Wien: Schönborn und Landau starten "Erntedanksammlung"
1,2 Millionen Menschen sind in Österreich arm oder akut armutsgefährdet, 410.000 davon sind manifest arm. Auf diese Zahlen, hinter denen einzelne persönliche Menschen bzw. Schicksale stehen, hat Caritaspräsident Michael Landau am Donnerstag aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn setzte er bei einem Pressetermin in Wien den Startschuss zur aktuellen "Erntedanksammlung" der Caritas.
Beim "Erntedank der Caritas" sammeln die Menschen in den Pfarren der Erzdiözese Wien Geld und Naturalien für ihre notleidenden Mitmenschen. Konkret beteiligen sich 166 Pfarren an der Aktion, die bis 22. Oktober anberaumt ist. Benötigt werden haltbare Nahrungsmittel - speziell Zucker, Reis, Öl, Konserven, Kaffee, Tee und Salz - die über das Projekt Le+O (Lebensmittel und Orientierung) an armutsbetroffene Männer, Frauen und Kinder verteilt werden. Spender können die Lebensmittel direkt in den teilnehmenden Pfarren abgegeben.
Vielen Menschen fehle das Nötigste zum Leben, so Landau, "und sie müssen sich oft zwischen Essen und Heizen entscheiden". Wenn nun hunderte Menschen in den Pfarren Lebensmittel sammeln, "dann tun sie das, um ihre Nächsten nicht im Stich zu lassen. Das Engagement und die Solidarität dieser Menschen machen satt!" Für diesen "Akt der Nächstenliebe" wolle auch er schon im Voraus danken, so Kardinal Christoph Schönborn.
Am Rande des Pressetermins nahm der Caritaspräsident im "Kathpress"-Gespräch auf den laufenden Wahlkampf und die damit verbundene Sozialdebatte Bezug. Dabei brach er eine Lanze für einen "guten und zukunftstauglichen Sozialstaat, der auf die Schwächsten in der Gesellschaft nicht vergisst". Diesen Weg müsse jede künftige Bundesregierung auch weitergehen, appellierte Landau. "Der Sozialstaat wirkt", so Landau wörtlich. Ohne die vielfältigen Instrumentarien würden sehr viel mehr Menschen, vor allem auch Familien und Ältere armutsgefährdet oder akut arm sein. Es gehe deshalb in der politischen Debatte eigentlich auch nicht darum, "was wir uns leisten können sondern was wir uns leisten wollen und welche Prioritäten wir setzen."
Die Caritas verteilt in Wien und Niederösterreich jede Woche 14 Tonnen Lebensmittel an Armutsbetroffene, wie Landau berichtete: "Obwohl Armut oft unsichtbar ist, ist sie kein Phänomen, das nur einige Wenige betrifft. Armut ist ein Stück Realität in unserem Land. Die hohe Nachfrage in den Le+O-Ausgabestellen bestätigt dies."
Landau: aus unserer Erfahrung als Caritas wissen wir, dass es für eine zukunftstaugliche Gesellschaft diese Aufmerksamkeit füreinander braucht. Sowohl im individuellen als auch im staatlichen Bereich."
Le+O wurde von der Caritas der Erzdiözese Wien gemeinsam mit Wiener Pfarren 2009 ins Leben gerufen. In sechzehn Ausgabestellen in Wien und Niederösterreich erhalten armutsbetroffene Menschen Nahrungsmittel, aber auch Hygieneartikel, Windeln oder Waschpulver zu einem symbolischen Preis. Wöchentlich kommen auf diese Weise die besagten 14 Tonnen gespendete Lebensmittel Armutsbetroffenen zu Gute.
Mit mehr als 1.000 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei Le+O auch das größte Freiwilligenprojekt der Caritas der Erzdiözese Wien, fügte Landau hinzu. Aktuell würden aber noch neue freiwillige Helfer gesucht.
(Infos: www.caritas-wien.at)
Quelle: kathpress