"VinziWerke": Innsbrucker Nächtigungsverbot "menschenverachtend"
Der Innsbrucker Gemeinderat hat am Donnerstagabend mehrheitlich ein Nächtigungsverbot für Obdachlose in der Innen- bzw. Altstadt sowie weiteren Straßenzügen beschlossen. Die Maßnahme ist für die "VinziWerke" menschenverachtend und stelle einen Verstoß gegen die Menschenrechte dar. "Mit dieser Verordnung werden die Ärmsten der Armen und nicht die Armut bekämpft", kritisierte am Freitag in einer Aussendung die Koordinatorin der "VinziWerke", Nora Tödtling-Musenbichler.
Statt die Ärmsten aus "unserem Blickfeld zu vertreiben", sollten Notschlafstellen geschaffen werden, forderte die Sozialexpertin. Gerade am Beginn der kalten Jahreszeit eine solches Verbot zu beschließen, sei zynisch. "Hier wird eine Politik auf dem Rücken der Ärmsten ausgetragen, die nicht das Miteinander fördert, sondern trennt", stellte Tödtling-Musenbichler fest.
Die Organisation kündigte an, "alles zu tun, um dieses Verbot aufzuheben. Wir stellen uns an die Seite der Ärmsten und werden für sie und mit ihnen gegen dieses menschenunwürdige Verbot vorgehen", betonte der Gründer der "VinziWerke", Pfarrer Wolfgang Pucher.
Kritik am Nächtigungsverbot äußerte auch die "Bettellobby Tirol". Die Maßnahme sei ein "Armutszeugnis" und "entwürdigend", hieß es in einer Aussendung der Organisation am Donnerstag. Sie plädiert für soziale Hilfestellungen statt Verbote, denn ein derartiges Verbot bestrafe Menschen, die ungewollt auf der Straße stünden, wenn Notschlafstellen überfüllt und nicht zugänglich sind. Das Verbot sei auch Ausdruck einer Politik, "die zunehmende auf dem Rücken von sozial Schwächeren ausgetragen wird und das gesellschaftliche Klima vergiftet".
Quelle: kathpress