigkeit und Bettler auf den Straßen als "eine Tatsache und Teil des Abbilds gesellschaftlicher Entwicklungen, denen wir aber mit weitreichenden Lösungsbemühungen begegnen müssen". Als "Dauerauftrag" bezeichnete es Glettler in einer Aussendung der Diözese Innsbruck, "die Armut zu bekämpfen und nicht die Armen."
Seitens der Tiroler Caritas habe er erfahren, "dass die vorhandenen und gut geführten Einrichtungen nicht ausreichen", sagte der am 2. Dezember zum neuen Innsbrucker Bischof geweihte Steirer. Es brauche den Ausbau der Tagesbetreuung, der mobilen Sozialarbeit und mehr Kapazitäten im Bereich der Notschlafstellen.
Glettler abschließend: "Eine wunderbare Stadt wie Innsbruck muss sich auch in Zukunft durch Menschlichkeit auszeichnen und nicht durch Härte gegenüber jenen, die ohnehin schon an den Rand der Wohlstandsgesellschaft gedrängt wurden."
Der Innsbrucker Gemeinderat hatte am Donnerstagabend mehrheitlich ein Nächtigungsverbot für Obdachlose in der Innen- bzw. Altstadt sowie weiteren Straßenzügen beschlossen. Diese Maßnahme kritisierte die sozial in vielen "VinziWerken" engagierte Vinzenzgemeinschaft - mit der Hermann Glettler seit Jahren verbunden ist - als menschenverachtend und gegen die Menschenrechte verstoßend. Kritik am Nächtigungsverbot äußerte auch die "Bettellobby Tirol".
Quelle: kathpress